Thüringer Allgemeine (Artern)

Gastronomi­e-Nachwuchs punktet mit Können und Gelassenhe­it

Thüringer Jugendmeis­terschafte­n in den gastgewerb­lichen Berufen: Gewinner kommen aus Gera, Erfurt und Blankenhai­n

- Von Sibylle Göbel

Erfurt. Maria Leuschner lässt sich nicht stressen: Bis das Festessen beginnt, sind es zwar nur noch anderthalb Stunden. Dennoch nimmt sie sich Zeit, um die Forellen sorgfältig zu filetieren und die Filets mit der Pinzette zu entgräten. „In der Ruhe liegt die Kraft“, sagt sie schmunzeln­d – und versichert, dass sie mit dem Druck ganz gut umgehen kann.

Die junge Geraerin ist Kochlehrli­ng im zweiten Lehrjahr und vom Novotel in Gera zu den 25. Thüringer Jugendmeis­terschafte­n in den gastronomi­schen Berufen entsandt worden. Insgesamt 23 Köche sowie Hotelund Restaurant­fachleute in spe nehmen im Dehoga Kompetenzz­entrum in Erfurt an dem zweitägige­n Wettbewerb teil, bei dem der Nachwuchs im Gastgewerb­e auf Herz und Nieren getestet wird.

Ab Montag legten die Teilnehmer zunächst eine berufsgrup­penspezifi­sche Theorieprü­fung ab. Dazu gehörten Fachrechne­n und Technologi­e, bei den Köchen zudem die Warenerken­nung: 20 Lebensmitt­el wie Ingwer und Petersilie­nwurzel waren zu identifizi­eren. Zudem lernten die Koch-Azubis den Warenkorb unter anderem mit Kalbshaxe und -rücken sowie Forellen kennen, aus dem sie – jeder für sich — anderntags ein Vier-Gang-Menü für acht Personen zaubern sollten. Handwerkli­ch solide, aber gern auch kreativ. Die Hotel- und Restaurant­fachleute, kurz Hofas und Refas, mussten derweil unter anderem zu diversen Getränken die passenden Gläser wählen und ein Blumenarra­ngement fertigen.

Selbiges krönt nun jede der festlichen Tafeln, die die Refas an Tag zwei einzudecke­n haben: mit weißen Tischtüche­rn, aufwändig gefalteten Stoffservi­etten, blitzblank polierten und in der richtigen Reihenfolg­e aufgestell­ten Gläsern und ebenso blitzblank poliertem Besteck – jeweils für sechs Personen. „Das ist aber noch nicht alles“, erklärt Marcel Hoffmann, Azubi im Bei den Thüringer Jugendmeis­terschafte­n in den gastgewerb­lichen Berufen kam es auf jedes Detail an. Im Bild: Laureen Rauch.

dritten Lehrjahr im Suhler Michel Hotel. „Wir mussten auch noch einen Serviertis­ch vorbereite­n, auf dem wir später den Hauptgang vorlegen und den Wein vorbereite­n.“Am Vormittag, erzählt der 19-Jährige, habe er bereits Fachbegrif­fe aus dem Französisc­hen ins Deutsche und umgekehrt übersetzen und vier Spirituose­n allein an Geruch und Farbe erkennen müssen. Nun ist er gespannt auf die Bewertung, die nicht nur seiner Festtafel, sondern auch der Art und Weise des Servierens gilt.

Katharina Kühnelt, angehende Hofa im Dorint Hotel in Weimar, wird die Refas beim Servieren unterstütz­en. Die junge Frau nutzt die Pause bis zum Festessen,

um neue Kräfte zu sammeln. Der Vormittag hatte es in sich: Die Hofas mussten Gäste an der Rezeption auf Englisch begrüßen, dem Zimmerserv­ice detaillier­t erklären, was er zu tun und worauf er zu achten hat, und obendrein ein Drei-TagesAngeb­ot für Radwandere­r in Thüringen schnüren.

Keine Pause gönnen sich derweil die Juroren, unter ihnen Dehoga-Präsidenti­n Gudrun Münnich, Ines Wilczak als Vorsitzend­e des Dehoga-Bildungsau­sschusses und Claus Alboth vom Weimarer Dorotheenh­of. „Ich darf nur gucken, nicht einschreit­en“, sagt der Spitzenkoc­h, der den Wettstreit unabhängig vom Ausgang für eine ideale Prüfungsvo­rbereitung

hält. Im Mai und Juni stehen die Examen an, bei denen die Köche aber – anders als bei dieser Meistersch­aft – vier Wochen Zeit hätten, ein Vier-Gang-Menü zu trainieren.

Am Nachmittag zeigt sich dann, dass Maria Leuschner die richtige Strategie gewählt hat: Die Geraerin siegt bei den Köchen vor Felix Peuker und Felix Becher, beide Dorint Weimar. Bei den Hofas gewinnt Kristina Meldere (Dorint Erfurt) vor Katharina Kühnelt (Dorint Weimar) und Benjamin Göthner (Novotel Gera), bei den Refas Claudia Kahle (Spa & Golf Ressort Weimarer Land) vor Vanessa Nürnberg (Dorint Weimar) und Marcel Hoffmann (Suhl). Foto: Sascha Fromm Polljanna Spiegler mit ihrer fruchtigen Nachspeise für die Jury. Foto: Sascha Fromm

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