Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
1000 Jahre Thüringer Geschichte in Dokumenten
Kulturelle Einblicke Das Gothaer Staatsarchiv: 9400 laufende Meter Archivalien, Karten, Urkunden, Bücher und Zeitungen
Die Geschichte des Gothaer Staatsarchivs sei untrennbar mit der ernestinischen Landesteilung und der Gründung des Herzogtums Gotha als selbstständigen Staat im Jahr 1640 verbunden, so „In eigener Sache“in einem über 250 Seiten starker illustrierter Band, verfasst von Steffen Arndt, dem Referatsleiter Archivgut und der langjährigen Mitarbeiterin Rosemarie Barthel.
Herzog Ernst I., genannt Ernst der Fromme, ließ kurz nach seiner Regierungsübernahme Schloss Friedenstein errichten und dabei ein Archivgewölbe planen, um alle bei seiner Umsiedlung von Weimar nach Gotha seinen neuen Herrschaftsbereich betreffenden Dokumente sicher unterzubringen.
Im Schloss blieb das Archiv bis Anfang 2015. Im März zog es in das neue Perthesforum in der JustusPerthes-straße um. Für über 18 Millionen Euro waren dort die Räume neu strukturiert, eingerichtet und klimatisiert sowie die Fassaden gestaltet worden. Es enthält auch die Sammlung Perthes sowie Kunstgegenstände und Fossilien aus den Sammlungen des Schlosses Friedenstein.
1643 überwachte Ernst der Fromme noch die Einrichtung des Archivgewölbes persönlich. 371 Jahre später war der Bestand auf 9400 laufende Meter Archivalien, 60.000 Karten, 9500 Urkunden und ein große Menge Bücher, Amtsdrucksachen und Zeitungen angewachsen. Auch das ließ den Umzug geboten erscheinen, wird in dem Band mit dem Titel „Ein Streifzug durch 1000 Jahre Thüringer Kulturgeschichte“verwiesen.
Schon der Aufgang zum Archiv atmet Geschichte. Das historische Treppengeländer ist erhalten. Ein Aufsteller im Foyer weist das Staatsarchiv als Teil des Landesarchivs
Thüringen aus und ist mit Darstellungen alter Siegel, historischer Gebäude und Akten, aber auch mit der Nahaufnahme eines Netzwerkkabels und einer modernen Tastatur gestaltet, wohl um auf digitalisierte Bestände hinzuweisen.
Am Eingang des Archivs wird auf die Neuerscheinung einer Schrift vermerkt. Sie trägt den Titel „Auf glattem Parkett — Die Briefe des kaiserlichen Botschafters Hans v. Wangenheim aus Mexiko, Tanger, Athen und Konstantinopel 1904 — 1915“und ist ein Hinweis auf die regelmäßige Publikationstätigkeit der Archivare.
Auf halber Treppe schmückt ein vergrößerter Druck der Urkunde zur Titelverleihung eines Duke of Edinburgh an Prinz Alfred, der die Nachfolge seines kinderlosen Onkels Herzog Ernst II. von SachsenCoburg und Gotha übernahm.
Das Staatsarchiv Gotha ist längst mehr als nur ein Ort der Aufbewahrung. Mit den Veröffentlichungen und der Beteiligung an Ausstellungen macht es geschichtliches Wissen populär. Ein Lesesaal steht für Besucher bereit. Die Bestände gehen über die Geschichte des Herzogtums und des Landkreises Gotha hinaus. Es sind Archivalien des preußischen Thüringen von 1815 bis 1945 und weiterer Landkreise bewahrt.
Das Archiv ist Montag bis Mittwoch, 8 bis 16 Uhr, Donnerstag, 8 bis 18 Uhr, geöffnet. Termine unter: landesarchiv.thueringen.de/gotha/kontakt.