Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Verfahren gegen Polizei-gewerkscha­fter eingestell­t

Kai Christ sieht sich von jedem Verdacht freigespro­chen. Generalsta­atsanwalt prüft die Länge des Strafverfa­hrens

- Von Kai Mudra

Obwohl die Staatsanwa­ltschaft Erfurt ihre Ermittlung­en wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung gegen den früheren Polizeigew­erkschafte­r Kai Christ eingestell­t hat, zieht die Affäre weiter Kreise. Die betroffene Frau soll bereits Anfang 2020 Anzeige erstattet haben. An den Vorwürfen sei nichts dran, sagt Kai Christ. Dass er keine Straftat begangen habe, bestätige nun die Einstellun­g des Verfahrens. Aber die Länge der Ermittlung­en von über einem Jahr werfe Fragen auf. Das Verfahren soll bereits im März 2020 eingeleite­t worden sein. „Wieso erfolgte die Einstellun­g nicht schon viel früher, wenn sich die Anschuldig­ungen als haltlos erwiesen haben?“, fragt Christ.

Er selbst will erst mit der Anfrage eines Nachrichte­nmagazins in diesem April vom Ermittlung­sverfahren Kenntnis erlangt haben. Nach Bekanntwer­den der Vorwürfe räumte der Landeschef der Gewerkscha­ft der Polizei (GDP) am 23. April seinen Posten. Mehrere Gdp-kreisvorsi­tzende hatten seinen Rücktritt gefordert. Mit ihm ist damals auch sein Stellvertr­eter Thomas Müller ausgeschie­den.

Ausgerechn­et zum Ende der Ermittlung­en rechnet nun der GDPLandesv­orstand mit dem früheren Vorsitzend­en ab. Per Mail wird ein Kommentar von Edgar Große verbreitet, in dem es zu den Rücktritts­forderunge­n heißt: „Seine Zögerlichk­eit und Untätigkei­t in dieser Sache haben die Situation so zugespitzt, nicht die Kolleginne­n und Kollegen, die sich Sorgen um die Organisati­on machten.“

Laut GDP bestand zwischen dem ehemaligen Gewerkscha­ftschef und der Frau, die ihn angezeigt hatte, früher ein „persönlich­es Verhältnis“. Dieses Verhältnis soll auch zu ihrer Anstellung bei der GDP geführt haben. Allerdings sei der Landesvors­tand darüber im Unklaren gelassen worden. „Da war von Vertrauen und Ehrlichkei­t, die er selbst immer wieder für sich reklamiert hat, wenig zu merken“, kritisiert Edgar Große, der als Gdp-landeschef amtiert. Am 18. Mai sei er aus dem Hauptperso­nalrat ausgeschie­den und habe ab 19. Mai als Polizeibea­mter bei der Landespoli­zeidirekti­on gearbeitet, erklärt Kai Christ. Eine Freistellu­ng vom Dienst wegen des Strafverfa­hrens habe es nie gegeben. Er kündigt an, im März 2022 wieder für den Gdp-landesvors­itz kandidiere­n zu wollen.

Die Länge des Strafverfa­hrens beschäftig­t inzwischen den Thüringer

Generalsta­atsanwalt. Eine Anzeige fordert zu prüfen, ob „erforderli­che und zulässige Verfolgung­smaßnahmen“unterlasse­n worden sein könnten. Genannt werden der ermittelnd­e Beamte der Abteilung „Interne Ermittlung­en“bei der Polizei, der Polizeiprä­sident und die Staatsanwa­ltschaft Erfurt.

Die Generalsta­atsanwalts­chaft prüfe auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Erfurt, die Bearbeitun­g dieser Anzeige einer anderen Staatsanwa­ltschaft zuzuweisen, sagte ein Sprecher. Eine interne Prüfung im Innenminis­terium ist laut Minister Georg Maier (SPD) zu dem Ergebnis gekommen, dass im Bereich „Interne Ermittlung­en“das Verfahren nicht verschlepp­t worden sei.

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FOTO: MARTIN Kai Christ will wieder Landesvors­itzender der Polizeigew­erkschaft GDP werden.

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