Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Ein würdevoller Raum zum Abschiednehmen
Kleine Trauerhalle auf dem Arnstädter Friedhof ist nach halbjähriger Renovierung fertig
Das Friedhofsgebäude mit Trauerhalle auf dem Arnstädter Friedhof ist das Herzstück der knapp zehn Hektar großen Anlage. Ab 1880 wurde sie vom Architekten Paul Kuberka geplant und seitdem mehrfach erweitert. Tragischerweise erlag der 30-Jährige wenige Tage vor der Friedhofseröffnung im Jahr 1884 einer Krankheit.
Kuberka hatte die Trauerhalle im Stil des Historismus entworfen. Das Gebäude brannte allerdings 1918 ab. Den Bau der neuen Halle leitete der bekannte Architekt Martin Schwarz. Sie ist viel schlichter gehalten als ihre Vorgängerin.
Die große Trauerhalle mit ihren knapp 80 Plätzen hat nun auch ein kleineres und ganz frisch saniertes Pendant bekommen – die kleine Trauerhalle gleich nebenan mit 25 Plätzen. Sie wurde am Donnerstag nach gut halbjähriger Renovierung ihrer Bestimmung übergeben. „Hier haben Corona und auch die Materialknappheit einen gehörigen Anteil an der langen Zeitdauer“, so Undine Swatek, in Arnstadt verantwortlich für Grünflächen und Friedhöfe.
Der kleine Trauerraum wird von einem Wandvorhang geprägt, gewebt von der Künstlerin Ulrike Drasdo, die am 9. Juli 2021 70 Jahre alt geworden wäre. „Der war eigentlich für die große Trauerhalle bestimmt, lag aber leider jahrelang nur im Schrank und hat nun endlich einen würdigen Platz gefunden“, freuten sich Swatek und der für die Gestaltung der kleinen Trauerhalle zuständige Erfurter Innenarchitekt Albrecht von Kirchbach.
Hinter dem Wandteppich und dem dezent gehaltenen teilbaren Passepartout befindet sich eine Videoleinwand, auf der auf Wunsch der Angehörigen auch Bilder oder Szenen von und mit den Verstorbenen während der Trauerfeier eingespielt werden können.
Die Lautsprecher sind nicht zu sehen, der Beamer und die Kamera – sie kann ebenfalls auf Wunsch der Angehörigen die Zeremonie aufzeichnen – passen sich in das Konzept der abgehängten Decke dezent ein: Alles in allem ein sehr würdevoller Rahmen für Trauerfeiern.
Videoübertragungen sollen eines Tages auch möglich sein „Solche Trauerhallen sind für das Abschiednehmen der Angehörigen wichtig, es ist vor dem Grab der letzte Ort, an dem man sich gemeinsam an einen geliebten Menschen erinnert. Und es ist der Ort, an dem die Trauernden ihre jeweils ganz eigenen Beziehungen zu den Verstorbenen noch einmal Revue passieren lassen. Ein würdiger Rahmen ist hier besonders wichtig“, so Swatek. Zwischen 300 und 330 Begräbnisse finden jedes Jahr auf dem Arnstädter Friedhof statt, der allergrößte Teil von ihnen mit Trauerfeiern in einer der beiden Trauerhallen.
Mit dem ebenfalls in Sachen Technik jetzt auf den neuesten Stand der Dinge gebrachten Regieraum ist nun im Friedhofsgebäude – das im Jahr 2009 saniert wurde – alles fertig.
Laut Swatek wären dann auf Wunsch der Angehörigen auch Videoübertragungen der Trauerfeiern für Menschen, die aus gesundheitlichen oder Altersgründen oder für jene, die am anderen Ende der Welt wohnen und nicht anreisen können, möglich.
Dazu muss allerdings erst noch schnelles Internet dort Einzug halten, sprich: die dafür notwendigen Leitungen verlegt werden. Beantragt ist das bereits, „es ist allerdings auch mit einem ziemlich hohen Aufwand durch die dann notwendige Verlegung der Kabel verbunden“, so Undine Swatek.