Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Wenn das Müllauto nicht mehr kommt
35 Jahre lang konnten sich die Anwohner in der Ortsstraße 141 und 141a in Böhlen darauf verlassen, dass ihr Müll zu den Terminen vom Grundstück abgeholt wurde. Jetzt soll Schluss damit sein. Gibt es eine Lösung?
Großbreitenbach. Die Bewohner in der Ortsstraße 141 und 141a in Böhlen sind verunsichert. Vor wenigen Tagen haben sie ein Schreiben ihres Abfallentsorgers, dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Ilm-kreises (AIK), erhalten. Darin steht, dass ihr Müll nicht länger durch den Dienstleister Remondis abgeholt werden könne. Sie sollen alternativ die Tonnen bis zur etwa 300 Meter entfernten Kläranlage bringen.
Ein Betroffener brachte diese Problematik in der jüngsten Stadtratssitzung der Landgemeinde Großbreitenbach an. Wie er sagte, sei der Hintergrund der Entscheidung, dass die Zuwegung von Großbreitenbach aus ins Böhlener Tal hin zu den Häusern für die Fahrer der Entsorgungsfahrzeuge unzumutbar wäre. Die Bewohner dort sollten sich Gedanken machen, wie sie ihren Müll in den Bereich der Kläranlage, noch besser wäre der
Standort Steinerne Brücke, bringen, denn dort wäre der Abtransport kein Problem mehr.
Für den Bewohner ist völlig unverständlich, warum es jetzt nicht mehr gehen soll, wo 35 Jahre lang
die Fahrzeuge zu den Abfuhrterminen vorgefahren wären. Der Anwohner sagt, dass jetzt sogar der Weg breiter sei als zuvor. Durch Remondis habe es eine Begehung gegeben, die eine zukünftige Befahrung des Weges durch Müllfahrzeuge ausschloss. Die Ortsstraße, die eigentlich von Böhlen aus zu den Grundstücken führen sollte, sei schon seit Jahren kaum nutzbar. Befürchtet wird, dass der Weg nun von Großbreitenbach aus auch nicht mehr zugänglich werde.
Bürgermeister Peter Grimm hatte keinen Informationsvorlauf zu dieser Sachlage. „Ich finde es nicht in Ordnung, dass wir nicht hinzugezogen wurden.“Nach seiner Kenntnis würden die Ver- und Entsorgungsfunktionen momentan noch an der Kläranlage vorbeigeleitet. Bauamtsleiterin Kerstin Hoffmann sagt auf Anfrage, gleich nach der Stadtratssitzung habe sie am nächsten Tag das Gespräch mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb gesucht, der hier ebenfalls entsorgt. Für kommenden Freitag ist ein Vor-ort-termin verabredet. Vertreter der Landgemeinde, Verantwortliche des AIK und ein Fahrer mit Fahrzeug würden sich beteiligen. Freitag sei ein normaler Abfuhrtermin. „Wir versuchen, zu vermitteln.“
Wie viel Erfolg das haben wird, lässt sich schwer abschätzen. Stefan Michel, Betriebsleiter bei Remondis in Arnstadt, will das Argument, es würde schon seit 35 Jahren dort entsorgt werden, entkräften. Die Anforderungen an die Straßen ändern sich im Laufe der Jahre, sagt er. Am Ende dieser Straße gebe es keine Wendemöglichkeit für Lastwagen.
Die letzte dieser Möglichkeiten würde sich an der Kläranlage befinden.
Schärfere Vorschriften erforderten ein Umdenken
Nach ihm sollten zur Begehung (die Terminfindung habe in Verantwortung des AIK gelegen) mindestens zwei Fahrer mit dabei sein, da mit unterschiedlicher Technik gefahren werde. Mit einem Dreiachser (ein 26-Tonnen-laster) dort ganzjährig rein- und rausfahren, sei zwar über Jahre gemacht worden, „das macht die Sache aber nicht richtiger“. Rückwärtsfahrten seien mit diesen Fahrzeugen verboten. Ausnahmen würden nur für relativ freie und gerade Straßen gelten und das auch nur für maximal 400 Meter, würde die Berufsgenossenschaft sagen.
Die Abteilungsleiterin für die Abfallwirtschaft beim AIK, Ines Henneberg, will sich auf Nachfrage eigentlich gar nicht äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Sie betont dennoch, dass es nicht darum gehe, den Müll dort nicht abholen zu wollen. Jedoch dürfe die Straße mit den zur Verfügung stehenden Müllfahrzeugen nicht befahren werden, weil die Straße teilweise so schmal sei, dass ein Fahrzeug gerade noch so durchkommt. Dass es 35 Jahre praktiziert wurde, hebele die Vorschriften und Bestimmungen nicht aus, die sich immer weiter verschärfen würden.
Die Anforderungen an die Straßen ändern sich im Laufe der Jahre. stefan michel, Betriebsleiter bei Remondis