Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Ufo-rätsel am Thüringer Himmel
Experten erklären die unregelmäßigen Beobachtungen. Fragen bleiben
Es ist ein Freitagnachmittag im August 2018. Am Himmel über Nordhausen taucht plötzlich ein rechteckiges Flugobjekt mit hoher Geschwindigkeit aus einer Wolke auf. Kurz danach bildet sich ein kugelförmiges Gebilde am Himmel. Das Flugobjekt setzt seine Bewegungen mehrfach fort – immer wieder entstehen danach kugelförmige Wolken. Schließlich verharrt das goldglänzende Flugobjekt auf der Stelle. Und verschwindet dann ebenso plötzlich, wie es aufgetaucht war.
Es sind Beobachtungen wie diese, die bei der Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-phänomens (GEP) im nordrhein-westfälischen Lüdenscheid gesammelt werden. Insgesamt elf Sichtungen von sogenannten unidentifizierbaren Flugobjekten haben die Ufo-forscher allein in den zurückliegenden drei Jahren in Thüringen erfasst. Neben Nordhausen tauchen beispielsweise auch Herbsleben im Unstrut-hainichKreis, St. Gangloff im Saale-holzland-kreis und Schleusingen im Kreis Hildburghausen als potenzielle Überfluggebiete von Ufos auf.
Vieles ist erklärbar
Spätestens seitdem das Us-verteidigungsministerium ankündigte, dem Kongress diesen Freitag seine Erkenntnisse über Ufos vorzulegen, wurden die Spekulationen wieder befeuert.
„Nur fünf Prozent der Ufo-sichtungen sind nicht erklärbar“, sagt Hans-werner Peiniger, Vorstand der Ufo-forscher von der GEP. Seine 160 Mitglieder starke Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, vermeintliche Ufo-beobachtungen zu dokumentieren und zu beurteilen. „Wir gleichen die Meldungen ab, überlegen uns, wie sich das Erscheinungsbild darstellt, schauen uns Flugbewegungen, die astronomische und meteorologische Situation an“, so Peiniger.
Meist steckten hinter den UfoSichtungen unspektakuläre Situationen: Drohnen von Hobby-fotografen, Satelliten in der Erdumlaufbahn oder schlicht Linsenspiegelungen einer Kamera. „Aber auch die nicht-erklärbaren Vorfälle sind keine Hinweise auf Außerirdische oder Zeitreisende. Wir spekulieren nicht“, sagt er. In der Thüringer Landespolizeidirektion kann man sich indes nicht an einen öffentlichkeitswirksamen Einsatz erinnern, der durch eine vermeintliche Ufo-sichtung ausgelöst wurde. Gleichwohl heißt es auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Einsatzkräfte derartige Meldungen vor Ort prüfen, gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen und einzelfallabhängig die Deutsche Flugsicherung oder Bundespolizei informieren würden.
Akribische Untersuchungen
„Die Flugobjekte, die wir in unserem Luftraum sehen und kontrollieren, können auch entsprechend zugeordnet werden. Eine Herausforderung stellen mitunter Drohnen dar. In Flughafennähe sind diese verboten. Entsprechende Vorfälle werden registriert, in Erfurt gab es diesbezüglich aber in den vergangenen drei Jahren keine mir bekannten Vorfälle“, sagt Stefan Jaekel von der Deutschen Flugsicherung, die auch den Luftraum rund um Erfurt überwacht. Sprich: Auf den Überwachungsmonitoren der Luftraumexperten sind bislang keine Ufos aufgetaucht.
Einer, der nicht von der Existenz von Ufos ausgeht, ist Eike Wolf Guenther von der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg. Das Spe
Eike Wolf Günther von der Thüringer Landessternwarte (links) ist Spezialist für extrasolare Planeten. Hans-werner Peiniger leitet die Gesellschaft zur Erforschung des UfoPhänomens in Lüdenscheid. zialgebiet des 59-Jährigen sind extrasolare Planeten, also solche, die in anderen Sternensystemen als unserem existieren. Eine zentrale Frage ist dabei für Guenther: Gibt es dort Leben oder nicht?
Seine Antwort ist eindeutig: „Wir haben bislang keinerlei Hinweise auf intelligentes Leben im All finden können, kennen lediglich ganz viele Orte, wo kein Leben ist. Und es ist vernünftig anzunehmen, dass einzellige Lebensformen viel häufiger sein werden als komplexe.“Warum das so ist, sei die eigentlich spannende Frage.
Alle vermeintlichen Aktivitäten von Außerirdischen seien bislang durch akribische Forschungsarbeit widerlegt worden, auch wenn es mitunter ein bis zwei Jahre dauerte. „Zum Beispiel gab es mal ein zylinderförmiges Objekt, das sich durch das Sonnensystem bewegte und Rätsel aufgab. Mit einer Farbanalyse hat man dann herausgefunden, dass es die Reste einer Saturn-rakete von einer Mondmission waren“, so Guenther.
Aufklärung überzeugt nicht immer Sollten Ufos existieren, hätte Guenther sie laut eigener Aussage längst beobachtet. „Mit unseren Teleskopen können wir in der Nähe der Erde alles sehen, was einen Durchmesser von mindestens zwei Metern hat. Sogar Körper, die nur 10 Zentimeter groß sind und sich im Erdorbit befinden, lassen sich entdecken“, sagt er.
Bei den von der GEP erfassten Sichtungen bleiben mitunter Restzweifel. So auch in dem Nordhäuser Fall, der bis heute nicht aufgeklärt ist. Selbst wenn sich dieser irgendwann rational erklären lasse, weiß Hans-werner Peiniger aus Erfahrung: „Die meisten akzeptieren unsere Aufklärungsarbeit. Aber nicht alle lassen sich ihr Ufo gerne nehmen.“