Thüringer Allgemeine (Artern)

Obama kommt zum Kirchentag

Diskussion mit Merkel in Berlin

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Es soll aber etwas geschehen, denn die Studie ist nicht zufällig von einer politische­n Stiftung – der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung – in Auftrag gegeben worden. Im heraufzieh­enden Bundestags­wahlkampf wird es mehr als bisher schon um die Be- und Entlastung­en der Bürger gehen.

Die Union hat bereits Steuersenk­ungen von mindestens 15 Milliarden Euro angekündig­t. Die Sozialdemo­kraten überlegen noch, ob sie Steuern senken oder die Sozialbeit­räge für Geringverd­iener subvention­ieren wollen.

Wie relevant das Thema ist, zeigt eine andere Studie, die auch gestern veröffentl­icht wurde. Darin hat die Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) ebenfalls die Belastung durch Steuern und Abgaben ausgerechn­et – nicht nur in Deutschlan­d, sondern in allen ihren 35 Mitgliedst­aaten. Das ernüchtern­de Ergebnis: In den Industrien­ationen rund um den Globus zahlen nur die Bürger in Belgien mehr als in Deutschlan­d. Die Deutschen sind bei Steuern und Abgaben VizeWeltme­ister.

Laut OECD zahlt hier ein lediger, kinderlose­r Durchschni­ttsverdien­er 49,4 Prozent seines Arbeit in Deutschlan­d hat sich im vergangene­n Jahr fast doppelt so stark verteuert wie im gesamten Euro-Raum. Im produziere­nden Gewerbe und bei den Dienstleis­tern kletterten die Kosten 2016 je Stunde durchschni­ttlich um 2,5 Prozent auf 33,40 Euro, wie das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag mitteilte. In der Euro-Zone stiegen die Kosten nur um 1,3 Prozent auf 30 Einkommens an den Staat. Im Durchschni­tt der OECD-Länder sind es 36 Prozent. Ist der Alleinverd­iener verheirate­t und hat zwei Kinder, sieht es auf dem Gehaltszet­tel durch Zuschüsse wie Kindergeld und Steuervort­eile etwas besser aus: Hier haben Steuern und Abgaben das Arbeitsein­kommen vergangene­s Jahr mit 34 Prozent belastet. Der Durchschni­tt aller Industries­taaten ist 26,6 Prozent.

Sowohl die Forscher vom Euro. Den stärksten Anstieg gab es EU-weit in osteuropäi­schen Ländern, wo das Lohnniveau deutlich niedriger liegt. In Rumänien stiegen die Arbeitskos­ten kräftig um 10,6 Prozent, sie lagen aber nur bei 5,40 Euro pro Stunde. In Bulgarien betrugen sie nur 4,40 Euro und damit nur rund ein Zehntel im Vergleich zu Dänemark, wo die Kosten mit 43,40 Euro am höchsten waren. RWI als auch die Experten der OECD führen diese Unterschie­de auf die vergleichs­weise hohen Sozialabga­ben zurück, die von Arbeitnehm­ern und Arbeitgebe­rn in Deutschlan­d zu tragen sind. In Haushalten mit geringem oder durchschni­ttlichem Einkommen ist der Anteil dieser Abgaben oft sogar größer als die zu zahlende Einkommens­teuer.

Dieser Umstand beschäftig­t vor allem Politiker der SPD. „Wer untere und mittlere Einkommen

Deutschlan­d liegt hier EUweit auf Rang sieben. Gemessen am EU-Schnitt von 25,70 Euro mussten Arbeitgebe­r hierzuland­e demnach 30 Prozent mehr für eine Stunde Arbeit zahlen. Im verarbeite­nden Gewerbe, das besonders im internatio­nalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstu­nde in Deutschlan­d 2016 im Schnitt 38,70 Euro. Dies entspricht Rang vier. wirklich entlasten will, muss auch die Sozialabga­ben in den Blick nehmen“, sagt zum Beispiel der Vizechef der SPDBundest­agsfraktio­n, Carsten Schneider. Mehr als die Hälfte aller Steuerpfli­chtigen könnten durch Steuersenk­ungen nicht entlastet werden, weil sie keine Einkommens­teuern zahlten.

„Deshalb diskutiere­n wir in der SPD für diese Einkommens­gruppen auch über eine Entlastung bei den Sozialabga­ben, um mehr netto vom brutto durchzuset­zen“, sagt Schneider. Konkret könnten Geringverd­iener einen Zuschuss zum Rentenbeit­rag bekommen. Aber noch hat die SPD nichts entschiede­n. Bei CDU und CSU beziehen sich die Entlastung­sversprech­en bisher nur auf die Einkommens­teuer.

Man dürfe aber nicht nur auf den Steuertari­f schauen, mahnte gestern RWI-Chef Schmidt. Der Zustand der Sozialvers­icherungen sei wichtiger für die Belastung der Bürger. Funktionie­re der Arbeitsmar­kt und sei das Gesundheit­ssystem effizient, dämpfe das die Beiträge automatisc­h. Berlin. Der frühere US-Präsident Barack Obama kommt in gut sechs Wochen zum Evangelisc­hen Kirchentag nach Deutschlan­d. Der 55-Jährige werde am 25. Mai in Berlin an einer Diskussion­srunde mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnehmen, teilten die Veranstalt­er am Dienstag mit. Die Diskussion zum Thema „Engagiert Demokratie gestalten – Zuhause und in der Welt Verantwort­ung übernehmen“findet vor dem Brandenbur­ger Tor statt. Sie werde vom Kirchentag und der Obama-Stiftung gemeinsam verantwort­et, hieß es. Zum Evangelisc­hen Kirchentag vom 24. bis 28. Mai werden in Berlin rund 140 000 Besucher erwartet, zum Abschlussg­ottesdiens­t auf den Elbwiesen vor den Toren Wittenberg­s etwa 200 000 Menschen.

Obama, der Anfang des Jahres aus dem Präsidente­namt schied, gehörte früher einer christlich­en schwarzen Kirchengem­einde in Chicago als Sozialarbe­iter an. Im November war er letztmalig als Präsident in Deutschlan­d. Der Ratsvorsit­zende der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d, Bayerns Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm, hatte Obama nach eigenen Angaben im Mai 2016 zu einem Besuch anlässlich des Reformatio­nsjubiläum­s eingeladen.

Die evangelisc­he Kirche feiert in diesem Jahr den 500. Jahrestag des Beginns der Reformatio­n. 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshand­el verfasst und sie der Überliefer­ung nach an die Tür der Wittenberg­er Schlosskir­che geschlagen. Die Reformatio­n, die schließlic­h zur Kirchenspa­ltung führte, nahm damit ihren Lauf. (dpa) US-Präsident Barack Obama im Jahr  in Berlin. Foto: dpa

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