Thüringer Allgemeine (Artern)

Große Finanzlück­e beim beitragsfr­eien Kita-Jahr

- Von Elmar Otto

SPD-Finanzmini­sterin: 24 Millionen Euro fehlen – noch keine Einigung

Weimar. Die Finanzlück­e zur Einführung des beitragsfr­eien Kindergart­enjahres ist größer als bislang von Bildungsmi­nisterin Birgit Klaubert (Linke) dargestell­t.

Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) sagte auf Anfrage: Lege man die von Klaubert veranschla­gten 29 Millionen Euro für das Kita-Jahr zugrunde, müssten „gegenüber dem Vorjahr nicht ‚nur‘ 10 Millionen Euro, sondern sogar 24 Millionen Euro gegenfinan­ziert werden“. Wie der Betrag aufgebrach­t werden könne, darüber sei „noch keine Einigkeit erzielt“worden, so die Finanzmini­sterin.

Da die Haushaltsa­ufstellung für 2018/2019 in einem sehr frühen Stadium sei, könne zur Frage der Finanzieru­ng dieses Mehrbedarf­s noch nichts gesagt werden.

Die Bildungsmi­nisterin hatte erst am Montag bei einem Podium der Landeselte­rnvertre- tung gesagt, um das beitragsfr­eie Kita-Jahr mit einem Volumen von 29 Millionen Euro zu bezahlen, stünden 19 Millionen Euro aus dem abgeschaff­ten Landeserzi­ehungsgeld zur Verfügung. Taubert sagte nun, bereits in diesem Jahr seien es nur noch fünf Millionen Euro gewesen. Das beitragsfr­eie Kita-Jahr war ein zentrales Wahlverspr­echen der rot-rot-grünen Landesregi­erung. Im Koalitions­vertrag wurde verankert, „das erste KitaJahr unter Beachtung der Wahlfreihe­it der Eltern beitragsfr­ei zu stellen“und die notwendige­n Regelungen mit den kommunalen Spitzenver­bänden, der Landeselte­rnvertretu­ng und den Gewerkscha­ften abzustimme­n. Berechnung­en des Bildungsmi­nisteriums kamen aber zu dem Schluss, dass das erste Kita-Jahr mit Kosten von bis zu 81 Millionen Euro jährlich zu teuer sei. Ab Januar 2018 soll nun das letzte Jahr kostenfrei sein.

Die Liga der Freien Wohlfahrts­pflege gibt Investitio­nen in die Qualitäts-Verbesseru­ng an Thüringer Kindergärt­en Vorrang vor einem von der rot-rotgrünen Landesregi­erung geplanten beitragsfr­eien Kita-Jahr. Die Kitas würden immer mehr zu „Bildungsei­nrichtunge­n“und müssten entspreche­nd mit Personal ausgestatt­et sein, so LigaVorsit­zender Reinhard Müller, der als Landesgesc­häftsführe­r auch der Parität vorsteht.

Grundsätzl­ich habe die Liga nichts dagegen, Kitas entgeltfre­i zu stellen. Aber angesichts begrenzter finanziell­er Mittel müssten Prioritäte­n gesetzt werden. Nachholbed­arf sieht Müller vor allem bei den Vier- bis Sechsjähri­gen. Hier kümmert sich im Schnitt eine Erzieherin um 16 Kinder. Eine Verdoppelu­ng der Stellen sei wünschensw­ert.

Wohlfahrts­verbände: Qualität ist wichtiger

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