Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Begeisterung geweckt Die
Pflicht ist erfüllt. Deutschland hat nach dem Sieg über Portugal das Weiterkommen selbst in der Hand. Zwar lief nicht alles rund: Die Anfälligkeit bei Kontern und Standards war augenfällig und gipfelte in den Gegentoren. Passivität und einfache Ballverluste kosteten reichlich Nerven in der zittrigen Schlussphase. Dennoch könnte dieses 4:2 mehr sein als der erste Schritt zu einer erfolgreichen EM.
Nach Jahren der Tristesse, nach so vielen enttäuschenden Ergebnissen und noch mehr emotionslosen Ballschiebereien war diese Leistung ein wohltuender Lichtblick. Weil Mut und Einsatz stimmten. Weil das Team endlich mit jener Hingabe auftrat, die man seit dem Wm-desaster 2018 so schmerzlich vermisst hatte. Weil jeder für den anderen leidenschaftlich einstand. Wie eine Mannschaft eben.
Die Münchner Zuschauer honorierten dies mit Beifall und Gesängen. Auch außerhalb der Arena dürfte Begeisterung geweckt worden sein. Nun bietet sich der DFBElf die große Möglichkeit, sich mit den eigenen Fans auszusöhnen. Ob eine Em-euphorie entfacht werden kann, hängt vor allem davon ab, ob sie diesen mitreißenden Stil fortsetzt oder in alte Muster verfällt. Das Duell gegen Ungarn avanciert zum Turnier-wegweiser.
Das Vorrunden-finale am Mittwoch birgt Chance und Risiko zugleich. Zwischen Gruppensieg und Ausscheiden ist alles möglich. Aber mit Druck, das hat die deutsche Mannschaft am Samstag eindrucksvoll bewiesen, kann sie umgehen.