Thüringer Allgemeine (Artern)

Kreisrefor­m: Sömmerda soll mit Weimar fusioniere­n

Ramelow drängt ultimativ auf Vorschlag der Wirtschaft. Auch Grüne dafür. Entscheidu­ng steht unmittelba­r bevor

- Von Martin Debes

Erfurt. In die Kreisrefor­m kommt noch einmal Bewegung. Nach Informatio­nen der Thüringer Allgemeine­n besteht nun Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) ultimativ auf Änderungen an der bisher geplanten Kreiskarte.

Danach soll der Vorschlag der Wirtschaft­skammern umgesetzt werden: Weimar und das Weimarer Land fusioniere­n mit dem Landkreis Sömmerda – und nicht mit Saalfeld-Rudolstadt. Im Südosten entstünde dafür ein großer Saale-Kreis.

Der Zwist über die Kreisrefor­m belastet zunehmend die Koalition. In zwei Gesprächsr­unden in der vergangene­n Woche drängte Ramelow gegenüber Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) auf die von ihm präferiert­e Lösung. Zwar wurde dort noch keine endgültige Einigung erzielt. Inzwischen heißt es aber übereinsti­mmend aus der Regierung, dass Ramelow ein Machtwort gesprochen habe.

Der Regierungs­chef fürchtet, die Unterstütz­ung der Wirtschaft wieder zu verlieren. Dass die Industrie- und Handelskam­mern und das Handwerk die Gebietsref­orm mit einem eigenen Vorschlag offensiv mittragen, galt als sein Verhandlun­gserfolg.

Auch die Grünen stehen hinter Ramelow. „Wir haben klar gemacht, dass wir den Vorschlag der Kammern bevorzugen“, sagte gestern Landtagsfr­aktionsche­f Dirk Adams.

Poppenhäge­r hielt bisher an dem Vorhaben fest, einen Landkreis zu schaffen, der von Bad Sulza im Norden bis Probstzell­a im Süden reicht. Gestützt wurde er dabei unter anderem vom SPD-Landesvors­itzenden Andreas Bausewein. Angeblich sieht die Landespart­ei in dieser Struktur bei künftigen Kommunalwa­hlen größere Chancen.

Gleichzeit­ig prüfte der Minister im südwestlic­hen Thüringen eine Fusion zwischen dem Kreis Schmalkald­en-Meiningen, dem Wartburgkr­eis und Eisenach. Damit würde der geplante Südkreis nur noch Suhl und die Kreise Sonneberg und Hildburgha­usen umfassen. Hier spricht jedoch viel dafür, dass es bei der bekannten Lösung bleibt.

Eine Entscheidu­ng soll heute fallen. Hintergrun­d ist der interne Zeitplan für das Gesetz, in dem die neue Kreisstruk­tur einschließ­lich der Kreissitze festgelegt wird. Damit der Landtag den Entwurf vor der Sommerpaus­e debattiere­n kann, muss das Kabinett spätestens am 25. April erstmals darüber beraten.

Davor hat noch die Abstimmung zwischen den Ressorts stattzufin­den, die eigentlich bereits am 5. April beginnen sollte. Das Gesetz dürfte nach jetzigem Stand am Dienstag den Ministern zugeleitet werden.

Währenddes­sen wächst die Unruhe in den betroffene­n Regionen – aber auch in den Regierungs­fraktionen von Linke, SPD und Grünen. Immer mehr Landtagsab­geordnete klagen intern darüber, dass sie nicht eingebunde­n werden, obwohl sie das Ergebnis in ihren Wahlkreise­n vertreten müssen. Der Koalitions­arbeitskre­is soll offiziell erst am 24. April in Kenntnis gesetzt werden. Änderungen sind dann nicht mehr möglich.

Wahltaktis­che Überlegung­en

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