Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Die Rückkehr des verschollenen Autos
Geschichten vom Schleizer Dreieck: Ein Telefonat, ein Hinweis, eine akribische Suche und ein Wiedersehen nach 33 Jahren – wie im Film
Nachdem die sportlichen Aktivitäten um ein bewegtes Jubiläum 100 Jahre Schleizer Dreieck erfolgreich abgeschlossen sind, ist es an der Zeit, einige Protagonisten zu Wort kommen zu lassen. Sie schildern in dieser Serie ihre Erlebnisse.
Für die Saison 1981 bekam Jürgen Meißner die Rundstreckenlizenz für die Leistungsklasse 2 zugesprochen. Dafür baute sich der Dippoldiswalder unter der Hilfe von Ulli Melkus und Bernd Kasper ein neuen Formelrennwagen MT 77/81 auf. Die erste Ausfahrt unternahm Meißner beim Frühjahrstraining auf dem Schleizer Dreieck. Neun
Jahre war Meißner mit diesem Rennwagen recht erfolgreich unterwegs, wurde Mitglied der Ddr-nationalmannschaft. 1989 verkaufte Meißner nach dem Rennen auf dem Sachsenring sein komplettes Equipment und kehrte dem Sport zunächst den Rücken zu.
Nach einigen Jahren trat Meißner als Zuschauer wieder in Erscheinung. Im Fahrerlager kamen sofort Fragen nach dem Verbleib seines ehemaligen Rennwagens auf. „ Der galt in der Szene als verschrottet“, erinnert sich der Sachse. „Was noch bekannt war: Der Käufer hatte weder großes fahrerisches, noch technisches Geschick. Obendrein hatte er einige Unfälle mit dem Auto.“33
Jahre nach dem Verkauf war Jürgen Meißner in ein unscheinbares Telefonat verwickelt. „Am Ende des Gesprächs erwähnte mein Gesprächspartner beiläufig, dass er der Mechaniker des damaligen Käufers seines Rennwagens war und gab den Hinweis, dass das Auto noch existieren würde.“Meißner verabredete sich mit dem Mann, um sein altes Fahrzeug zu begutachten. Drei Tage später ereilte Meißner ein Anruf mit der Information, dass sein Tippgeber plötzlich verstorben sei. „So tragisch wie das war, hatte mir der gute Mann zumindest Hinweise geben können. Da ich den Ort wusste, habe ich dort ein Haus nach dem anderen abgesucht, bis ich fündig wurde. Sofort wurde ich in eine Scheune geführt und da stand tatsächlich mein altes Auto. Allerdings in einen desolaten Zustand.“Mit etwas Verhandlungsgeschick konnte Jürgen Meißner sein Fahrzeug zurückkaufen. Sofort begann der Sachse mit der Instandsetzung. „Mir war sehr wichtig, dass das Auto wieder in der Originalform von 1989 dasteht.“
Das ging sogar so weit, dass der damalige Sponsor sich am Wiederaufbau finanziell beteiligte. Binnen eines Jahres entstand in akribischer Kleinarbeit ein bildschönes Fahrzeug. Die Jungfernfahrt fand passenderweise übrigens zum 100-jährigen Jubiläum des Schleizer Dreiecks statt.