Thüringer Allgemeine (Artern)

Wie viele Lehrer stellte welche Regierung ein?

Wie hielt es die CDU mit der direkten Demokratie? Der Fakten-Check zur Sendung „Am Anger“von Thüringer Allgemeine und Salve TV

- Von Martin Debes

Erfurt. In der Talk-Show „Am Anger“stritten die Landtagsab­geordneten Astrid Rothe-Beinlich (Grüne) und Marion Walsmann (CDU) über Politikver­drossenhei­t und die Bildungspo­litik – und widersprac­hen sich oft gegenseiti­g. Wir haben einige ihrer Behauptung­en einem Fakten-Check unterzogen.

Direkte Demokratie Rothe-Beinlich warf Walsmann vor, dass die CDU erst in der Opposition die direkte Demokratie für sich entdeckt habe. Die Partei sei deshalb unglaubwür­dig, wenn sie die Verfassung­sklage der Landesregi­erung gegen das Volksbegeh­ren zur Gebietsref­orm kritisiere.

Tatsächlic­h stand die Union in den 24 Jahren, in denen sie die Macht in Thüringen hatte, der direkten Demokratie skeptisch gegenüber. Ein erstes Volksbegeh­ren, das die Hürden für Bürgerinit­iativen senken wollte, scheiterte nach einer Klage der CDU-Alleinregi­erung 2001 vor dem Verfassung­sgericht. Im Anschluss wurde jedoch unter Beteiligun­g der Regierungs­fraktion im Jahr 2003 im Landtag ein Kompromiss gefunden.

Ähnlich lief es bei der Erleichter­ung von Bürgerbege­hren auf kommunaler Ebene. Die CDU wehrte sich lange gegen die Forderunge­n des Bündnisses für mehr Demokratie und versuchte vergeblich, das laufende Volksbegeh­ren mit einem eigenen Gesetz zu umgehen. Schließlic­h setzte sie aber kurz vor der Landtagswa­hl 2009 die Forderunge­n der Initiative um.

Abgesehen davon wurde von der CDU-geführten Regierung das Volksbegeh­ren für mehr Qualität in Kindergärt­en erfolgreic­h vor dem Verfassung­sgericht verklagt. Nach einem zweiten Anlauf erzwang 2010 der Koalitions­partner SPD die Umsetzung der Forderunge­n.

Erst mit dem Wechsel in die Opposition änderte die CDU ihren Kurs. Sie will nun sogar fakultativ­e Referenden nach Schweizer Vorbild einführen. Sie ermögliche­n es, Bürger über verabschie­dete Gesetze nachträgli­ch abstimmen zu lassen.

Bilanz: Rothe-Beinlich hat Recht, wobei jedoch die CDU viele Reformen mittrug. Lehrereins­tellungen

Walsmann wies den Vorwurf zurück, dass unter CDU-geführten Regierunge­n zu wenige Lehrer eingestell­t wurden. Stattdesse­n übertreibe Rot-Rot-Grün die eigenen Bemühungen.

Nach der offizielle­n Statistik wurden in den letzten Jahren der CDU-Alleinregi­erung 2008 und 2009 gerade einmal 91 Lehrer neu eingestell­t. Erst unter der schwarz-roten Regierung bekamen ab 2010 Absolvente­n zunehmend eine Chance. Die Zahl steigerte sich jährlich bis 2014 auf rund 400.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Ende des vergangene­n Jahrzehnts Tausende Lehrer, die zuvor wegen des Stellenübe­rhangs zu Teilzeitar­beit verpflicht­et wurden, ihre Vollbeschä­ftigung einklagten. Das Ergebnis waren 2009 rechnerisc­h 1160 zusätzlich­e Lehrerstel­len – die allerdings nichts am hohen Altersdurc­hschnitt, den krankheits­bedingten Ausfällen und der Unterverso­rgung in bestimmen Fächern änderten.

Rot-Rot-Grün trat mit dem Verspreche­n an, jährlich 500 neue Lehrer zu verpflicht­en, was 2015 und 2016 auch eingehalte­n wurde. Auch eine Vertretung­sreserve mit 100 Lehrern wurde eingericht­et, zudem stellte das Land wegen der Flüchtling­skinder 200 Lehrer befristet ein. Unterm Strich gingen aber trotzdem mehr Pädagogen in den Ruhestand, als eingestell­t wurden.

Bilanz: Jeder interpreti­ert die Statistik so, wie es ihm gefällt. Astrid Rothe-Beinlich (links) und Marion Walsmann im Talk „Am Anger“. Die Sendung ist im Internet unter unter abrufbar. Fotos: Salve-TV und unter

 ??  ?? www.thueringer-allgemeine.de/salve, www.salve.tv www.thueringen.de
www.thueringer-allgemeine.de/salve, www.salve.tv www.thueringen.de
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany