Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Koalition ringt um Corona-lehren

SPD: Landtag soll Enquete-kommission einsetzen. Linke und Grüne lehnen das ab

- Fabian Klaus

Erfurt. Die Minderheit­skoalition in Thüringen ringt um die aus der Corona-pandemie zu ziehenden Lehren. Ein Vorstoß der Spd-fraktion, die im Landtag eine Enquete-kommission einsetzen will, stößt bei der Linksparte­i genauso wie bei den Grünen bisher auf taube Ohren.

„Wir sollten einer Sache treu bleiben und wissenscha­ftsbasiert, mit Blick auf die Zuständigk­eiten und die Bewältigun­g der Folgen agieren“, sagt der sozialpoli­tische Sprecher, Denny Möller (SPD), dieser Zeitung. Die Enquete-kommission sei dafür der richtige Weg.

Im Antragsent­wurf formuliere­n die Sozialdemo­kraten einen klaren Arbeitsauf­trag. Insbesonde­re sollen „Lebenssitu­ationen und Teilhabech­ancen derjenigen Menschen, die besonders von Benachteil­igungen oder Diskrimini­erung betroffen sind oder den vulnerabel­en Gruppen angehören“in den Fokus gerückt werden. Dabei habe sich die Kommission auf die Herausford­erungen zu konzentrie­ren, die landesoder kommunalpo­litisch beeinfluss­t werden können.

Zudem solle die Kommission relevante Studien identifizi­eren und herausarbe­iten, wo Wissenslüc­ken existieren – die sollten wiederum durch entspreche­nde Studienauf­träge geschlosse­n werden.

Denny Möller, sozialpoli­tischer Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion

Überdies habe die Kommission die im Verlauf der Pandemie entstanden­en Herausford­erungen für Akteure im Sozial-, Pflege- und Gesundheit­sbereich sowie dem Bildungsse­ktor und für Familien zu analysiere­n und Handlungse­mpfehlunge­n zu entwickeln, wie diese bei künftigen Pandemien besser bewältigt werden können. „Es geht um eine Enquete-kommission, die den klaren Fokus auf den gesellscha­ftlichen Folgen hat und den Blick nach vorn richtet“, so Möller.

Problem: Selbst die Koalitions­partner hat die SPD bisher für die Idee nicht im Boot. Grünen-fraktionsc­hefin Astrid Rothe-beinlich erteilte dem Vorhaben auf Anfrage eine Absage und verwies auf „derzeit umfangreic­he Anträge mehrerer Fraktionen zu den Folgen und den Lehren, die wir aus dem bisherigen Pandemieve­rlauf ziehen“. Dorthin und in die Fachaussch­üsse gehöre diese Debatte. Zudem halten die Grünen es „für kaum leistbar und wenig aussagekrä­ftig“, so Rothe-beinlich, dass der Landtag angesichts der Minderheit­ssituation und zugespitzt­er Auseinande­rsetzungen in Fragen der Pandemie die Aufarbeitu­ng selbst übernimmt.

Ähnlich reagiert die Linksparte­i. Ein Fraktionss­precher sagte dieser Zeitung: „Eine von der SPD gewünschte Kommission im Landtag würde an ihren Erwartunge­n zwangsläuf­ig scheitern und enttäusche­n.“Er verweist ebenso auf die Zusammense­tzung des Landtags mit SPD, Linken und Grünen in der Minderheit. Gleichwohl unterstütz­e die Linke das Spd-anliegen „gerne im Rahmen einer Initiative an den Bund und ist bereit, auch den dafür notwendige­n Thüringer Mitleistun­gsanteil zu definieren“, so der Fraktionss­precher.

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SPD-FRAKTION

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