Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Eigenwillig und stark
Die Berliner Singer-songwriterin gastierte beim „20fastforward“-festival im Erfurter Kontor
Mit Texten und Melodien, die vor Eigenwilligkeit und Stärke strotzen, nahm Charlotte Brandi am Donnerstagabend das Publikum im Erfurter Kontor mit auf einen musikalischen Spaziergang quer durch die Themenfelder Feminismus, Frausein und die Frage, was es eigentlich mit dem Leben und dem Älterwerden auf sich hat – teils gerade raus, teils ironisch gebrochen, erst am Flügel und dann an der Gitarre im lichtdurchfluteten Konzertsaal vor Geimpften, Genesenen und Getesteten.
Die Berliner Singer-songwriterin sorgte vergangenes Jahr mit ihrer ersten deutschsprachigen EP „An das Angstland“für Schlagzeilen, auf der sie sich in den vier Songs Wind, Frieden, Frust und Wut verschiedenen Facetten des Frauseins und Frauwerdens widmet. Und hat gleich im ersten Song prominente
Verstärkung: Dirk von Lowtzow – Sänger und Gitarrist der Hamburger Rockband Tocotronic – gab ein Stelldichein auf der Platte.
„Der sang die zweite Strophe, das müsst ihr euch jetzt einfach vorstellen“, scherzt Charlotte Brandi, mittlerweile vom Flügel zur Gitarre gewechselt, vor dem Song „Wind“, in dem sich die Künstlerin überlegt, sich in eine Pflanze zu verwandeln, um den Eitelkeiten des Daseins zu entfliehen.
Die Künstlerin, die derzeit im Heidelberger Theater auf der Bühne steht, hat eine lange Verbindung mit der Thüringer Landeshauptstadt, hat sie doch schon von Anbeginn ihrer Karriere als Solokünstlerin regelmäßig in Erfurt gastiert. Mittlerweile schreibt sie deutsche
Texte und ist dabei, Nichtveröffentlichtes zu übersetzen. Und so beginnt der Abend im Kontor mit englischen Texten aus der Schmuckkiste und endet mit den aktuellen deutschsprachigen Songs und einer A-cappella-zugabe.
Noch bis zum 18. Juli findet in dem rausgeputzten Industierdenkmal im Erfurter Norden die Neuauflage des Festivals „20ff“statt, dessen Veranstalter – Bachwochen, Mohlsdorfer Kultursommer und Franz Mehlhose – bereits 2020 aus kulturarmen Pandemiezeiten eine Tugend gemacht hatten und mit Hygienekonzept Künstlern im intimen Rahmen eine Bühne boten. Für die Veranstaltungen gibt es noch Karten.
Tickets und Programm auf: 20ff.de