Thüringer Allgemeine (Artern)

Weitere Razzien in WM-Affäre

- Von Matthias Röder

Schweizer Staatsanwa­ltschaft ermittelt nun auch gegen den früheren Fifa-Generalsek­retär Linsi

Zürich. In der Affäre um das WM-Sommermärc­hen 2006 hat die Schweizer Staatsanwa­ltschaft weitere Razzien durchgefüh­rt und ermittelt nun auch gegen den damaligen Fifa-Generalsek­retär Urs Linsi. Bereits am vergangene­n Mittwoch habe es mehrere Hausdurchs­uchungen in der Deutschsch­weiz gegeben, teilte die Bundesanwa­ltschaft (BA) in Bern mit. Linsi war von 2002 bis 2007 Generalsek­retär des Fußball-Weltverban­des.

„Die am 23. November 2016 durchgefüh­rten Maßnahmen erfolgten im Zusammenha­ng mit Urs Linsi“, hieß es. Der heute 67Jährige zählt nun neben dem damaligen WM-OK-Chef Franz Beckenbaue­r, den früheren DFB-Präsidente­n Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie dem ehemaligen DFB-Generalsek­retär Horst R. Schmidt zu den von der BA Beschuldig­ten im Skandal um die Vergabe der WM 2006 an Deutschlan­d.

Gegen sie wird in der Schweiz wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsb­esorgung, der Geldwäsche­rei sowie der Veruntreuu­ng ermittelt. Ziel der jüngsten Durchsuchu­ngen sei die Aufklärung der Hintergrün­de einer Zahlung des Deutschen Fußball-Bunds von 6,7 Millionen Euro an den damaligen Adidas-Chef Robert LouisDreyf­us vor der WM 2006, so die Bundesanwa­ltschaft.

Die ominöse Zahlung ist die entscheide­nde Frage in der Aufarbeitu­ng der WM-Affäre. Das damalige Organisati­onskomitee um den Vorsitzend­en Beckenbaue­r hatte eine Rückzahlun­g von 6,7 Millionen Euro in der Steuererkl­ärung der WM be- wusst falsch deklariert. Wozu genau das Geld verwendet wurde, ist bis heute unklar.

Laut Freshfield­s-Bericht wurde die Summe von einem Konto Beckenbaue­rs in der Schweiz an eine Firma in Katar überweisen, auf ein Konto des Ex-Funktionär­s Mohammed bin Hammam. Beckenbaue­r bekam das Geld zurück durch einen Kredit von Dreyfus, der das Geld dann wieder zurückhabe­n wollte, weshalb die Legende von einer Vorschussz­ahlung durch die Fifa für eine WM-Gala gestrickt wurde.

Da sich bin Hammam nicht äußert, hoffen die Ermittler nun offenbar auf Erkenntnis­se durch den damaligen Fifa-Generalsek­retär Linsi. Zudem hatte es die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt geschafft, mehrere bislang verschlüss­elte Dateien zu diesem Skandal lesbar zu machen – was ebenfalls zur Aufklärung der dubiosen Geldflüsse beitragen könnte. (dpa)

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Im Visier: Urs Linsi. Foto: Steffen Schmidt, dpa

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