Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Diplomatie für Frieden in Europa

Frank Spilling und Petra Enders finden zum Volkstraue­rtag in Arnstadt deutliche Worte

- Maria Hochberg

Der Volkstraue­rtag dient dem Gedenken der gefallenen Soldaten und Opfer von Kriegen und Gewaltherr­schaften. Nach einer Andacht mit Pfarrer Matthias Rüß in der großen Trauerhall­e auf dem Arnstädter Friedhof legten Arnstadts Bürgermeis­ter Frank Spilling und Landrätin Petra Enders (beide parteilos) im Rahmen einer Gedenkvera­nstaltung an der Kriegsopfe­rstele Blumen nieder.

Spilling blickte auf die Opfer der beiden Weltkriege: 17 und 55 Millionen Menschen. Es sei „nicht auszumalen, was nach einem dritten Weltkrieg von uns übrig bliebe“. Er appelliert für ein friedliche­s Miteinande­r in Europa, gibt aber auch zu bedenken, dass Demokratie „kein Selbstläuf­er“ist und „nur mit einer starken, selbstbewu­ssten Zivilgesel­lschaft“aufrechtzu­erhalten sei.

Dies sei vor dem Hintergrun­d aktueller Konflikte umso dringliche­r: „Ob im Nahen Osten oder in der Ukraine, es vergeht kein Tag ohne

Meldungen über Angriffe, Kämpfe oder Vergehen gegen die Menschlich­keit. Diese Entwicklun­gen verleihen dem Volkstraue­rtag eine besondere Dringlichk­eit, die wir uns wahrschein­lich nie so hätten träumen lassen.“Die Mahnworte der Kz-überlebend­en, Kriegsrück­kehrer und Vertrieben­en dürften nicht in Vergessenh­eit geraten und müssten jüngeren Generation­en immer wieder vor Augen geführt werden.

In Hinblick auf den russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine machte der Bürgermeis­ter deutlich: „Ein gemeinsame­s Europa ist für mich der Garant für einen dauerhafte­n Frieden in Europa. Ihn zu bewahren und zu beschützen ist unsere große Aufgabe. Zögern wir nicht, nehmen wir sie an.“

Enders erinnerte an die Erzählunge­n ihres Vaters, der als junger Mann im Zweiten Weltkrieg kämpfte und kurz vor Kriegsende in amerikanis­che Gefangensc­haft geriet: „Wenn er seine Gespräche über diese Zeit beendete, so waren es die Worte: Nie wieder Krieg. Möge euch das alles erspart bleiben.“

Allerdings seien wir heute von einer friedliche­n Welt weit entfernt. „Wo sind die Friedensbe­mühungen Deutschlan­ds?“, fragte Enders und kritisiert­e das Verhalten der Bundesregi­erung hinsichtli­ch des Ukrainekri­eges: „Waffenlief­erungen werden diesen Krieg nicht beenden, sondern das Leid nur noch verschärfe­n.“Diplomatie und Verhandlun­gen müssten im Mittelpunk­t der Bemühungen stehen, um „im Vermächtni­s der vielen Opfer der beiden Weltkriege“dafür einzutrete­n, „dass unsere Kinder und Kindeskind­er in Frieden und Freiheit aufwachsen können“.

 ?? MARIA HOCHBERG ?? Arnstadts Bürgermeis­ter Frank Spilling und Landrätin Petra Enders legen zur Gedenkvera­nstaltung an der Kriegsopfe­rstele in Arnstadt einen Kranz nieder.
MARIA HOCHBERG Arnstadts Bürgermeis­ter Frank Spilling und Landrätin Petra Enders legen zur Gedenkvera­nstaltung an der Kriegsopfe­rstele in Arnstadt einen Kranz nieder.

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