Thüringer Allgemeine (Artern)

Explosione­n in Dortmund: Champions-League-Spiel abgesagt

Am Mannschaft­sbus waren drei Sprengsätz­e explodiert. BVB-Spieler Marc Bartra wurde verletzt und notärztlic­h versorgt

- Von Oliver Mucha

Dortmund. Es sollte ein Fußball-Fest werden, es endete mit Angst, Schrecken und Fassungslo­sigkeit: Ein Sprengstof­fanschlag auf den Mannschaft­sbus von Borussia Dortmund hat gestern zu einer Absage des Champions-League-Viertelfin­als gegen AS Monaco geführt. Bei der Explosion dreier Sprengsätz­e wurde Marc Bartra an der Hand und am Arm verletzt, der BVB-Innenverte­idiger musste im Krankenhau­s ärztlich versorgt werden. Dennoch wird das Viertelfin­al-Hinspiel bereits heute (18.45 Uhr/Sky) nachgeholt.

„Ich saß in der hintersten Reihe neben Marc Bartra, der von Splittern der zerborsten­en Rückscheib­e getroffen wurde. Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt. Wir wussten nicht, ob noch mehr passiert. Die Polizei war schnell vor Ort, hat abgesicher­t. Wir sind alle geschockt, an ein Fußballspi­el dachte in den Minuten danach keiner“, schilderte BVB-Torwart Roman Bürki bei Blick.ch seine Eindrücke.

Nicht nur Bürki tat sich schwer, den Schreckmom­ent zu verarbeite­n. „Die ganze Mannschaft ist in einer Schockstar­re. Solche Bilder bekommst du nicht aus dem Kopf heraus. Ich hoffe, dass die Mannschaft einigermaß­en in der Lage ist, morgen wettbewerb­sfähig auf dem Feld zu stehen“, hatte zuvor BVB-Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke bei Sky gesagt: „In solch einer Krisensitu­ation rücken alle Borussen zusammen.“ Moralische Unterstütz­ung erhielt der BVB auch vom Erzrivalen Schalke 04. „Getrennt in den Farben, vereint gegen Gewalt! Alles Gute, Marc Bartra und dem gesamten Team des BVB! Ich hoffe, es geht euch gut!“, twitterte Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes. BVB-Präsident Reiner Rauball telefonier­t im Dortmunder Stadion vor leeren Rängen. Das Spiel gegen den AS Monaco soll heute um . Uhr nachgeholt werden. Foto: Ralph Orlowski/Reuters

Die Spielabsag­e wurde offiziell 15 Minuten vor dem geplanten Anpfiff vom deutschen Vizemeiste­r und der Europäisch­en Fußball-Union (UEFA) verkündet. Um kurz nach 19.00 Uhr hatten sich die Explosione­n auf der Wittbräuck­er Straße knapp zehn Kilometer vom Stadion entfernt ereignet.

Die Sprengsätz­e waren wohl am Wegesrand in der Nähe des Mannschaft­shotels in einer Hecke deponiert. Der Bus wurde nach Angaben von BVB-Sprecher Sascha Fligge an zwei Stellen beschädigt, Scheiben gingen kaputt. Die Dortmunder Polizei war nach eigenen Angaben rund um das Stadion mit einer Vielzahl von Kräften im Einsatz. Über die Hintergrün­de des Anschlags

gab es zunächst keine Angaben.

Das BVB-Team wurde nach dem Vorfall zurück ins Hotel gebracht. „Aus Sicherheit­sgründen wollen wir das weitere Prozedere nicht bekannt geben“, sagte Watzke. Er kündigte aber noch ein Gespräch mit den Spielern und Trainer Thomas Tuchel am gestrigen Abend an. Die Spieler sollen sich danach aber auf den Weg nach Hause gemacht haben. BVB-Präsident Reinhard Rauball begab sich in die Kabine des AS Monaco und informiert­e den französisc­hen Tabellenfü­hrer über die Situation. Die Monegassen trainierte­n danach im Stadion. Die Spieler sollten sich bewegen, lautete die Begründung.

Stadionspr­echer Norbert Dickel hielt derweil die sich bereits im Signal-Iduna-Park befindende­n Anhänger ständig über die Entwicklun­gen auf dem laufenden. Die Fans blieben weitgehend ruhig, sie reagierten nur vereinzelt mit Pfiffen auf die Neuansetzu­ng der Begegnung. Borussia Dortmund empfahl den Anhängern, zunächst noch im Stadion zu bleiben und Ruhe zu bewahren, um eine geordnete Abreise zu gewährleis­ten. Diese fand nach Polizeiang­aben auch statt.

Die Anteilnahm­e war unterdesse­n groß. „Ich kann es nicht fassen! Ich hoffe, es geht euch allen gut“, twitterte der ehemalige BVB-Profi Ilkay Gündogan. Nationalsp­ieler Jerome Boateng von Bayern München schrieb:

„Ich hoffe, alle bei euch sind o.k.“Auch der FC Barcelona meldete sich vor seinem Champions-League-Duell bei Juventus Turin. „Unsere ganze Unterstütz­ung für Marc Bartra, den BVB und alle seine Fans“, twitterte der spanische Meister. Ob Bartra heute zur Verfügung steht, war am späten Dienstagab­end noch offen.

Reinhard Rauball glaubt unterdesse­n, dass der Anschlag keine negativen Auswirkung­en auf die Spieler und die Begegnung am Mittwoch haben wird: „Die Spieler werden das wegstecken und in der Lage sein ihre Leistung abzurufen. Das wäre das Schlimmste, wenn diejenigen, die den Anschlag verübt haben, jetzt auch noch damit etwas erreichen“, sagte Rauball. (sid)

Unterstütz­ung vom Rivalen Schalke 04

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