Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Raus mit Applaus
Volleyball-zweitligist VC Gotha verkauft sich im Pokal-viertelfinale gegen Meister Berlin teuer
Auf dem Feld mit 0:3 verloren, dafür wie schon im Vorjahr eine Menge Sympathien gewonnen und sich mit einer guten Leistung aus dem Viertelfinale des Dvv-pokals verabschiedet. Volleyball-zweitligist Blue Volleys Gotha zeigte gegen den deutschen Meister Berlin Volleys in Ohrdruf vor 800 Zuschauern eine beherzte Leistung und betrieb wie beim ersten Aufeinandertreffen vor gut einem Jahr Werbung in eigener Sache.
„Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Natürlich sind sie grundsätzlich besser, aber der erste Satz war knapp, es hat beim Stand von 23:23 ein biss’l gekribbelt. Man weiß aber auch, dass die Jungs drüben immer noch einen drauflegen können. Aber es hat Spaß gemacht, knapp dran zu sein gegen die Besten aus Deutschland. Das sind Nationalspieler und Profis, bei uns Studenten“, sagte Co-trainer Robin Schade, der Jonas Kronseder an der Linie vertrat. Dieser heiratete am Samstag seine langjährige Lebensgefährtin Silvana Olivera in Erfurt.
Mit dem ersten Ballwechsel war Feuer in der Partie. Angepeitscht vom euphorischen Publikum, zeigten die Gothaer keine Scheu vor dem Gegner und spielten munter mit. Zwar drückten die mit Wucht abgefeuerten Aufschläge die Blauen in die Defensive und der Gästeblock kam gefühlt der Berliner Mauer gleich (7:10). Den Glauben erschütterte dies jedoch nicht.
Erik Niederlückes direkter Aufschlagpunkt brachte die Blue Volleys wieder in Schlagweite (12:13), in der Folge glänzte Angreifer Dominik Duchác mit mehreren spektakulären Punkten. Das Duell schaukelte sich nun hoch. Immer
wieder glich Gotha den Rückstand aus, kam aber selbst nicht am Gegner vorbei. Beim 23:23 knisterte es – würde dem Außenseiter mit einem Satzgewinn die erste große Überraschung
gelingen? Leider aus Sicht der Hausherren war dem nicht der Fall. Ein Punkt der Gäste bedeutete das 23:24, danach schoss Niederlücke einen Angriffsball leicht über die hintere Linie – Durchgang eins hatten die Berliner mit einiger Mühe nach Hause gebracht.
Glücklicherweise brachte der knapp verlorene Satz keinen Bruch im Gothaer Spiel. Allerdings machte der deutsche Meister nun etwas mehr und zog das Tempo an. Die trickreichen, meist schnell ausgespielten Angriffe waren für die Gothaer nur schwer zu erahnen, ein 7:10 war die Folge. Ein Gästelauf von 9:10 auf 9:14 besiegelte dann den zweiten Durchgang. Es war klar, dass sich Berlin diesen Vorsprung nicht würde nehmen lassen. Mit einem wuchtigen Aufschlag sorgte Timo Tammenaa für klare Fronten (25:19).
Natürlich war so die Vorentscheidung gefallen, und im dritten Satz zauberten beide Teams mit einigen tollen Ballwechseln. Beim 10:5 für Berlin war jedem klar, wie der Sieger heißen würde – der sensationellen Stimmung tag dies aber keinen Abbruch. Schade gab erst mit Richard Werner, dem jüngeren Bruder von Kapitän Robert, dann mit dem Erfurter Aaron Franz Stückrad und Justus Krauße aus Finsterbergen eigenen Talenten die Möglichkeit, sich auf großer Bühne zeigen zu können. Auch Lokalmatador Len Spankowski, der neben dem Volleyball beim ortsansässigen FSV Ohratal II Fußball spielt, bekam seine Einsatzminuten.
Gotha gab zu keiner Zeit auf, verkürzte zwischenzeitlich auf 9:14, ließ große Emotionen auf dem Feld. In Gefahr geriet der Sieg Berlins freilich nicht mehr. Dass Krauße das Spiel ausgerechnet mit einem Aufschlagfehler zum 18:25 beendete, hatte fast schon etwas Tragisches. Am verdienten Applaus des begeisterten Publikums änderte das aber nichts.