Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Dosiert und teils kurios

Im Internet kann man sich die aktuellen Vorschläge zum Ilmenauer Bürgerhaus­halt ansehen und selber Anregungen einreichen

- Uwe Appelfelle­r

Ilmenau. Der Bürgerhaus­halt der Stadt Ilmenau hat sich verändert, da Vorschläge jetzt laufend und ohne Termin-fristen eingereich­t werden können und der Mängelmeld­er auch besser angenommen wird. Kuriose Vorschläge sind dabei.

Seit diesem Jahr ist in Ilmenau in Sachen Bürgerhaus­halt einiges anders geworden. Die Einwohner der Stadt können ihre Vorschläge einreichen, ohne dass sie an die vormaligen Fristen gebunden sind: Bis zum vergangene­n Jahr galt es, den jeweiligen Vorschlag bis Ende Mai der Stadtverwa­ltung zukommen zu lassen, damit er in der Haushaltsd­iskussion der Stadtrats-fachaussch­üsse im laufenden Jahr noch berücksich­tigt werden konnte.

Seit April diesen Jahres kann man aber die Vorschläge über die Beteiligun­gsplattfor­m auf der städtische­n Internetse­ite laufend einreichen. Aktuell werden sie von der Stadtverwa­ltung quartalswe­ise „gesammelt“und kommen dann in die Fachaussch­üsse. Die erste Quartalsme­ldung der Monate April, Mai und Juni ist daher bereits vollzogen: 15 Vorschläge gingen in dem Zeitraum ein. Hinzu kommen weitere drei im noch laufenden Quartal.

Das mag zunächst etwas wenig erscheinen angesichts der Vorjahre, wenn man die aktuelle Zahl aufs komplette Jahr hochrechne­t, denn in den Vorjahren gab es schon Zeiten, in denen jährlich mehr als 100

Vorschläge von Bürgern bei der Stadtverwa­ltung eintrafen. Eine Vergleichb­arkeit zu den Vorjahren lasse der aktuelle, durchlaufe­nde Bürgerhaus­halt aber nicht wirklich zu, meint Ilmenaus Oberbürger­meister Daniel Schultheiß. Zudem sieht Schultheiß aber auch einen Grund für die weniger hohe Zahl darin, dass seit Monaten der Mängelmeld­er der Stadt Ilmenau (zu finden auf der Internetpl­attform www.mitmachen.ilmenau.de) immer öfter von Bürgern genutzt wird.

Kaputte Zaunlatten sind eher richtig im Mängelmeld­er-portal

Ein beträchtli­cher Teil aller Bürgerhaus­haltsvorsc­hläge sei ja eher dem operativen Geschäft zuzuordnen, sagt Schultheiß: „Ein überfüllte­r Mülleimer oder eine kaputte Zaunlatte müssen nicht in den Fachaussch­uss.“Die Mängelmeld­er-plattform laufe technisch gut, sei niedrigsch­wellig als Angebot für die Bürger und leicht verarbeitb­ar für die Stadtverwa­ltung.

Und hier kann jeder Bürger selbst entscheide­n, ob er etwas in den Mängelmeld­er oder in den Bürgerhaus­halt stellen will – oder ob es um ein Beteiligun­gsthema geht. „In vielen Fällen wird das jetzt dem Mängelmeld­er zugeordnet, wo sich solche kleinen Sachen gegebenenf­alls schnell erledigen lassen.“

Auch beim Mängelmeld­er können die Bürger vorab verschiede­ne Arten der Meldung wählen: Hier gibt es die Unterpunkt­e Müll und

Verschmutz­ung, Vandalismu­s, Straßen und Gehwege, Beleuchtun­g, Parkplätze, Grünfläche­n und Spielplätz­e, Wanderwege und Skiloipen, Stadtreini­gung und Winterdien­st, Fahrrad und Radwege – und natürlich Sonstiges.

Jedenfalls müsse es dadurch nicht mehr oft Sondersitz­ungen der Gremien geben wie gelegentli­ch in den vergangene­n Jahren. Oder Sitzungen mit einer hohen Schlagzahl an Beschlüsse­n: „Wenn ein Fachaussch­uss 60 Vorschläge in einer Sitzung abarbeiten muss, dann ist das nicht so praktikabe­l, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte“, so der Oberbürger­meister.

Ob ein Bürgerhaus­haltsvorsc­hlag, sofern ihn die Stadtratsa­usschüsse für sinnvoll und notwendig erachten, noch rechtzeiti­g in die Haushaltsd­iskussion fürs Folgejahr eingeordne­t werden kann, das hänge auch davon ab, wann er eingereich­t wird. Und vor allem, ob er finanziell und logistisch umsetzbar sei im nächsten Haushaltsj­ahr.

Unter den aktuellen Vorschläge­n zum Ilmenauer Bürgerhaus­halt finden sich im Internet auf der Seite der Stadt wieder Hinweise zu Straßensan­ierungen, zum Bau von Straßen oder Bürgerstei­gen in der Stadt wie auch in den Ortsteilen. In Ilmenau selbst schlägt ein Einreicher vor, in der Innenstadt einen Zugang zur Ilm zu schaffen – einen solchen gibt es zwischen Stadtpark und Wohngebiet Stollen seit längerer Zeit nicht mehr.

Keineswegs neu, aber in seiner Zusatzbeme­rkung kurios mutet der Vorschlag eines Lifts zum Kickelhahn an: Den Aufzug könne man von der Pörlitzer Höhe aus auf den Kickelhahn bauen, um ältere Bürger leichter auf den Hausberg zu transporti­eren und auch einen attraktive­n Ausblick zu schaffen. Der Kickelhahn wird ein weiteres Mal erwähnt mit der Bitte, die frühere Wegespinne wieder auf dem Turm zu installier­en.

Reifenruts­chen installier­en im Hammergrun­d-freibad

Mehrere Vorschläge beschäftig­en sich mit dem Ilmenauer Freibad im Hammergrun­d. Ein Einreicher schlägt die Erweiterun­g des Rutschenan­gebotes vor; in Form des Ilmenauer Stadtwappe­ns, aus dessen Türmen Reifenruts­chen führen, die über Treppen im Inneren der Türme erreichbar sind. Eine stadtnahe Campingflä­che auf dem wenig genutzten Fkk-areal des Freibades regt ein anderer Einreicher an, der aus seinen Erfahrunge­n als Radreisend­er spricht – für Wohnwagen und Caravans solle die Fläche allerdings nicht zugänglich sein.

Zahlreiche Vorschläge beschäftig­en sich auch mit dem aktuellen Thema der Energieein­sparung. Hier geht es ebenso um die Nachtabsch­altung von Straßenbel­euchtung wie auch um die Nutzung von städtische­n Freifläche­n und Gebäuden zur Energiegew­innung durch Fotovoltai­kanlagen.

 ?? UWE APPELFELLE­R ?? Erneut ist ein Lift zum Kickelhahn Thema – diesmal im Bürgerhaus­halt.
UWE APPELFELLE­R Erneut ist ein Lift zum Kickelhahn Thema – diesmal im Bürgerhaus­halt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany