Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Arnschter Mundart über Eucheen, Drude und annere
Ingrid Gruhl stellt im Prinzenhof ihre Bücher vor und macht neugierig auf noch Unveröffentlichtes
Mit Beginn ihrer Altersteilzeit belegt Ingrid Gruhl 2004 ein Fernstudium an der Akademie in Hamburg in Belletristik und später noch in Kinder- und Jugendliteratur. Sie tritt Literaturzirkeln bei, erste Geschichten erscheinen in Zeitschriften, Anthologien und Kinderbuchverlagen. Mit „Eucheens Geschichten am Gartenzaun“wird sie 2012 berühmt in Arnstadt und Umgebung. Hat sie doch in ihrem Büchlein die Arnschter Mundart zu neuem Leben erweckt. 2017 legt sie „Alldaachsgeschichdn med Eucheen, Drude und den annern“nach. Das „Arnschter Mundarttheater“greift ihre Texte 2019 sogar auf der Bühne auf.
Jetzt sitzt sie an diesem Donnerstag in der Bibliothek im Prinzenhof vor den Leuten, um ihnen was aus ihren Büchern zu erzählen, natürlich in Mundart. Dass zwischen den Dialogen Hochdeutsch eingestreut wird, macht es auch für Mundartlaien leichter. Die Protagonisten kommen zwar aus ihrem Dorf in Dornheim, sind aber frei erfunden: „Ich will ja auch nicht Dresche kriegen!“ Hier hat sie die Gespräche aufgeschnappt, aber mitschreiben durfte sie nicht. Kam sie mit Stift und Papier, war sofort Stille.
Wie die Oma redete – das weckte die kindliche Neugier
Dabei war ihr Vater Lehrer und zuhause wurde nur Hochdeutsch gesprochen. Aber wenn sie der Oma zuhörte, wie die mit den annern gegnätscht und gegärt hat, war ihre Neugier an der Sprache der Alten geweckt. Ihr Publikum sucht nach Lieblingswörtern und findet spontan Kinkerlitzchen, Hitsche, Bombäsche, hinkuhtzen witzig (Schreibweise freilich ohne Gewähr). Ingrid Gruhl hat sich längst ein eigenes Wörterbuch angelegt: „So ein Packen“, alphabetisch geordnet, damit sie die Wörter für neue Geschichten genauso schreibt, wie in ihren Büchern zuvor.
Und jetzt outet sie als Drude den Eucheen, ihren Mann, der die Hauptrolle in den Büchern spielt. „Vor nüschd un widder nüschd“soll er mit ihr im Wald rumlatschen und Pilze suchen. Er findet das eine Forzidee und will wieder hämm. In einer anderen Episode bekommt
Drude einen Gutschein von den Kinnern für die Kosmetik. Vor ihrem Runden soll sie hübsch aussehen. Sie hat sich geziert wie die Hippel am Strick, das war schließlich ein Haufen Kohle. Und ne Stunde hammse an Trude rumgemährt.
Beim drecksche Wäsche waschen frisst die Waschmaschine de Strümpfe off. Eucheen soll halt zweierlei anziehen, die sehn sich doch ähnlich und modern ist es auch. Die Nachbarn Bruno und Georg machen sich Gedanken, wie da der Eucheen im Liegestuhl wie verreckt rumliegt. Den hat er von den Kinnern für das Nickerchen und wollte eigentlich beim Reläxen nicht gestört werden.
Ein neues Manuskript wartet noch auf Verlegung. Darin geht es auch um ein Gerichtsurteil, nachdem der Brummschädel von der Sauferei in der Kneipe eine Krankheit sein soll. Das stand schließlich in der Zeitung. Ist aber noch nicht rechtskräftig, fürn Gang zum Doktor also noch zu früh.
Ihre Zuhörer amüsierten sich eine Stunde lang köstlich. Und vielleicht gibt es ja bald ein drittes Büchlein in Arnschter Mundart.