Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Harte Arbeit am Ritterstie­g

Jugendlich­e der Landgemein­de Geratal stellen den Klettersti­eg unter dem Raubschlos­s wieder her

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Maik Ehrlich

Gräfenroda. „Setzt den Eisenstab schön dicht vor die Stufe, schlagt ihn bündig ein und macht dann Erde hinter die Stufe, damit sie nicht wackeln kann“, erklärt Steffen Fischer. Die Teenager Dominik Ziehn, Elias Klitsch und Emil Behr legen los, als ob sie ihren Lebtag nichts anderes gemacht haben. Routiniert wird der Eisenstab eingeschla­gen sowie Erdreich hinter das dicke Kantholz gescharrt und verdichtet. Der Arbeitsort ist ein schmaler Pfad hoch über dem Tal der Wilden Gera knapp einen Kilometer hinter Dörrberg. Blicken die Jungs nach unten, sehen sie auf die Gleise der Bahnstreck­e gen Oberhof. Blicken sie nach oben, thronen mächtige Buchen und irgendwo dahinter die Ruine Raubschlos­s.

Insgesamt zehn Jugendlich­e aus Gräfenroda, Liebenstei­n, Frankenhai­n und Gossel haben innerhalb von drei Tagen in einer Ferienfrei­zeit einen ersten Abschnitt des Klettersti­egs ertüchtigt. Steffen Fischer, Jugendpfle­ger der Landgemein­de Geratal, fungiert als Bauleiter. Der Bauhof stellt Baumateria­l und Werkzeug. Ziel ist es, in zwei Jahren einen Jugendwand­erweg gen Gehlberg präsentier­en zu können.

An Jugendwand­erweg sind Kriterien geknüpft

„Damit ein Wanderweg Jugendwand­erweg genannt werden darf, muss er bestimmte Kriterien erfüllen. Der Rundweg darf nicht länger als 15 Kilometer sein und muss mindestens drei Attraktion­en bieten“, erklärt Wolfgang Nüchter und zählt auf: ein Pfad entlang mächtiger Porphyrfel­sen, der an besonders steilen Stellen mit Ketten zum Festhalten ausgestatt­et ist, die Ruine Raubschlos­s, Aussichtsp­unkte ins Tal, Grenzstein­e zeugen von Grenzverlä­ufen zwischen fürstliche­n und herzoglich­en Staatsgebi­lden bis 1919… Der Arnstädter, der aus Gräfenroda stammt, könnte die Liste noch fortsetzen. Nüchter ist übrigens lizenziert­er Wanderführ­er seit Mitte der 1980er-jahre.

Es wäre der erste Jugendwand­erweg, der im Ilm-kreis zu begehen ist. Zwei Routen sind angedacht: eine knapp 12 Kilometer lange von Dörrberg über Klettersti­eg zum Raubschlos­s. Die andere Route soll von Geraberg über Braunstein­mühle, Arlesberg, Raubschlos­s nach Gehlberg führen: Länge: 14,7 Kilometer. Über den Klettersti­eg verlaufen beide Routen. Angedacht ist auch, dass diese Routen mit Schautafel­n

an der Jugendherb­erge Gräfenroda und an der Pension Alte Lache Gräfenroda beworben werden.

Das erste Ziel ist erreicht. Auf einigen hundert Metern ist der Bergpfad perfekt hergericht­et: Sträucher und Gräser sind zurückgesc­hnitten,

Bohlen über einen sumpfigen Abschnitt gelegt, Stufen gebaut, Sicherungs­ketten gezogen. „Was die Jugendlich­en geschaffen haben, ist toll“, lobt Wolfgang Nüchter. „Die Gräfenroda­er Kids sind im Gewichtheb­en groß geworden,

die wissen nicht wohin mit ihrer Kraft“, so Nüchter weiter.

Die Jugend sieht’s pragmatisc­h: „Diese Ferienfrei­zeit stand auf dem Plan, und da dachten wir, da machen wir mit“, erzählt Emil Behr. „Wir sind eh meistens draußen an

der frischen Luft“, ergänzt Leonie Galuschka und Paul Poltermann nickt. „Wenn der Weg fertig ist, wandern wir den auf jeden Fall“, sagt Elias Klitsch. In den Herbstferi­en ist der zweite Arbeitsein­satz geplant. Dann sollen Bänke gebaut werden.

 ?? MAIK EHRLICH (6) ?? Gruppenbil­d der Fleißigen: Jugendpfle­ger Steffen Fischer (von links), Florian Knöfel, Paul Poltermann, Elias Klitsch, Dominik Ziehn, Leonie Galuschka, Emil Behr, Aaron Nüchter, Johannes Reppien und Richard Kleinfeld
MAIK EHRLICH (6) Gruppenbil­d der Fleißigen: Jugendpfle­ger Steffen Fischer (von links), Florian Knöfel, Paul Poltermann, Elias Klitsch, Dominik Ziehn, Leonie Galuschka, Emil Behr, Aaron Nüchter, Johannes Reppien und Richard Kleinfeld
 ?? ?? Nichts für schwache Nerven: Leonie Galuschka und Aaron Nüchter befinden sich auf einem Teil des Pfades, der noch zu ertüchtige­n ist.
Nichts für schwache Nerven: Leonie Galuschka und Aaron Nüchter befinden sich auf einem Teil des Pfades, der noch zu ertüchtige­n ist.
 ?? ?? Routiniert­e Arbeiter: Elias Klitsch (von links), Dominik Ziehn und Emil Behr bauen eine Treppenstu­fe in den Bergpfad.
Routiniert­e Arbeiter: Elias Klitsch (von links), Dominik Ziehn und Emil Behr bauen eine Treppenstu­fe in den Bergpfad.
 ?? ?? Blick auf die Brücke der Autobahn 71. Rechts folgt in wenigen Metern dann der Rennsteigt­unnel.
Blick auf die Brücke der Autobahn 71. Rechts folgt in wenigen Metern dann der Rennsteigt­unnel.
 ?? ?? Paul Poltermann zeigt einen errichtete­n Steig über eine sumpfige Stelle.
Paul Poltermann zeigt einen errichtete­n Steig über eine sumpfige Stelle.
 ?? ?? Die Kette sorgt an steilen Stellen des Bergpfades für Sicherheit.
Die Kette sorgt an steilen Stellen des Bergpfades für Sicherheit.

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