Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Röhler chancenlos
Speerwerfer aus Jena scheitert als 22. in der Em-qualifikation. Wagner ohne Staffeleinsatz
München. Der Himmel weinte bereits, da hatte Thomas Röhler den Speer noch nicht einmal geworfen. Der EM-TAG in München blieb trüb, wie die Würfe des Titelverteidigers selbst. Mit 71,31 Meter verabschiedete sich der einstige 90-Meter-werfer auf einem enttäuschenden Rang 22 nach der Qualifikation.
Realist genug, um zu wissen, dass er nach einer schweren Rückenverletzung und gut anderthalb Jahren Trainingsrückstand ausgerechnet bei der EM nicht plötzlich einen Wunderwurf auspacken würde, blutete das Athletenherz des Perfektionisten dennoch. „Es ist schon ein recht großes weinendes Auge, hier nicht im Finale dabei zu sein“, sagte der Jenenser. Wenngleich er bis zum Schluss die Hoffnung auf den einen entscheidenden Ausreißer nicht verloren hatte: „Man hat ja immer die Hoffnung, aus dem Training zu kommen und dass dieser eine Wurf, den man da letzte Woche mal gesehen hat, dass der passiert“, sagte er.
Trotz all seiner Erfahrung wisse er, dass diese nicht reicht, die lange Auszeit wettzumachen und „dass du keinen Schritt überspringen kannst. Du musst einfach wirklich die Schritte gehen: von der Wiese auf die Bahn und das Tempo immer wieder erhöhen. Ich brauche einfach weiter viel mehr Stabilität bei hohem Tempo. Da passieren noch zu viele Fehler. Und dagegen hilft nur werfen, werfen, werfen.“
Nachdem sein Körper dies, das Werfen, ein Jahr lang nicht wollte, sei aber endlich alles auskuriert und „es macht wieder Spaß. Es war mental definitiv nicht einfach die letzte
Zeit. Aber die letzten zehn Wochen haben wir mit einem enormen Pensum durchtrainiert, ohne dass sich der Körper gemeldet hat. Und das ist es, was mich gerade motiviert.“
So gehe es direkt am Montag mit dem Training weiter. Um nicht nur aus der wohl herausforderndsten Zeit seiner sportlichen Karriere zu kommen, sondern auch sein Ziel, Olympia 2024 nicht aus den Augen zu verlieren. In Paris wolle er definitiv noch einmal angreifen.
Glänzend aufgelegt zeigte sich die deutsche Sprintstaffel der Männer, die ihren Vorlauf in deutscher Rekordzeit von 37,97 s gewann und am Sonntag sogar Titelchancen besitzt. Erfurts Julian Wagner, der im 100-m-halbfinale nur um 0,01 s das Finale verpasst hatte, bekam nicht die erhoffte Einsatzchance. Die Trainer vertrauten auch im Vorlauf auf die Stammbesetzung mit Kranz, Hartmann, Ansah-peprah und Ansah. Bei der WM war das Quartett im Halbfinale gescheitert. Auch die Frauen, in Eugene mit Sensationsbronze, zogen – noch ohne Gina Lückenkemper -- ins Finale ein.