Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Neues Hobby: Profiling
Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Und? Hast du es rausgekriegt?“
„Nein. Ich rätsele noch“, sag ich. „Ist ja wirklich spannend! Wer steckt bloß dahinter?“, sagt Pia.
„Tja, das frag ich mich auch. Und soll ich dir was verraten? Ich hab drei Freundinnen und zwei Arbeitskollegen, zu denen diese Überraschung gepasst hätte, gefragt, ob sie mir via Amazon anonym zwei Päckchen geschickt haben. Die haben unisono überzeugend verneint. Da bin ich auf den Geschmack gekommen!“, sag ich.
„Was meinst du mit ,auf den Geschmack gekommen’?“, sagt Pia.
„Na mich als Profilerin zu betätigen. Einfach zu schauen, welche Informationen stecken in den geheimnisvollen Geschenksendungen und was sagen die über den Absender. So dass sich am Ende eine untrügliche Spur ergibt. Erfreulicherweise nicht zu einem Täter, sondern zu einem Wohltäter“, sag ich.
„Aber du sagtest doch, da war bloß ein kleines Zettelchen beigelegt. Was lässt sich da schon rauslesen oder schlussfolgern?“, sagt Pia.
„Klar, bloß vier Zeilen. Aber die spezielle Anrede, der Gruß am Ende, perfekte Rechtschreibung und Interpunktion, die Großschreibung von ,Du’, ,Dir’ und ,Dich’ – das alles sagt doch eine Menge über den Absender aus!“, sag ich.
„Du meinst also, du findest sie oder ihn?“, sagt Pia.
„Ich hatte dir ja von unserem Klassentreffen erzählt. Von einigen früheren Mitschülern die Handynummer zu erforschen, hat total Spaß gemacht. Ein bisschen Miss Marple spielen, das ist schon witzig. Auch jetzt wieder, wo es um die mysteriösen Päckchen geht. Ich muss den Absender finden, will ihm einfach danke sagen!“, sag ich.
„Vielleicht löst sich das Rätsel ja beim Klassentreffen?!", sagt Pia.
„Ja, darauf hoffe ich sehr! Ansonsten kann es bloß die KI von Amazon gewesen sein. Grusel!“, sag ich.