Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Sonnenkonzert zu neuem Leben erweckt
In Ellichleben findet am Sonnabend nach langer Zeit wieder eine Traditionsveranstaltung statt
Ellichleben. Immer dann, wenn Ende Juni in Ellichleben die Abendsonne in den Feldern versinkt, kommt es in der Kirche zu einem kleinen Schauspiel: Durch ein Fenster wandert der Lichtstrahl langsam auf eine bronzefarbene Sonnenskulptur über dem Altar zu und lässt sie für eine Viertelstunde hell erstrahlen.
Das Phänomen ereignet sich nur in der Zeit um die Sommersonnenwende und sorgte seit seiner Entdeckung in Ellichleben für die Tradition der Sonnenkonzerte, von denen erstmals am Sonnabend mit Organist Dietrich Modersohn wieder eines zu erleben war.
Eigentlich sollte im vergangenen Jahr das 300-jährige Jubiläum der Kirche samt 10 Jahre Wiedereinweihung der Orgel gefeiert werden, doch Corona machte den Mitgliedern des Vereins zur Erhaltung der Orgel in der Kirche Ellichleben einen Strich durch die Rechnung. Dafür gab es nun am Wochenende zwei Gründe für einen Besuch im Gotteshaus: Zum Sonnenkonzert stellte Sabine Peuckert ihre Fotoausstellung vor, die Details aus den Kirchen rund um Ellichleben zeigen. „Obwohl ich hier aufgewachsen bin, kannte ich vieles von dem selbst noch nicht“, sagte die heute in Berlin wohnende Fotografin.
Das Wandern des Lichtstrahls in der Kirche haben die Mitglieder des
Vereins durch Zufall bei einer abendlichen Zusammenkunft entdeckt. „Um diese Zeit ist man ja kaum in der Kirche“, berichtete Vorsitzende Gerlinde Wirth. Sie und Susanne Zwiebler vom Vereinsvorstand sind überzeugt: Der Erbauer des Altars muss um den Effekt der Abendsonne gewusst haben.
Der Impuls zur Vereinsgründung für die Restaurierung der Orgel und den Erhalt der Kirche kam einst von Kantorin Beate Friedrich. „Das Häuschen hat es in sich, aber es hat sich gelohnt“, sagte sie am Samstag. Das empfanden wohl auch die vielen Konzertbesucher so – als sich das Abendlicht zu den Klängen der Johann-daniel-schulze-orgel auf der Sonne über dem Altar ergoss.