Oberleitungs-Lastwagen bald auf der Autobahn
Auf einer Teststrecke führt Siemens vor, wie Lkw elektrifiziert werden können. Jeder Kilometer Oberleitung würde zwei Millionen Euro kosten
Groß Dölln. Leise summend rauscht der Lastzug vorbei – ohne lautes Motorbrummen. Oberleitungslastwagen werden künftig möglicherweise auf vielen deutschen Autobahnen zu sehen sein. Der entscheidende Vorteil: Wenn die O-Lkw mit Ökostrom fahren, verursachen sie keine klimaschädlichen Emissionen. Auf einer Teststrecke in Groß Dölln, 80 Kilometer nördlich von Berlin, treibt Siemens die Technologie voran. Anfangs und zwischendurch fährt der Lastzug mit der Kraft der eingebauten Elektrobatterie. Kommt die Oberleitung über der rechten Spur in Reichweite, hebt sich der Stromabnehmer. Der Strom-Lkw verfügt zusätzlich über Dieselmotoren.
„Aus heutiger Sicht sind OLkw eine gute Sache“, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die die Teststrecke am Dienstag besuchte. Bereits ab 2018 werden zwei Autobahn-Teilstücke zu Versuchszwecken elektrifiziert, eines bei Lübeck in Schleswig-Holstein, das andere zwischen Darmstadt und Frankfurt Flughafen.
Hendricks betonte, dass der Verkehr dringend klimaschädliche Gase einsparen müsse. Der Ökostrom aus der Oberleitung sei für den Lkw-Verkehr die effektivste Methode. Der Grund: Die Energieausbeute ist höher als beispielsweise bei der Brennstoffzellen-Technologie. Es sei, so das Umweltministerium, zudem billiger, die Autobahn zu elektrifizieren als neue Bahnstrecken zu bauen.
Als Kosten für die Oberleitungen werden rund eine Million Euro pro Kilometer und Richtung angegeben, beidseitig also zwei Millionen Euro. Um den Großteil des Güterverkehrs zu erfassen, reiche es, maximal 5.000 Kilometer deutscher Autobahnen auszurüsten, meinen die Fachleute. Damit ergäben sich Gesamtkosten von rund zehn Milliarden Euro. Vorführ-Lkw: Start des Testbetriebs auf dem eHighway in Brandenburg. Foto: dpa / Bernd Settnik