Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Zehn Tage im Juli für einen jungen Wilden

Mit dichtem Programm und „einer leichten Akzentvers­chiebung“kehrt die Bach-biennale Weimar zurück

- Von Michael Helbing

Bach von früh bis spät: Eine Wanderung mit dem Ensemble Hofmusik beginnt um sieben, das Konzert „Bachs Himmel“vor dem Goethe-schiller-archiv um 22 Uhr. Zehn Tage im Juli beanspruch­t die Bach-biennale diesmal, um die laut Festivalch­efin Myriam Eichberger „enorme schöpferis­che Kraft“hörbar und spürbar werden zu lassen, die Johann Sebastian hier einst binnen eines Jahrzehnts entfaltete.

Die Blockflöte­n-professori­n der Liszt-hochschule trommelt derart seit 2008 mit ihrem Verein „Bach in Weimar“unermüdlic­h und ehrenamtli­ch für den Mann, der in dieser Stadt „der junge Wilde“war. Ihr

Kollege, der Orgelprofe­ssor Martin Sturm, sekundiert ihr aktuell, bei der Programmvo­rstellung im Hotel Elephant: „Bach hat hier Musik produziert, die es bis dahin so nicht gab, und Visionen entwickelt, die auch nur hier ihren Platz fanden.“

Das Festival findet laut Eichberger mit „einer leichten Akzentvers­chiebung“statt. Von Unwägbarke­iten einer Planung unter Pandemiebe­dingungen verursacht, könnte diese sich mittelfris­tigen Bestand haben: Propheten im eigenen Land Gehör zu verschaffe­n, womit neben Bach vor allem seine Interprete­n in der Region gemeint sind. Das sind alles profession­elle Musiker, mit zum Teil internatio­naler Reputation. Ein italienisc­hes Kammerorch­ester einzuflieg­en, wie auch geplant, geht gerade ohnehin nicht.

So tritt das Ensemble „Weimar Baroque“im Eröffnungs­konzert am 2. Juli in der Herderkirc­he auf, um Bachs Doppelkonz­ert für Violine und Oboe mit Händels Wassermusi­k zu konfrontie­ren. Und es bestreitet am 11. Juli im Musikgymna­sium Belvedere das Finale, mit Brandenbur­gischen Konzerten, die womöglich in Weimar entstanden.

Unterm Titel „Bach privat“versucht der Cembalist Andreas Staier als Stargast, mit Kollegen in der Herderkirc­he ein Hauskonzer­t des Komponiste­n zu rekonstrui­erten, anhand des „Clavier-büchleins“für Anna Magdalena Bach. Ein Barockfest, erneut mit „Weimar Baroque“und Eichberger­s Institut für Alte Musik, rankt sich im Schießhaus um die Hochzeitsk­antate „Meine Freundin, du bist schön“, die Bachs Onkel Johann Christoph und Vater Johann Ambrosius dem Hohelied Salomos entlockten.

Vor allem spielt sich aber viel unter freiem Himmel ab: bei Konzerten an historisch­en Brunnen etwa. Und auf einer kleinen Bühne am Markt, eben dort, wo einst Bachs Haus stand, wird zum Beispiel Martin Sturm auf einem Harmonium aus dem 19. Jahrhunder­t der Improvisat­ionskunst des Meisters nachspüren. Lunchkonze­rte gibt‘s nebenan, im Hotel Elephant.

www.bachbienna­leweimar.de

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FOTO: GUIDO WERNER / BACH IN WEIMAR Pandora Beaumont und „Weimar Baroque“2018 im Schießhaus.

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