Das alte Thüringen auf Postkarten
Auf 100 Karten erlaubt der Heyeröder Reiner Schmalzl in seinem ersten Buch den besonderen Blick auf Weihnachten und die Region zwischen Heiligenstadt und Pößneck
Heyerode. Auf 100 Postkarten erlaubt der Heyeröder Journalist Reiner Schmalzl einen besonderen Blick auf Weihnachten und auf Thüringen.
Zuerst war der Philatelist Reiner Schmalzl. Aus ihm wurde der Postkarten-Sammler. 20 Jahre ist das inzwischen her. Mittlerweile kann der Redakteur unserer Zeitung von sich behaupten, in Thüringen eine der umfangreichsten Sammlungen von Weihnachtskarten zu besitzen. 4000, vielleicht auch 5000 seien es. Dazu kommen noch etwa genauso viele Karten zu anderen Themen sowie eine Fülle von Feldpostbriefen aus den beiden Weltkriegen. „Aus dem Sammeln von WeihnachtsBriefmarken erwuchs die Freude an Karten mit Landschaftsund Kinderbildern, auch am rotweißen Weihnachtsmann, den ich anfangs so kitschig fand“, sagt der 62-Jährige und spricht von einer Kettenreaktion. Ein Ausschnitt aus seiner Sammlung wird in Schmalzls erstem Buch veröffentlicht – „Das alte Thüringen auf Postkarten“.
Darin geht es um die CocaCola-Lüge, um duftende Weihnachtskarten aus Erfurt, Urlaubsgrüße aus Thüringen und Raritäten für das britische Königshaus. Schmalzl war es, der 2007 die Coca-Cola-Lüge entlarvte. „Es wurde immer behauptet, der rot-weiße Weihnachtsmann sei ein Werbeträger der amerikanischen Getränkefirma, den man 1931 installierte. In Wirklichkeit aber gab es den Weihnachtsmann schon 30 Jahre früher“, erzählt er. Gefunden hat er den Beweis in einer Weihnachtskartensammlung von Christl Hütten aus Beuren bei Leinefelde im Eichsfeld. Auch diese Geschichte findet ihren Platz in dem jetzt erschienenen Buch. Auf Flohmärkten und in Auktionen im Internet wird Reiner Schmalzl fündig, um seine Sammelleidenschaft zu stillen. Erst dieser Tage ergänzte eine weitere Weihnachtskarte die Sammlung des Eichsfelders – abgestempelt am 24. Dezember 1912 in Vacha. Eine Frau Rosa aus Sünna schrieb sie nach London. Über einen Sammler aus Kassel kam sie nun in Heyerode und damit wieder in Thüringen an.
Reiner Schmalzl gehört zu jenen, die übers Jahr regelmäßig Karten und Briefe schreiben. Zu Weihnachten werden es „so um die 60 Karten“. Und zwar Reprints 100 Jahre alter Karten oder selbst gestaltete Karten. Auch der Trend der PostkartenVerlage gehe zu Nostalgie-Karten. Der Heyeröder Schmalzl begründet dies mit der „Sehnsucht nach der heilen Welt aus Großmutters Zeiten“. Modernen Weihnachtskarten aber kann er nur wenig abgewinnen.
Die Hochphase der Postkarten sieht der Experte in den Jahren zwischen 1900 und 1915 an- Reiner Schmalzl: „Das alte Thüringen auf Postkarten“, Klartext Verlag, 96 Seiten;14,95 Euro
Erhältlich ist das Buch in unseren Pressehäusern – gesiedelt, in den 1930er- und den 1950er/1960er-Jahren.
Trotz seiner zwei Jahrzehnte Sammelleidenschaft: Schmalzl kann noch immer staunen über die Postkarten, darüber, wie aufwendig sie gestaltet wurden. Die Jahre um 1920, als Postkarten mit Stadt- und Landschaftsmotiven aufkamen, bezeichnet der Journalist als die erste Werbekampagne für Thüringen. Und so haben auch verschiedene dieser Motive Aufnahme gefunden in sein Buch. Das alte Arnstadt findet sich darin wieder, Eisenach mit Wartburg und Lutherhaus, Leinefelde, Heiligenstadt, Nordhausen, aber auch Ostthüringen mit Jena und Pößneck. In eine der Stadtansichten ist er besonders verliebt: Eine Marktszene auf dem Mühlhäuser Untermarkt mit Ständen und Pferdewagen. Einen Stempel trägt sie nicht. Dennoch ist sich Schmalzl sicher, dass sie wohl um 1900 gedruckt wurde. Die Begründung hat er parat: „Die Rückseite war bis 1904/05 nur für die Anschrift vorgesehen; erst danach wurde sie geteilt – in einen Bereich fürs Adressfeld und einen für den Gruß.“
Waren es anfangs vor allem die Motive auf der Vorderseite, so entdeckte Reiner Schmalzl recht schnell auch seine Begeisterung für das Geschriebene, für die Schicksale der Schreiber und Empfänger – besonders von Feldpostkarten. Die würde er gern weiter analysieren und in einem Buch aufarbeiten.
Kürzlich ebenfalls im Klartext Verlag erschienen: „333 Dinge, die man in Thüringen erlebt haben muss“und „Konsum-Marken“, Band 1, Unterhaltsamer Rückblick auf Ostprodukte auf 104 Seiten.
alt ist Reiner Schmalzl. Er wurde 1954 in Mühlhausen geboren, wuchs in Hüpstedt auf und lebt nun in Heyerode. Er hat zwei Töchter und ist zweifacher Großvater.
hat er bereits selbst gestaltet: 2002 im Sparkassenhaus Mühlhausen, 2004 zum Weihnachtsmarkt in Heyerode, 2007 in der Kirche St. Nikolaus in Heuthen im Eichsfeldkreis, 2008 in den Mühlhäuser Museen und 2013 in der Burg in Großbodungen. Am vierten Advent dieses Jahres will Rainer Schmalzl auf dem Weihnachtsmarkt im Kloster Anrode bei Bickenriede ausstellen.
Nostalgie-Karten liegen wieder im Trend
lang sammelt er nun Postkarten. Vorher war er ausschließlich Philatelist.
allein zum Thema Weihnachten hat er zusammengetragen. Insgesamt 10 000 Karten.
wurden in diesen Tagen bestellt, um 2000 Postkarten zu archivieren.
er mit am Buch „Der Papst im Eichsfeld: wie wir Benedikt XVI. in unser Land holten“.
Fakten zum Buch