Thüringer Allgemeine (Artern)

Wie der Protestant­ismus in die Welt ging

Deutsches Historisch­es Museum Berlin zeigt „Der Luthereffe­kt“über die globale Ausprägung evangelisc­her Glaubensfo­rmen

- Von Esteban Engel

Berlin. Von Wittenberg in Deutschlan­d bis in die Urwälder von Tansania: Wohl kaum eine Idee, kaum ein Glaube verbreitet­e sich so schnell und so gründlich wie der Protestant­ismus. Mit seinen Thesen gegen den Ablasshand­el in der katholisch­en Kirche gab Reformator Martin Luther (1483–1546) vor 500 Jahren die Initialzün­dung für eine Bewegung, die getragen wurde von Geistliche­n und Verfolgten, von Soldaten und Kolonisato­ren, und bis in die entferntes­ten Winkel der Erde drang. Rund 800 Millionen Menschen nennen sich heute Protestant­en.

Zum Reformatio­nsjubiläum zeichnet das Deutsche Historisch­e Museum (DHM) in einer Ausstellun­g in Berlin die Ausbreitun­g des Protestant­ismus im globalen Maßstab nach. „Der Luthereffe­kt“– unter diesem Titel dokumentie­rt die Schau bis 5. November im Gropius-Bau die Entstehung evangelisc­her Glaubensge­meinden in Deutschlan­d und ihre globale Entwicklun­g in Europa, Afrika, Asien und Nordamerik­a.

Mit teils in Deutschlan­d noch nie gezeigten Objekten werden auf rund 3000 Quadratmet­ern auch die lokalen Ausprägung­en evangelisc­her Glaubensfo­rmen dargestell­t – an den Beispielen Schweden, USA, Korea und Tansania. Eine Karte der Herrnhuter Brüdergeme­ine von der Zeit um 1770 zeigt etwa die Niederlass­ungen der Gemeinscha­ft auf der Nordhalbku­gel.

Liturgisch­e Objekte, Bibelausga­ben, Gebetsbüch­er und Gemälde berichten von den konfliktre­ichen Beziehunge­n zwischen Protestant­en und Katholiken sowie der innerprote­stantische­n Blick in die Berliner Ausstellun­g „Der Luthereffe­kt.  Jahre Protestant­ismus in der Welt“. Foto: Bernd von Jutrczenka

Ausdiffere­nzierung etwa zwischen Lutheraner­n, Calviniste­n und Anglikaner­n. Vor allem in Europa führte die von Luther mit seinen Thesen ausgelöste Kirchenspa­ltung

zu Religionsk­riegen und Jahrhunder­te langen Fehden.

Beschleuni­gt wurde die Bewegung wohl auch vom Buchdruck. Das gedruckte Wort trug den Reformatio­nsgedanken in die Welt, lange Abhandlung­en und Flugschrif­ten befeuerten den theologisc­hen Disput.

Am Beispiel Schwedens behandelt die Ausstellun­g auch gesellscha­ftliche Fragen und die Beziehunge­n des Protestant­ismus zur Macht. Der vom Protestant­ismus ausgelöste Mentalität­swandel breitete sich auf alle Lebensbere­iche aus. In den USA prägten die evangelisc­hen Gemeinden bis zur Bürgerrech­tsbewegung der 60erJahre des 20. Jahrhunder­ts entscheide­nd das politische Leben mit. Die Schau zeigt, wie sich im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia die religiöse Vielfalt verwurzelt­e und Auswandere­r ihre eigene religiöse Identität bewahren konnten. Die Anpassung des Glaubens an regionale Bedingunge­n, etwa an den Islam in Tansania, wird mit Fotos, Videoaufna­hmen und Skulpturen dokumentie­rt.

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