Justizminister Maas: „Ein Hobby von Verrückten“
Regierung plant für illegale Autorennen härtere Strafen
Berlin. Der vergangene Sonntagabend im Norden von Berlin: An der Ampel stehen ein BMW und ein Mercedes. Die Fahrer sind 20 und 24 Jahre alt, sie lassen die Motoren aufheulen. Bei Grün drücken sie das Gaspedal durch. Sie überholen sich immer wieder gegenseitig, bis die Polizei sie drei Kilometer später stoppt. „Beide Autofahrer zeigten sich uneinsichtig“, heißt es im Polizeibericht, einer habe keinen Führerschein gehabt. Beide Männer bekommen Bußgeldbescheide zugeschickt.
In vielen Städten gibt es inzwischen eine Szene von Leuten, die mitten in der Stadt Rennen veranstalten. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) nennt solches Verhalten „ein Hobby von Verrückten“, das man dringend härter bestrafen müsse.
Derzeit gelten illegale Autorennen als Ordnungswidrigkeit. Dafür ist in der Regel nur ein Bußgeld von 400 Euro vorgesehen und ein einmonatiges Fahrverbot. Bislang versuchen Richter, die Raser auf andere Weise zu stoppen: In Berlin sind zwei Männer wegen Mordes angeklagt. Sie hatten sich ein Rennen geliefert, bei dem ein Unbeteiligter gestorben war.
Um solche Exzesse zu verhindern, legt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nun einen Gesetzentwurf vor, der illegale Rennen – und den Versuch dazu – direkt als Straftat einstuft. Eine Freiheitsstrafe kann somit sofort verhängt werden. Im Regelfall soll sie zwei Jahre betragen. Stirbt ein Mensch, kann der Täter bis zu zehn Jahre in Haft kommen.
Künftig sollen die Behörden auch den Führerschein komplett entziehen können, was bedeutet, dass die Raser ihn neu beantragen müssen. Sechs Monate bis fünf Jahre kann eine solche Sperre dauern. Zudem sollen die Autos eingezogen werden können. Beides zusammen wird von Experten als besonders effektive Strafe betrachtet, weil sich die Raser in der Regel über ihre Autos identifizieren.