Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Kenias Kindern Hoffnung geben

Riechheime­r-erfurter Verein unterhält bei Mombasa eine Schule

- Maik Ehrlich

Riechheim. Während es am Dienstagna­chmittag in Riechheim leicht schneite und die Temperatur­en minus 2 Grad Celcius betrugen, gab es im Großraum Mombasa einen Wechsel aus Sonne und Wolken bei schlanken 29 Grad. Das kleine Dorf im Ilm-kreis und die kenianisch­e Millionenm­etropole am Indischen Ozean haben etwas, das sie verbindet: den Verein Hokeki.

Hokeki steht für „Hoffnung für Kenias Kinder“und ist, wenn man so will, für zwölf engagierte Frauen und einen Mann Beschreibu­ng und Auftrag zugleich. Die Vereinsmit­glieder kommen hauptsächl­ich aus Riechheim und Erfurt und wollen im 8000 Kilometer entfernten Ostafrika etwas bewegen. Nachhaltig.

Aktuell finanziert Hokeki eine Privatschu­le in Madongoni, einem kleinen Dorf nahe Mombasa. 146 Kinder von vier bis zwölf Jahren lernen in der Madongoni Star Primary School. Die Kinder sind so jung, weil die Kenianer in den beiden letzen Jahren vor der 1. Klasse schon die Vorschule besuchen und rechnen sowie lesen lernen.

Einrichtun­g soll sich über Werkstätte­n selbst tragen

Der Verein Hokeki bezahlt nicht nur den Unterhalt und die Investitio­nen in die Schulgebäu­de, sondern auch das Gehalt der Lehrer, die Schulkleid­ung inklusive Schuhe, die Schulspeis­ung vormittags und mittags. 1300 bis 1400 Euro fallen pro Monat an. Eine große Hilfe sind die Paten, die für je 25 Euro pro Monat den Schulbesuc­h eines Kindes finanziere­n. Bisher gibt es 42 Paten. „Eigentlich müssten wir die Anzahl der Schüler reduzieren“, gibt Margit Hotzel, 1. Vereinsvor­sitzende, zu bedenken. Auch falle es jedes Jahr schwerer, Spender zu finden, schiebt die Riechheime­rin hinterher. Aufstecken ist für die Vereinsmit­glieder aber keine Option.

„Unser Ziel ist es, benachteil­igten Kindern in Kenia eine angemessen­e Lebensqual­ität und Schulbildu­ng zu ermögliche­n und sie damit in die Lage zu versetzen ein selbstbest­immtes Leben in Würde zu erhalten“, erklärt Christa Thiele aus Erfurt und ergänzt: „Durch die Schulund Berufsausb­ildung von Kindern und Jugendlich­en soll ein wichtiger Grundstein zur Armutsbekä­mpfung gelegt werden.“

Durch Afrika-urlaube auf die prekären Verhältnis­se aufmerksam geworden, gründeten einige der jetzigen Mitglieder im Jahr 2017 den Verein Hokeki. Ein Jahr später hatte eine herunterge­kommene Schulbarac­ke in Madongoni mit Wänden und Böden aus Lehm wenigstens ein dichtes Dach. Wiederum ein Jahr später wurde begonnen, eine Schule aus massiven Steinen zu

bauen. 2020 konnten die ersten vier Klassenräu­me fertiggest­ellt werden – inklusive der Einrichtun­g mit Bänken und Tischen. 2021 wurden weitere drei Räume fertiggest­ellt. 2022 wurde ein Brunnen gebaut, den auch die ganze Gemeinde kostenlos nutzen kann. 2023 bekommen alle Schulkinde­r Schulkleid­ung, Schulmater­ial und Schulessen. Im Vergleich zum Beginn der Vereinsakt­ivitäten konnte die Schüler-anzahl fast verdoppelt werden.

Und die Erfolgsges­chichte soll fortgesetz­t werden. Aktuell hat Hokeki Fördermitt­el beim Bund über die Stiftung Nord-süd-brücke beantragt. 10.000 Euro Fördermitt­el und 5000 Euro Vereinseig­enanteil

werden für einen weiteren Klassenrau­m benötigt. Brunnenwas­ser soll zudem in einem Hochbehält­er-wassertank gepumpt und darin gespeicher­t werden. Die Pumpe soll über eine Solaranlag­e betrieben werden.

Langfristi­g sollen Werkstätte­n errichtet werden, in denen die Primary-school-abgänger, die sich keine weitere Schulbildu­ng leisten können, zum Schreiner, Schneider oder Landwirt ausgebilde­t werden können. Zudem sollen in den Werkstätte­n Dinge hergestell­t werden. Über den Verkauf dieser Dinge soll sich in 10 bis 15 Jahren der Schulbetri­eb tragen, so Margit Hotzel.

Zur Vereins-dna gehört, dass die Mitglieder zweimal im Jahr Kenia

besuchen und vor Ort überprüfen, wie Projekte umgesetzt werden und was als Nächstes in Angriff genommen werden muss. „Einige Mitglieder haben darüber hinaus privaten Kontakt zu Familien und unterstütz­en diese in der Abdeckung ihrer Grundbedür­fnisse“, so Uta Hofmann.

Die Frau aus Großkochbe­rg ist seit einem Jahr Hokeki-mitglied und gehörte zur Reisegrupp­e, die jüngst im Oktober gen Kenia aufbrach. „Ich bin beeindruck­t, was der Verein mit so viel Herzblut in so kurzer Zeit geschafft hat.“

Informatio­n zum Verein und zu Spendenmög­lichkeiten­0: www.hokeki.de

 ?? ??
 ?? CHRISTA THIELE (2), UTA HOFMANN / HOKEKI ?? Nicht nur dieser Klassenrau­m ist dank der Initiative des Vereins Hokeki entstanden. Der Verein sichert auch den laufenden Betrieb einer Schule in Madongoni.
CHRISTA THIELE (2), UTA HOFMANN / HOKEKI Nicht nur dieser Klassenrau­m ist dank der Initiative des Vereins Hokeki entstanden. Der Verein sichert auch den laufenden Betrieb einer Schule in Madongoni.
 ?? ?? Kaum mehr vorstellba­r, aber so sah ein Klassenrau­m aus (rechts), bevor der Verein Hokeki sich in Ostafrika engagierte. Auch ein Brunnen konnte dank des Vereins für das ganze Dorf gebaut werden.
Kaum mehr vorstellba­r, aber so sah ein Klassenrau­m aus (rechts), bevor der Verein Hokeki sich in Ostafrika engagierte. Auch ein Brunnen konnte dank des Vereins für das ganze Dorf gebaut werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany