Explosionen in Dortmund: Champions-League-Spiel abgesagt
Am Mannschaftsbus waren drei Sprengsätze explodiert. BVB-Spieler Marc Bartra wurde verletzt und notärztlich versorgt
Dortmund. Es sollte ein Fußball-Fest werden, es endete mit Angst, Schrecken und Fassungslosigkeit: Ein Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat gestern zu einer Absage des Champions-League-Viertelfinals gegen AS Monaco geführt. Bei der Explosion dreier Sprengsätze wurde Marc Bartra an der Hand und am Arm verletzt, der BVB-Innenverteidiger musste im Krankenhaus ärztlich versorgt werden. Dennoch wird das Viertelfinal-Hinspiel bereits heute (18.45 Uhr/Sky) nachgeholt.
„Ich saß in der hintersten Reihe neben Marc Bartra, der von Splittern der zerborstenen Rückscheibe getroffen wurde. Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt. Wir wussten nicht, ob noch mehr passiert. Die Polizei war schnell vor Ort, hat abgesichert. Wir sind alle geschockt, an ein Fußballspiel dachte in den Minuten danach keiner“, schilderte BVB-Torwart Roman Bürki bei Blick.ch seine Eindrücke.
Nicht nur Bürki tat sich schwer, den Schreckmoment zu verarbeiten. „Die ganze Mannschaft ist in einer Schockstarre. Solche Bilder bekommst du nicht aus dem Kopf heraus. Ich hoffe, dass die Mannschaft einigermaßen in der Lage ist, morgen wettbewerbsfähig auf dem Feld zu stehen“, hatte zuvor BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Sky gesagt: „In solch einer Krisensituation rücken alle Borussen zusammen.“ Moralische Unterstützung erhielt der BVB auch vom Erzrivalen Schalke 04. „Getrennt in den Farben, vereint gegen Gewalt! Alles Gute, Marc Bartra und dem gesamten Team des BVB! Ich hoffe, es geht euch gut!“, twitterte Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes. BVB-Präsident Reiner Rauball telefoniert im Dortmunder Stadion vor leeren Rängen. Das Spiel gegen den AS Monaco soll heute um . Uhr nachgeholt werden. Foto: Ralph Orlowski/Reuters
Die Spielabsage wurde offiziell 15 Minuten vor dem geplanten Anpfiff vom deutschen Vizemeister und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) verkündet. Um kurz nach 19.00 Uhr hatten sich die Explosionen auf der Wittbräucker Straße knapp zehn Kilometer vom Stadion entfernt ereignet.
Die Sprengsätze waren wohl am Wegesrand in der Nähe des Mannschaftshotels in einer Hecke deponiert. Der Bus wurde nach Angaben von BVB-Sprecher Sascha Fligge an zwei Stellen beschädigt, Scheiben gingen kaputt. Die Dortmunder Polizei war nach eigenen Angaben rund um das Stadion mit einer Vielzahl von Kräften im Einsatz. Über die Hintergründe des Anschlags
gab es zunächst keine Angaben.
Das BVB-Team wurde nach dem Vorfall zurück ins Hotel gebracht. „Aus Sicherheitsgründen wollen wir das weitere Prozedere nicht bekannt geben“, sagte Watzke. Er kündigte aber noch ein Gespräch mit den Spielern und Trainer Thomas Tuchel am gestrigen Abend an. Die Spieler sollen sich danach aber auf den Weg nach Hause gemacht haben. BVB-Präsident Reinhard Rauball begab sich in die Kabine des AS Monaco und informierte den französischen Tabellenführer über die Situation. Die Monegassen trainierten danach im Stadion. Die Spieler sollten sich bewegen, lautete die Begründung.
Stadionsprecher Norbert Dickel hielt derweil die sich bereits im Signal-Iduna-Park befindenden Anhänger ständig über die Entwicklungen auf dem laufenden. Die Fans blieben weitgehend ruhig, sie reagierten nur vereinzelt mit Pfiffen auf die Neuansetzung der Begegnung. Borussia Dortmund empfahl den Anhängern, zunächst noch im Stadion zu bleiben und Ruhe zu bewahren, um eine geordnete Abreise zu gewährleisten. Diese fand nach Polizeiangaben auch statt.
Die Anteilnahme war unterdessen groß. „Ich kann es nicht fassen! Ich hoffe, es geht euch allen gut“, twitterte der ehemalige BVB-Profi Ilkay Gündogan. Nationalspieler Jerome Boateng von Bayern München schrieb:
„Ich hoffe, alle bei euch sind o.k.“Auch der FC Barcelona meldete sich vor seinem Champions-League-Duell bei Juventus Turin. „Unsere ganze Unterstützung für Marc Bartra, den BVB und alle seine Fans“, twitterte der spanische Meister. Ob Bartra heute zur Verfügung steht, war am späten Dienstagabend noch offen.
Reinhard Rauball glaubt unterdessen, dass der Anschlag keine negativen Auswirkungen auf die Spieler und die Begegnung am Mittwoch haben wird: „Die Spieler werden das wegstecken und in der Lage sein ihre Leistung abzurufen. Das wäre das Schlimmste, wenn diejenigen, die den Anschlag verübt haben, jetzt auch noch damit etwas erreichen“, sagte Rauball. (sid)
Unterstützung vom Rivalen Schalke 04