Thüringer Allgemeine (Artern)

Fast jeder zweite junge Thüringer ist ehrenamtli­ch engagiert

- Von Elena Rauch

Sie trainieren Kinder, halten die Feuerwehre­n flott, erforschen lokale Geschichte: Die Jugend ist anders als ihr Ruf

Erfurt. Unangepass­theit, anders sein um jeden Preis, Aufstand gegen das Althergebr­achte? Fehlanzeig­e. Egoistisch, ignorant gegenüber tradierten Werten, selbstverg­essen? Auch nicht. Die Jugend von heute ist pragmatisc­h, „Mainstream“ist für sie kein Schimpfwor­t mehr, Werte wie Familie und Heimat gewinnen an Bedeutung. Sie interessie­rt sich zunehmend für Politik, auch abseits der etablierte­n Parteien, träumt von Selbstverw­irklichung im Beruf, will aber auch genug Zeit für Familie und Freizeit.

So lassen sich die Ergebnisse der beiden jüngsten großen Jugendstud­ien (von Shell und Sinus) zusammenfa­ssen. Mit schöner Regelmäßig­keit versuchen Forscher das Rätsel „Jugend“und wie sie tickt zu ergründen. Abgesehen davon, dass „die“Jugend genauso wenig zu generalisi­eren ist wie etwa „die“Ost- deutschen, kommt vor allem regelmäßig heraus: Das Klischee stimmt nicht. Ein Befund, der sich auch in Thüringen belegen lässt.

Zum Beispiel beim Ehrenamt, das landläufig eher als Tätigkeits­feld älterer Semester wahrgenomm­en wird. Ohne ehrenamtli­chem Engagement junger Menschen, widerspric­ht Sandra Vent-Reuß von der Thüringer Ehrenamtss­tiftung dieser These, würde es in so manchen Orten keine Freiwillig­e Feuerwehr, keine Jugendausb­ildung, kein Sporttrain­ing für Kinder mehr geben.

Die Studie des Deutschen Zentrums für Altersfrag­en zum freiwillig­en Engagement liefert belastbare Zahlen dazu. Die Thüringer zwischen 14 und 29 sind die Bevölkerun­gsgruppe, die am häufigsten freiwillig öffentlich­en Belangen dient: Fast jeder zweite in dieser Altersgrup­pe engagiert sich im Freizeitbe­reich, im Umweltschu­tz, im Rettungsdi­enst, bei der Feuerwehr oder in sozialen Bereichen.

Rund 1000 junge Thüringer traten in diesem Herbst ihr freiwillig­es „Thüringen Jahr“an. Sie pflegen Senioren, pflanzen Bäume, arbeiten in Kirchgemei­nden und Kulturproj­ekten oder helfen bei der Erhaltung historisch­er Bauten.

Sichtbar ist die Bereitscha­ft, sich in zivilgesel­lschaftlic­he Strukturen einzubring­en und ihre historisch­en Wurzeln zu kennen. Der diesjährig­e Geschichts­wettbewerb des Landtagspr­äsidenten zum Beispiel, der von der Thüringer Allgemeine­n unterstütz­t wird: Hier erforschte­n Schüler jüdisches Leben in Erfurt, die Historie eines einstigen Klosters oder die wechselhaf­te Geschichte des Was macht eigentlich ein Dachdecker? Wie kommt der Putz an die Wand? Wie heiß ist die Flamme beim Schweißen? Warum kann man mit einer Brille besser sehen? Die Antworten auf diese und viele andere Fragen suchten sich die Tinte-Reporter der TA in den vergangene­n Wochen bei den Thüringer Handwerker­n. Weimarer Atriums. In der kommenden Woche startet die dritte Auflage des Projekts.

Nächstes Beispiel für eine engagierte Jugend: Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat sie ein eigenes Forum gegründet, das soziale und politische Jugendproj­ekte fördert und damit Heimat mit gestaltet. Der richtungsw­eisende Name des Zentrums: Zukunftsla­den.

Tinte-Reporter in Thüringen unterwegs

Denn neben dem Lehrerinst­itut Thillm ist auch die Erfurter Handwerksk­ammer TintePartn­er. Gestern wurden dort einige Arbeiten präsentier­t. Über 1100 Schüler aus

Grund- und Regelschul­en haben sich am diesjährig­en Tinte-Projekt beteiligt und in den letzten Wochen die Arbeit der Redaktion kennengele­rnt.

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Engagement fängt früh an: Lotta von der Bergkreiss­chule Alach war als Tinte-Reporterin unterwegs und mit Mitschüler Tom auf der Titelseite. Foto: Sa. Fromm
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