Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Märchen ohne Happy End
Ungarns Fußballer verpassen gegen Deutschland eine Em-sensation, doch das Echo in der Heimat ist überschwänglich
Nach dem brutalen Ende dieses so kurzen ungarischen EMMärchens war Peter Gulacsi am Boden zerstört. Der versöhnlich lächelnde Nationaltrainer Marco Rossi nahm den bitter weinenden Andras Schäfer in den Arm und versuchte, ihn zu trösten.
Ungarns Fußballer haben nach dem Herzschlagfinale gegen Deutschland die K.o.-runde verpasst. In einer Hammergruppe mit Joachim Löws Mannschaft, Weltmeister Frankreich und Titelverteidiger Portugal erarbeiteten sich die Magyaren aber Respekt ohne Ende.
Das Weiterkommen „wäre nicht nur historisch, sondern ganz unglaublich, unvorstellbar gewesen“, meinte der Italiener Rossi nach dem Kraftakt. „Aber auch die schönsten Märchen haben nicht unbedingt ein Happy End.“Erst Leon Goretzka beendete Ungarns Em-träume.
„Ich bin stolz auf die Mannschaft, ich bin stolz, sie zu trainieren. Ich habe den Jungs gratuliert und gesagt, dass wir den Kopf oben behalten müssen“, sagte Rossi mit Blick auf die Wm-qualifikation in zwei Monaten. So weit hinaus schauten seine Spieler aber nicht.
Der Frust packte die Ungarn um Gulacsi. „Es ist schwer, Worte zu finden“, sagte der Schlussmann von RB Leipzig, der nach dem Kräftemessen an der Isar fix und fertig war. „Am Ende war es auch Pech.“
Fünf Jahre nach dem Einzug ins Achtelfinale steht das harte Aus in der Vorrunde. Rossi aber lobte den Mut seiner Mannschaft, die nicht zuletzt ohne den wegen Formrückstands aus dem Aufgebot gestrichenen Regisseur Dominik Szoboszlai (RB Leipzig) spielerisch zu wenig bot, das aber mit Entschlossenheit und Hingabe wettzumachen versuchte. „Mich beeindruckt, dass die Spieler alles getan haben, was ich von ihnen verlangt habe. Wir haben ohne Angst vor dem Gegner gespielt, dafür muss ich mich bedanken“, so Rossi.
Das Echo in der Heimat war überschwänglich. „Die ungarische Auswahl zauberte in München, doch fürs Weiterkommen reichte es nicht“, schrieb „Nemzeti Sport“. „Die EM ist für die Unsrigen zu Ende. Der Zauber bleibt mit uns.“
„Nepszava“zollte ebenfalls Respekt: „Unter der Leitung des Maestros Marco Rossi erhob sich die Auswahl aus großen Tiefen auf ein lange nicht gesehenes Niveau. Ihre physische Leistung und ihr taktisches Können bewegten sich bei diesem Em-turnier in ungewohnten Bahnen.“Am Ende seien jedoch die defensiven Patzer zu schwerwiegend gewesen.
Rossi hatte vor der Endrunde einen Sieg und ein Unentschieden als maximales Ziel ausgegeben. Am Ende wurden es zwei Punkte, die sich aber nach deutlich mehr anfühlen durften.