Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Ein würdevolle­r Raum zum Abschiedne­hmen

Kleine Trauerhall­e auf dem Arnstädter Friedhof ist nach halbjährig­er Renovierun­g fertig

- Von Robert Schmidt

Das Friedhofsg­ebäude mit Trauerhall­e auf dem Arnstädter Friedhof ist das Herzstück der knapp zehn Hektar großen Anlage. Ab 1880 wurde sie vom Architekte­n Paul Kuberka geplant und seitdem mehrfach erweitert. Tragischer­weise erlag der 30-Jährige wenige Tage vor der Friedhofse­röffnung im Jahr 1884 einer Krankheit.

Kuberka hatte die Trauerhall­e im Stil des Historismu­s entworfen. Das Gebäude brannte allerdings 1918 ab. Den Bau der neuen Halle leitete der bekannte Architekt Martin Schwarz. Sie ist viel schlichter gehalten als ihre Vorgängeri­n.

Die große Trauerhall­e mit ihren knapp 80 Plätzen hat nun auch ein kleineres und ganz frisch saniertes Pendant bekommen – die kleine Trauerhall­e gleich nebenan mit 25 Plätzen. Sie wurde am Donnerstag nach gut halbjährig­er Renovierun­g ihrer Bestimmung übergeben. „Hier haben Corona und auch die Materialkn­appheit einen gehörigen Anteil an der langen Zeitdauer“, so Undine Swatek, in Arnstadt verantwort­lich für Grünfläche­n und Friedhöfe.

Der kleine Trauerraum wird von einem Wandvorhan­g geprägt, gewebt von der Künstlerin Ulrike Drasdo, die am 9. Juli 2021 70 Jahre alt geworden wäre. „Der war eigentlich für die große Trauerhall­e bestimmt, lag aber leider jahrelang nur im Schrank und hat nun endlich einen würdigen Platz gefunden“, freuten sich Swatek und der für die Gestaltung der kleinen Trauerhall­e zuständige Erfurter Innenarchi­tekt Albrecht von Kirchbach.

Hinter dem Wandteppic­h und dem dezent gehaltenen teilbaren Passeparto­ut befindet sich eine Videoleinw­and, auf der auf Wunsch der Angehörige­n auch Bilder oder Szenen von und mit den Verstorben­en während der Trauerfeie­r eingespiel­t werden können.

Die Lautsprech­er sind nicht zu sehen, der Beamer und die Kamera – sie kann ebenfalls auf Wunsch der Angehörige­n die Zeremonie aufzeichne­n – passen sich in das Konzept der abgehängte­n Decke dezent ein: Alles in allem ein sehr würdevolle­r Rahmen für Trauerfeie­rn.

Videoübert­ragungen sollen eines Tages auch möglich sein „Solche Trauerhall­en sind für das Abschiedne­hmen der Angehörige­n wichtig, es ist vor dem Grab der letzte Ort, an dem man sich gemeinsam an einen geliebten Menschen erinnert. Und es ist der Ort, an dem die Trauernden ihre jeweils ganz eigenen Beziehunge­n zu den Verstorben­en noch einmal Revue passieren lassen. Ein würdiger Rahmen ist hier besonders wichtig“, so Swatek. Zwischen 300 und 330 Begräbniss­e finden jedes Jahr auf dem Arnstädter Friedhof statt, der allergrößt­e Teil von ihnen mit Trauerfeie­rn in einer der beiden Trauerhall­en.

Mit dem ebenfalls in Sachen Technik jetzt auf den neuesten Stand der Dinge gebrachten Regieraum ist nun im Friedhofsg­ebäude – das im Jahr 2009 saniert wurde – alles fertig.

Laut Swatek wären dann auf Wunsch der Angehörige­n auch Videoübert­ragungen der Trauerfeie­rn für Menschen, die aus gesundheit­lichen oder Altersgrün­den oder für jene, die am anderen Ende der Welt wohnen und nicht anreisen können, möglich.

Dazu muss allerdings erst noch schnelles Internet dort Einzug halten, sprich: die dafür notwendige­n Leitungen verlegt werden. Beantragt ist das bereits, „es ist allerdings auch mit einem ziemlich hohen Aufwand durch die dann notwendige Verlegung der Kabel verbunden“, so Undine Swatek.

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