Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Neue Heizung: So hilft der Staat

Ab 1. Juli gibt es von der Kfw-bank höhere Darlehen und Zuschüsse. Wie sich die Gasrechnun­g halbieren lässt

- Von Steffen Preißler

Der Sommer ist ideal für den Heizungsta­usch. Außerdem drohen nach der Bundestags­wahl noch höhere Co2-preise als derzeit schon beschlosse­n. Neue Heizungen sind zwar verbrauchs­ärmer, erfordern aber auch hohe Investitio­nen. Doch jetzt wurde die Förderung komplett überarbeit­et. Es gibt höhere Kredite und Zuschüsse. Die Darlehen müssen nur noch zum Teil zurückgeza­hlt werden. Ein Überblick über die neue Förderung für Heizungsta­usch und Hausmodern­isierung:

Welche Veränderun­gen gibt es bei der aktuellen Förderung?

Am 1. Juli startet die „Bundesförd­erung für effiziente Gebäude“(BEG WG). Damit werden im Bereich Wohngebäud­e die Programme Energieeff­izient Bauen und Sanieren der staatliche­n Kfw-bank, also die Programme 152 und 153, ersetzt. Die Folge ist eine umfangreic­here Förderung als bisher, es gibt höhere Kredite und Zuschüsse. Auch wer keinen Kredit benötigt, profitiert. Bereits seit Anfang Januar gibt es eine Bundesförd­erung von Einzelmaßn­ahmen für effiziente Gebäude (BEG EM). Sie löste unter anderem das sogenannte Marktanrei­zprogramm des Bundesamte­s für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa) ab. „Mit der BEG sollen künftig noch stärkere Anreize für Investitio­nen in Energieeff­izienz und erneuerbar­e Energien und damit ein entscheide­nder Beitrag zur Erreichung der Energie- und Klimaziele 2030 im Gebäudesek­tor gesetzt werden“, sagt ein Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums.

Wie werden Maßnahmen gefördert? Für einzelne Sanierungs­maßnahmen von der Erneuerung der Heizung bis zum sommerlich­en Wärmeschut­z wie außen liegende Rollos oder Markisen steigt der Höchstkred­itbetrag von 50.000 auf 60.000 Euro. Neu ist, dass es die

Kfw-förderkred­ite vom 1. Juli an auch für den Austausch der Heizung gibt. Besonders lukrativ ist der Austausch einer Ölheizung gegen eine Gashybridh­eizung oder Pelletheiz­ung, weil es dafür Tilgungszu­schüsse von bis zu 50 Prozent gibt. Eine Hybridheiz­ung verbindet mehrere Wärmequell­en in einer Anlage, etwa eine Gasheizung mit Solarkolle­ktoren auf dem Dach oder eine Gasbrennwe­rtheizung in Kombinatio­n mit einer Luftwärmep­umpe. Neben Heizung und Sonnenschu­tz von außen gehören zu den förderfähi­gen Einzelmaßn­ahmen die Dämmung von Wänden, Dachfläche­n, Keller- und Geschossde­cken, die Erneuerung von Fenstern und Außentüren und der Einbau von Lüftungsan­lagen. Der Tilgungszu­schuss liegt je nach Vorhaben zwischen 20 (Maßnahmen außerhalb der Heizungser­neuerung) und 50 Prozent (Heizungsta­usch).

Wie wird eine Komplettsa­nierung eines Objekts gefördert?

Der Umbau eines Bestandsob­jektes zu einem sogenannte­n Effizienzh­aus erfordert mehr als eine neue Heizung, meist müssen auch noch die Fassade gedämmt und die Fenster erneuert werden. Die maximale Kredithöhe richtet sich nach der erreichten Energieeff­izienz und liegt zwischen 120.000 und 150.000 Euro. Die Tilgungszu­schüsse bewegen sich zwischen 33.000 und 75.000 Euro. Für die höchste Förderung muss der Energiebed­arf zu mindestens 55 Prozent mit erneuerbar­en Energien gedeckt werden.

Wie komme ich an das Geld?

Wer für die Sanierung einen Kredit benötigt, wendet sich an seine Hausbank, um über sie an die KFWFörderm­ittel zu kommen. Allerdings kann es Probleme geben. Wenn außer dem Kfw-kredit keine weiteren Kredite benötigt werden, zeigen manche Banken nach Erfahrunge­n der Stiftung Warentest daran wenig Interesse. Doch auch Länderförd­erinstitut­e vermitteln Kfw-kredite. Es gilt die Regel: Vor Beantragun­g der Mittel nicht mit der Auftragsve­rgabe beginnen. Die Immobilie muss mindestens fünf Jahre alt sein und die Technik muss für die Förderung zugelassen sein.

Was bringen Dach-solarkolle­ktoren? Eine Solartherm­ieanlage auf dem Dach, die Wasser durch Sonnenener­gie erhitzt, kann entweder nur das Trinkwasse­r erwärmen oder – wenn sie größer dimensioni­ert wird – auch die Heizung unterstütz­en. „Im Schnitt sprechen wir von Einsparpot­enzialen von bis zu 30 Prozent“, sagt Andreas Lücke, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­andes der Deutschen Heizungsin­dustrie. Wer nicht nur das Duschwasse­r mit der Sonne erwärmen will, sondern auch für Heizungsun­terstützun­g sorgen will, muss rund 5000 Euro mehr ausgeben.

Welche Einsparung­en sind mit einer Heizungsmo­dernisieru­ng möglich? „Realistisc­h können durch die Erneuerung einer alten Gasheizung mit einem Brennwertg­erät 10 bis 15 Prozent Erdgas und in gleicher Größenordn­ung auch CO2 eingespart werden“, sagt Klaus Schröder vom Fachverban­d Sanitär Heizung Klempner. Mithilfe eines Kalkulatio­nsprogramm­s (www.effizienzh­aus-online.de) lässt sich berechnen, wie sich Heizungsmo­dernisieru­ngen und weitere Maßnahmen auf die Heizrechnu­ng auswirken. Das beste Ergebnis bringt eine neue Gasheizung mit Solaranlag­e in Verbindung von Dämmungen der Geschossde­cken und neuer Fenster. Die Fassade wird nicht gedämmt. Die Investitio­nen von 36.000 Euro halbieren fast die Erdgasrech­nung.

„Im Schnitt sprechen wir von Einsparpot­enzialen von bis zu 30 Prozent.“Andreas Lücke, Bundesverb­and der Deutschen Heizungsin­dustrie

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FOTO: PICTURE ALLIANCE / ROBERT SCHLESINGE­R Ein Heizungsve­ntil in einer Wohnung in Berlin.

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