Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Seelenlieder auf dem Regenbogen
DNT servierte vor dem E-werk „Souljanka“
Dascha Trautwein umschmeichelt kratzbürstig-vergnügt den „Demon Kitty Rag“der Band Katzenjammer. Susann Günther gräbt sich tief in den Standard „Feeling Good“ein. Nahuel Häfliger interpretiert Michael Frantis Akustiknummer „Closer to the Sky“schnörkellos schön. Timo Schaal legt David Bowies „The Man Who Sold the World“aufs Reibeisen. Katrin Steinbach durchtorkelt konzentriert selbstvergessen „Too Drunk to Fuck“von den Dead Kennedys. Krunoslav Šebrek schlackert die Elvis-imitation „A Little Less Conversation“aufs Brett . . .
So geht‘s zu an der „Rambazambabar“von Kollegen und Freunden des DNT, die seit Jahren unterhaltsame und im Wortsinn einmalige Lieblingsliederabende bietet. Diesmal haben sie diese auf der „Wie es euch gefällt“-sommerbühne im EWerk eingerichtet, wo sie „Souljanka“servieren: mit wenig Soul, viel Seele sowie 18 Mitwirkenden, inklusive Streichern, Bläsern, Background, deren Kostüme in der Summe einen Regenbogen markieren, aus aktuellem Anlass.
Doch würde dieser leichtfüßig wirkenden Show ein Stil- und Genrebruch fehlen ohne Thomas Kramer. In einer seiner gepfefferten politisch-kabarettistischen Conferéncen machte er sich soeben darüber lustig, dass sich die CDU „für eine nachhaltige Nutzung des Weltraums einsetzen“will, jetzt singt er umstandslos großartig und zerbrechlich Hanns Eisler: „Und endlich stirbt die Sehnsucht doch.“
Man lauscht dem noch nach, als die Kollegen Kramer, zu unserer Freude, nötigen: zu Nummern längst vergangener Barabende, darunter die kräftige Chanson-parodie „Hauptbahnhof von Paris“von Pigor & Eichhorn (die nächsten Mittwoch übrigens bei „20ff.“im Kontor Erfurt auftreten).
Diese gesungenen Erinnerungen sind ein Abschied. Kramer verlässt nach sechs Jahren das Ensemble und geht nach Oldenburg, wo Cindy Weinhold (bis 2019 Herz und Hirn der „Rambazambabar“) die Schauspielmusik des Hauses leitet.
Wir gratulieren also Oldenburg zu solchen Weimarer Verlusten!