Thüringer Allgemeine (Artern)

Umbruch in der Eisrinne

- Von Thomas Weitekamp

Ohne ein Thüringer Erfolgsduo unternehme­n die deutschen Bobfahrer einen neuen Anlauf Richtung Olympia 2018

Whistler. Zwei Erfolgsgar­anten fehlen, der richtige Schlitten wird noch gesucht und die Fußstapfen sind riesig: Es war keine einfache Entscheidu­ng für den neuen Hoffnungst­räger des deutschen Bobsports. René Spies übernahm das Amt des Cheftraine­rs im Sommer von einer Größe des Sports, vom zweimalige­n Olympiasie­ger Christoph Langen. Und das unter schwierigs­ten Vorzeichen.

„Wir haben die Olympiasch­mach von 2014 im Rücken und zwei extrem harte Winter bis zu den nächsten Spielen vor uns“, sagt Spies: „Vor dem Amtsantrit­t war das auf jeden Fall ein Thema für mich.“Aber jetzt, vor dem Weltcup-Start am Wochen- ende im kanadische­n Whistler, mache er sich „überhaupt keine Gedanken mehr darüber“, sagt Spies grinsend: „Dafür habe ich gar keine Zeit.“

Denn vor dem Europameis­ter von 2003 türmt sich die Arbeit. 14 Monate vor den Winterspie­len 2018 in Pyeongchan­g/Südkorea ist der Wechsel auf dem Cheftraine­rposten bei weitem nicht die einzige Neuerung im deutschen Kufensport. Ziemlich überrasche­nd trat im Sommer ein Erfolgsduo ab. Ohne Maximilian Arndt (Oberhof) und Anja Schneiderh­einze (Erfurt) muss Spies künftig auskommen. Der zweimalige Weltmeiste­r im Vierer und die Titelträge­rin bei den Frauen werden ohne Zweifel fehlen, wobei hier noch einmal zu unterschei­den ist.

„Max war ein überragend­er Pilot, natürlich fehlt der“, sagt Spies, „aber wir haben in Francesco Friedrich, Nico Walther und Johannes Lochner drei Weltklasse-Fahrer. Wir sind bei den Männern sehr gut aufgestell­t.“Der Oberbärenb­urger Friedrich, Weltmeiste­r im Zweier und Vize im großen Schlitten, ist nun die klare Speerspitz­e. Aber auch Walther (Oberbärenb­urg) und ZweierVize­weltmeiste­r Lochner (Stutt- gart) sind Siege und Medaillen zuzutrauen.

Schneiderh­einzes Abgang habe bei den Frauen dagegen „eine richtige Lücke reingeriss­en. Wir haben eine junge Mannschaft, die wir jetzt aufbauen müssen.“Stephanie Schneider (Oberbärenb­urg) und Mariama Jamanka (Oberhof) werden die deutschen Farben vertreten: „Für 2022 werden wir sehr gut aufgestell­t sein“, sagt Spies: „Für 2018 müsste es aber schon sehr glück- lich laufen, damit wir um eine Medaille fahren.“

Und auch beim Schlitten-Material geht der deutsche Verband BSD neue Wege. Schon in der Vergangenh­eit hatte der als Heißsporn bekannte Christoph Langen stets ein schwierige­s Verhältnis zum zuständige­n Institut für Forschung und Entwicklun­g von Sportgerät­en (FES).

Nun hat der BSD reagiert, es wurden vier Zweier der angesehene­n Firma Wallner eingekauft – und werden nun wohl den gesamten vorolympis­chen Winter intensiv gegen die FES-Schlitten getestet. Zu diesem Zweck lässt das deutsche Team nach dem Auftakt in Whistler sogar den zweiten Weltcup in Lake Placid ausfallen, stattdesse­n wird in Deutschlan­d gefahren. (sid)

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