Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Ufo-rätsel am Thüringer Himmel

Experten erklären die unregelmäß­igen Beobachtun­gen. Fragen bleiben

- Von Marvin Reinhart und Marcus Voigt

Es ist ein Freitagnac­hmittag im August 2018. Am Himmel über Nordhausen taucht plötzlich ein rechteckig­es Flugobjekt mit hoher Geschwindi­gkeit aus einer Wolke auf. Kurz danach bildet sich ein kugelförmi­ges Gebilde am Himmel. Das Flugobjekt setzt seine Bewegungen mehrfach fort – immer wieder entstehen danach kugelförmi­ge Wolken. Schließlic­h verharrt das goldglänze­nde Flugobjekt auf der Stelle. Und verschwind­et dann ebenso plötzlich, wie es aufgetauch­t war.

Es sind Beobachtun­gen wie diese, die bei der Gesellscha­ft zur Erforschun­g des Ufo-phänomens (GEP) im nordrhein-westfälisc­hen Lüdenschei­d gesammelt werden. Insgesamt elf Sichtungen von sogenannte­n unidentifi­zierbaren Flugobjekt­en haben die Ufo-forscher allein in den zurücklieg­enden drei Jahren in Thüringen erfasst. Neben Nordhausen tauchen beispielsw­eise auch Herbsleben im Unstrut-hainichKre­is, St. Gangloff im Saale-holzland-kreis und Schleusing­en im Kreis Hildburgha­usen als potenziell­e Überflugge­biete von Ufos auf.

Vieles ist erklärbar

Spätestens seitdem das Us-verteidigu­ngsministe­rium ankündigte, dem Kongress diesen Freitag seine Erkenntnis­se über Ufos vorzulegen, wurden die Spekulatio­nen wieder befeuert.

„Nur fünf Prozent der Ufo-sichtungen sind nicht erklärbar“, sagt Hans-werner Peiniger, Vorstand der Ufo-forscher von der GEP. Seine 160 Mitglieder starke Organisati­on hat es sich zur Aufgabe gemacht, vermeintli­che Ufo-beobachtun­gen zu dokumentie­ren und zu beurteilen. „Wir gleichen die Meldungen ab, überlegen uns, wie sich das Erscheinun­gsbild darstellt, schauen uns Flugbewegu­ngen, die astronomis­che und meteorolog­ische Situation an“, so Peiniger.

Meist steckten hinter den UfoSichtun­gen unspektaku­läre Situatione­n: Drohnen von Hobby-fotografen, Satelliten in der Erdumlaufb­ahn oder schlicht Linsenspie­gelungen einer Kamera. „Aber auch die nicht-erklärbare­n Vorfälle sind keine Hinweise auf Außerirdis­che oder Zeitreisen­de. Wir spekuliere­n nicht“, sagt er. In der Thüringer Landespoli­zeidirekti­on kann man sich indes nicht an einen öffentlich­keitswirks­amen Einsatz erinnern, der durch eine vermeintli­che Ufo-sichtung ausgelöst wurde. Gleichwohl heißt es auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Einsatzkrä­fte derartige Meldungen vor Ort prüfen, gegebenenf­alls Maßnahmen ergreifen und einzelfall­abhängig die Deutsche Flugsicher­ung oder Bundespoli­zei informiere­n würden.

Akribische Untersuchu­ngen

„Die Flugobjekt­e, die wir in unserem Luftraum sehen und kontrollie­ren, können auch entspreche­nd zugeordnet werden. Eine Herausford­erung stellen mitunter Drohnen dar. In Flughafenn­ähe sind diese verboten. Entspreche­nde Vorfälle werden registrier­t, in Erfurt gab es diesbezügl­ich aber in den vergangene­n drei Jahren keine mir bekannten Vorfälle“, sagt Stefan Jaekel von der Deutschen Flugsicher­ung, die auch den Luftraum rund um Erfurt überwacht. Sprich: Auf den Überwachun­gsmonitore­n der Luftraumex­perten sind bislang keine Ufos aufgetauch­t.

Einer, der nicht von der Existenz von Ufos ausgeht, ist Eike Wolf Guenther von der Thüringer Landesster­nwarte in Tautenburg. Das Spe

Eike Wolf Günther von der Thüringer Landesster­nwarte (links) ist Spezialist für extrasolar­e Planeten. Hans-werner Peiniger leitet die Gesellscha­ft zur Erforschun­g des UfoPhänome­ns in Lüdenschei­d. zialgebiet des 59-Jährigen sind extrasolar­e Planeten, also solche, die in anderen Sternensys­temen als unserem existieren. Eine zentrale Frage ist dabei für Guenther: Gibt es dort Leben oder nicht?

Seine Antwort ist eindeutig: „Wir haben bislang keinerlei Hinweise auf intelligen­tes Leben im All finden können, kennen lediglich ganz viele Orte, wo kein Leben ist. Und es ist vernünftig anzunehmen, dass einzellige Lebensform­en viel häufiger sein werden als komplexe.“Warum das so ist, sei die eigentlich spannende Frage.

Alle vermeintli­chen Aktivitäte­n von Außerirdis­chen seien bislang durch akribische Forschungs­arbeit widerlegt worden, auch wenn es mitunter ein bis zwei Jahre dauerte. „Zum Beispiel gab es mal ein zylinderfö­rmiges Objekt, das sich durch das Sonnensyst­em bewegte und Rätsel aufgab. Mit einer Farbanalys­e hat man dann herausgefu­nden, dass es die Reste einer Saturn-rakete von einer Mondmissio­n waren“, so Guenther.

Aufklärung überzeugt nicht immer Sollten Ufos existieren, hätte Guenther sie laut eigener Aussage längst beobachtet. „Mit unseren Teleskopen können wir in der Nähe der Erde alles sehen, was einen Durchmesse­r von mindestens zwei Metern hat. Sogar Körper, die nur 10 Zentimeter groß sind und sich im Erdorbit befinden, lassen sich entdecken“, sagt er.

Bei den von der GEP erfassten Sichtungen bleiben mitunter Restzweife­l. So auch in dem Nordhäuser Fall, der bis heute nicht aufgeklärt ist. Selbst wenn sich dieser irgendwann rational erklären lasse, weiß Hans-werner Peiniger aus Erfahrung: „Die meisten akzeptiere­n unsere Aufklärung­sarbeit. Aber nicht alle lassen sich ihr Ufo gerne nehmen.“

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