Thüringer Allgemeine (Artern)

Rosberg nach Feierei „bei 40 Prozent“

- Von Alexander Sarter

Formel-1-Weltmeiste­r in seiner Heimatstad­t Wiesbaden gebührend empfangen. Freitag Übergabe der WM-Trophäe

Wiesbaden. Den Bembel Äppelwoi und den Handkäs konnte Nico Rosberg gerade noch halten – viel mehr ging nach dem Party-Marathon der vergangene­n Tage nicht mehr. „Ich bin nicht bei 100 Prozent, vielleicht nur bei 40. Ich habe quasi durchgefei­ert, wir haben richtig die Sau rausgelass­en. Jetzt brauch ich doch mal ein bisschen Ruhe“, sagte der müde und unrasierte Formel-1-Weltmeiste­r, als er gestern um kurz vor 10 Uhr in Jeans, T-Shirt und Lederjacke seiner Geburtssta­dt Wiesbaden die Aufwartung machte.

„Ich bin hier geboren. Wenn ich an Deutschlan­d denke, dann denke ich an Wiesbaden. Ich habe hier vor allem mit meiner Oma und meinem Opa viel Zeit verbracht. Das sind viele schöne Kindheitse­rinnerunge­n“, äußerte Rosberg, der im Hotel Nassauer Hof von zahlreiche­n Verwandten, Bekannten, einer riesigen Journalist­enschar, unzähligen Fotografen und 14 Kamerateam­s begrüßt wurde. Unter den Zuhörern befand sich auch seine Mutter Sina.

Das anschließe­nde Bad in der Menge fiel an einem Werktag in der hessischen Landeshaup­tstadt eher bescheiden aus. Ein paar Hundert Fans waren gekommen, um den 31-Jährigen, der sich am Sonntag in Abu Dhabi erstmals zum Weltmeiste­r krönte, zu bejubeln. Rosberg, der sich bereits 2012 ins Golde- ne Buch der Stadt eingetrage­n hatte, nahm sich Zeit für Selfies und Autogramme.

„Langsam realisiere ich den Titelgewin­n. Und da finde ich es cool, auch in Wiesbaden vorbeizusc­hauen und die Familie dabeizuhab­en. Ich möchte die Zeit so gut wie möglich genießen“, sagte Rosberg: „Ich bin in den nächsten drei Wochen jeden Tag in einer anderen Stadt. Am Freitag ist das Highlight mit der Siegerehru­ng, das wird ein gigantisch­es Erlebnis. Das wird alles ein bisschen komplizier­t in den nächsten Tagen, aber das mache ich gerne – man wird ja nicht jeden Tag Weltmeiste­r.“

In der Tat wird Rosberg, der via Facebook den Empfang in Wiesbaden angeregt hatte, in nächster Zeit nicht viel Erholung bekommen. Es stehen Besuche in den Mercedes-Werken in Brackley/England (Donnerstag) und Sindelfing­en (Samstag) an, am Freitag bekommt Rosberg im Rahmen der Gala des Automobil-Weltverban­des FIA in Wien zudem offiziell die WMTrophäe überreicht.

Dass Rosberg bei all dem Stress noch Zeit für einen Kurztrip nach Wiesbaden gefunden hatte, machte Oberbürger­meister Sven Gerich „stolz wie Bolle“: „Das ist eine tolle Geste. Aber wann immer Nico wieder Weltmeiste­r wird, muss sein erster Besuch natürlich auch wieder Wiesbaden gelten.“Ob nach dem berühmten Sohn der Stadt nun auch eine Straße benannt wird, ließ er aber offen: „Dafür sind die Ortsbeirät­e zuständig – allerdings hätte ich nichts dagegen.“

Trotz der guten Laune blickte Rosberg („An die nächste Saison verschwend­e ich noch gar kei- nen Gedanken“) während der Feierlichk­eiten auch ein wenig nachdenkli­ch zurück. „Es gab viele Rückschläg­e während der Saison, ich musste mich durchbeiße­n. Die Freude nach dem Rennen war noch größer, weil es so hart war“, sagte der Champion, der nicht mehr an die Normalisie­rung der Beziehung zu seinem Dauerrival­en Lewis Hamilton glaubt.

„Es wird immer schwierig sein. Es wird fast unmöglich sein, eine gute Beziehung zu haben. Dazu ist die Rivalität zu groß. Wir sind im selben Team, es geht immer um den Titel“, sagte Rosberg. Ein grundsätzl­icher Respekt für den anderen sei aber immer noch vorhanden: „Wir waren mit 13 beste Freunde. Das ist immer noch in mir drin. Und ich denke, bei Lewis auch. Das wird auch so bleiben.“(sid)

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 ??  ?? Der neue Formel--Weltmeiste­r Nico Rosberg steht in Wiesbaden mit einer Deutschlan­dfahne in einer Gruppe von Fans. Foto: Andreas Arnold, dpa
Der neue Formel--Weltmeiste­r Nico Rosberg steht in Wiesbaden mit einer Deutschlan­dfahne in einer Gruppe von Fans. Foto: Andreas Arnold, dpa

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