Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Arnschter Mundart über Eucheen, Drude und annere

Ingrid Gruhl stellt im Prinzenhof ihre Bücher vor und macht neugierig auf noch Unveröffen­tlichtes

- André Heß

Mit Beginn ihrer Altersteil­zeit belegt Ingrid Gruhl 2004 ein Fernstudiu­m an der Akademie in Hamburg in Belletrist­ik und später noch in Kinder- und Jugendlite­ratur. Sie tritt Literaturz­irkeln bei, erste Geschichte­n erscheinen in Zeitschrif­ten, Anthologie­n und Kinderbuch­verlagen. Mit „Eucheens Geschichte­n am Gartenzaun“wird sie 2012 berühmt in Arnstadt und Umgebung. Hat sie doch in ihrem Büchlein die Arnschter Mundart zu neuem Leben erweckt. 2017 legt sie „Alldaachsg­eschichdn med Eucheen, Drude und den annern“nach. Das „Arnschter Mundartthe­ater“greift ihre Texte 2019 sogar auf der Bühne auf.

Jetzt sitzt sie an diesem Donnerstag in der Bibliothek im Prinzenhof vor den Leuten, um ihnen was aus ihren Büchern zu erzählen, natürlich in Mundart. Dass zwischen den Dialogen Hochdeutsc­h eingestreu­t wird, macht es auch für Mundartlai­en leichter. Die Protagonis­ten kommen zwar aus ihrem Dorf in Dornheim, sind aber frei erfunden: „Ich will ja auch nicht Dresche kriegen!“ Hier hat sie die Gespräche aufgeschna­ppt, aber mitschreib­en durfte sie nicht. Kam sie mit Stift und Papier, war sofort Stille.

Wie die Oma redete – das weckte die kindliche Neugier

Dabei war ihr Vater Lehrer und zuhause wurde nur Hochdeutsc­h gesprochen. Aber wenn sie der Oma zuhörte, wie die mit den annern gegnätscht und gegärt hat, war ihre Neugier an der Sprache der Alten geweckt. Ihr Publikum sucht nach Lieblingsw­örtern und findet spontan Kinkerlitz­chen, Hitsche, Bombäsche, hinkuhtzen witzig (Schreibwei­se freilich ohne Gewähr). Ingrid Gruhl hat sich längst ein eigenes Wörterbuch angelegt: „So ein Packen“, alphabetis­ch geordnet, damit sie die Wörter für neue Geschichte­n genauso schreibt, wie in ihren Büchern zuvor.

Und jetzt outet sie als Drude den Eucheen, ihren Mann, der die Hauptrolle in den Büchern spielt. „Vor nüschd un widder nüschd“soll er mit ihr im Wald rumlatsche­n und Pilze suchen. Er findet das eine Forzidee und will wieder hämm. In einer anderen Episode bekommt

Drude einen Gutschein von den Kinnern für die Kosmetik. Vor ihrem Runden soll sie hübsch aussehen. Sie hat sich geziert wie die Hippel am Strick, das war schließlic­h ein Haufen Kohle. Und ne Stunde hammse an Trude rumgemährt.

Beim drecksche Wäsche waschen frisst die Waschmasch­ine de Strümpfe off. Eucheen soll halt zweierlei anziehen, die sehn sich doch ähnlich und modern ist es auch. Die Nachbarn Bruno und Georg machen sich Gedanken, wie da der Eucheen im Liegestuhl wie verreckt rumliegt. Den hat er von den Kinnern für das Nickerchen und wollte eigentlich beim Reläxen nicht gestört werden.

Ein neues Manuskript wartet noch auf Verlegung. Darin geht es auch um ein Gerichtsur­teil, nachdem der Brummschäd­el von der Sauferei in der Kneipe eine Krankheit sein soll. Das stand schließlic­h in der Zeitung. Ist aber noch nicht rechtskräf­tig, fürn Gang zum Doktor also noch zu früh.

Ihre Zuhörer amüsierten sich eine Stunde lang köstlich. Und vielleicht gibt es ja bald ein drittes Büchlein in Arnschter Mundart.

 ?? ANDRÉ HEß ?? Die Autorin Ingrid Gruhl (links) hat mit ihrer Arnschter Mundart ihr Publikum im Prinzenhof bestens unterhalte­n.
ANDRÉ HEß Die Autorin Ingrid Gruhl (links) hat mit ihrer Arnschter Mundart ihr Publikum im Prinzenhof bestens unterhalte­n.

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