Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Ilmenau stellt die Verwaltung neu auf
Sogar ein gänzlich neues Amt wird dadurch geschaffen. Was verspricht sich die Stadt davon?
Ilmenau. Die Ilmenauer Stadtverwaltung wird sich in den kommenden Monaten neu aufstellen - zumindest in Teilen. Die Aufgaben einzelner Ämter werden mitunter neu aufgeteilt, es entsteht sogar ein völlig neues Amt. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Warum erfolgt die Umstrukturierung?
Von Mai bis Dezember des vergangenen Jahres hatte die Stadt Ilmenau ihre Verwaltungsstruktur untersuchen lassen. Die Untersuchung war im Haushaltsplan verortet und wurde durch die städtischen Gremien vergeben. „Wesentliches Ziel der Untersuchung war das Aufzeigen von Stärken und Schwächen unserer jetzigen Struktur, um daraus Schlussfolgerungen für eine auf die Zukunft gerichtete Verwaltung abzuleiten“, so Hauptamtsleiterin Marion Bodlak.
Was war das Ergebnis der Untersuchung?
Als Schwerpunkt erwies sich nach Angaben der Stadtverwaltung, dass einerseits das Zentrale Gebäudemanagement aktuell vom Hochbau getrennt ist sowie andererseits, dass auch das Sport- und Betriebsamt Baumaßnahmen durchführt. Auch wurde die Kleinteiligkeit im Kultur- und Sozialamt mehrfach angesprochen.
Also wird es Veränderungen im Bauamt geben?
Richtig. Warum das sinnvoll ist, erklärt Oberbürgermeister Daniel Schultheiß (pl.) am Beispiel des Kindergartenneubaus in Gehren: „Das Vorhaben wurde von der Abteilung Hochbau in der Bauphase intensiv begleitet und würde nach Fertigstellung in das Zentrale Gebäudemanagement übergehen, das bislang wiederum im Hauptamt angesiedelt ist. Die technischen und baufachlichen Aspekte spielen aber auch bei der weiteren Gebäudebewirtschaftung eine Rolle“, sagt er. Man werde deshalb ein neues Amt für „Gebäude und Liegenschaften“schaffen, zu dem künftig auch der Hochbau gehört. Damit könnten alle Aufgaben „aus einer Hand“erledigt werden, so Schultheiß.
Das künftige Amt für „Bau und Verkehr“bekommt wiederum mit der Unteren Straßenverkehrsbehörde neue Aufgaben dazu. „Das lässt sich mit dem immens gestiegenen Umfang der Tiefbauarbeiten und Straßenreparaturen auf einer Fläche von fast 200 Quadratkilometern erklären“,
so Schultheiß. Durch die Eingemeindung von bislang eigenständigen Dörfern und Städten habe die Stadt die Trägerschaft über mehrere Abschnitte von Landesund Kreisstraßen erhalten. „Damit spielen Tiefbauprojekte in den kommenden Jahren eine weitaus größere Rolle als in der Vergangenheit im eher eng besiedelten Ilmenau - sowohl was den Planungsaufwand als auch den finanziellen Umfang anbetrifft“, so Schultheiß.
Was will man gegen die Kleinteiligkeit im Kultur- und Sozialamt unternehmen?
Wie der Oberbürgermeister erklärt, werde es im Bereich Stadtmarketing, Kultur- und Sozialamt zur Neuaufstellung in einigen Bereichen kommen. Künftig soll das Amt die Bezeichnung „Stadtmarketing, Kultur und Freizeit“erhalten. Darin eingegliedert wird auch der bislang selbstständige Bäderbetrieb. Damit wolle man die Vielzahl städtischer Freizeitangebote gebündelt vermarkten.
Was wird aus dem sozialen Bereich?
Die Bereiche Kinder und Jugend werden künftig vom Amt „Zentrale Steuerung“übernommen, was bisher als Hauptamt bekannt ist.
Mit dem Amt für „Gebäude und Liegenschaften“entsteht ein komplett neues Amt? Führt das dann nicht eher zu mehr Aufwüchsen und Kosten in der Verwaltung?
Das verneint die Stadtverwaltung. Zwar sei das Amt tatsächlich neu, es
würde sich allerdings aus bereits bestehenden Abteilungen zusammensetzen, die künftig enger zusammenarbeiten könnten und klare Zuständigkeiten hätten. Generell gelte bei der Neuorganisation: „Von einer effizienteren Bearbeitung der Aufgaben innerhalb der einzelnen Ämter hängt unsere Zukunftsfähigkeit ab“, so Schultheiß.
Wie wird sich die Umstrukturierung auf das Verwaltungspersonal auswirken?
Fast gar nicht. Hauptamtsleiterin Marion Bodlak erklärt, dass die Untersuchung und auch die Ableitungen daraus personenunabhängig anhand der Aufgaben der Ämter und Abteilungen durchgeführt wurden. Lediglich für das neue Amt „Gebäude und Liegenschaften“würde ein neuer Leiter benötigt. In den weiteren Leitungsebenen und auch in den Abteilungen würde es aber keinen Personalaustausch geben, der auf die Organisationsuntersuchung zurückzuführen wäre, ergänzt Daniel Schultheiß.
Warum erfolgt die Umstrukturierung ausgerechnet jetzt, wenige Monate vor der Kommunal- und schließlich auch Oberbürgermeister-wahl?
Die Neuaufstellung habe mit den bevorstehenden Wahlen nichts zu tun und sei generell nicht an Legislaturperioden geknüpft, erklärt Schultheiß. Angedacht war das Vorhaben schon viel früher. „Durch die Corona-zeit konnte die Untersuchung leider erst mit etwas Verspätung beginnen“, erklärt er. Es sei Wunsch aller Beteiligten und der Gremien gewesen, die Verwaltung einer Organisationsuntersuchung zu unterziehen und sie zukunftsfähig aufzustellen - vor allem mit Blick auf die deutlich veränderten Ausgangsbedingungen durch die Gebietsreform. „Die Stadt Ilmenau ist seit 2018 um gut 13 000 Einwohner gewachsen, hat mehrere Straßen und zahlreiche kommunale Gebäude zusätzlich in ihre Verantwortung übertragen bekommen“, so Schultheiß.
Von einer effizienteren Bearbeitung der Aufgaben innerhalb der einzelnen Ämter hängt unsere Zukunftsfähigkeit ab. Daniel Schultheiß Oberbürgermeister der Stadt Ilmenau