Umbruch in der Eisrinne
Ohne ein Thüringer Erfolgsduo unternehmen die deutschen Bobfahrer einen neuen Anlauf Richtung Olympia 2018
Whistler. Zwei Erfolgsgaranten fehlen, der richtige Schlitten wird noch gesucht und die Fußstapfen sind riesig: Es war keine einfache Entscheidung für den neuen Hoffnungsträger des deutschen Bobsports. René Spies übernahm das Amt des Cheftrainers im Sommer von einer Größe des Sports, vom zweimaligen Olympiasieger Christoph Langen. Und das unter schwierigsten Vorzeichen.
„Wir haben die Olympiaschmach von 2014 im Rücken und zwei extrem harte Winter bis zu den nächsten Spielen vor uns“, sagt Spies: „Vor dem Amtsantritt war das auf jeden Fall ein Thema für mich.“Aber jetzt, vor dem Weltcup-Start am Wochen- ende im kanadischen Whistler, mache er sich „überhaupt keine Gedanken mehr darüber“, sagt Spies grinsend: „Dafür habe ich gar keine Zeit.“
Denn vor dem Europameister von 2003 türmt sich die Arbeit. 14 Monate vor den Winterspielen 2018 in Pyeongchang/Südkorea ist der Wechsel auf dem Cheftrainerposten bei weitem nicht die einzige Neuerung im deutschen Kufensport. Ziemlich überraschend trat im Sommer ein Erfolgsduo ab. Ohne Maximilian Arndt (Oberhof) und Anja Schneiderheinze (Erfurt) muss Spies künftig auskommen. Der zweimalige Weltmeister im Vierer und die Titelträgerin bei den Frauen werden ohne Zweifel fehlen, wobei hier noch einmal zu unterscheiden ist.
„Max war ein überragender Pilot, natürlich fehlt der“, sagt Spies, „aber wir haben in Francesco Friedrich, Nico Walther und Johannes Lochner drei Weltklasse-Fahrer. Wir sind bei den Männern sehr gut aufgestellt.“Der Oberbärenburger Friedrich, Weltmeister im Zweier und Vize im großen Schlitten, ist nun die klare Speerspitze. Aber auch Walther (Oberbärenburg) und ZweierVizeweltmeister Lochner (Stutt- gart) sind Siege und Medaillen zuzutrauen.
Schneiderheinzes Abgang habe bei den Frauen dagegen „eine richtige Lücke reingerissen. Wir haben eine junge Mannschaft, die wir jetzt aufbauen müssen.“Stephanie Schneider (Oberbärenburg) und Mariama Jamanka (Oberhof) werden die deutschen Farben vertreten: „Für 2022 werden wir sehr gut aufgestellt sein“, sagt Spies: „Für 2018 müsste es aber schon sehr glück- lich laufen, damit wir um eine Medaille fahren.“
Und auch beim Schlitten-Material geht der deutsche Verband BSD neue Wege. Schon in der Vergangenheit hatte der als Heißsporn bekannte Christoph Langen stets ein schwieriges Verhältnis zum zuständigen Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES).
Nun hat der BSD reagiert, es wurden vier Zweier der angesehenen Firma Wallner eingekauft – und werden nun wohl den gesamten vorolympischen Winter intensiv gegen die FES-Schlitten getestet. Zu diesem Zweck lässt das deutsche Team nach dem Auftakt in Whistler sogar den zweiten Weltcup in Lake Placid ausfallen, stattdessen wird in Deutschland gefahren. (sid)