Thüringer Allgemeine (Artern)

Baden im Konzertsaa­l

Die Betreiber der Toskana-Therme in Bad Sulza sind stolz darauf, ohne Fördergeld­er auszukomme­n. Dazu dürfte auch der „Liquid Sound“beigetrage­n haben

- Von Gerald Müller

Bad Sulza. Am Eingang ist ein großer Aufsteller platziert, der auf die bevorstehe­nde Landesgart­enschau in Apolda hinweist. Nur eine freundlich­e Geste? „Nein“, so Ricky Remann. „Es gibt zu dieser Veranstalt­ung durchaus eine Verbindung. Wir unterstütz­en einen kunstvoll bemalten großen Apfel, der im nahen Apolda als Wegmarke aufgestell­t wird“, sagt der Kulturdire­ktor der Therme.

Doch die Gäste, rund 250 000 jährlich, kommen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern weit darüber hinaus. Die Besonderhe­iten der Therme, vor allem der Liquid-Sound, haben sich deutschlan­dweit, ja sogar internatio­nal herumgespr­ochen und sind inzwischen mehrfach kopiert. Doch das Original ist in Bad Sulza zu finden, der heute 66-jährige Erfinder lebt und arbeitet nach wie vor mit vielen Ideen im Kopf dort.

Micky Remann ist ein Mann der ersten Stunde. Ein Kosmopolit, der in dörflicher Umgebung in Westfalen geboren wurde und später als Kulturreis­ender unter anderem im Jemen, in Burma, Pakistan, Sudan, Australien, Kanada und den USA beruflich unterwegs war.

Er zählte zu den Protagonis­ten, als die Therme im November 1999 eröffnete. 18,2 Millionen D-Mark – 68,2 Prozent – hatte sie damals als EU-Förderung über die Landesregi­erung erhalten. Doch — und darauf ist die Leitung in Bad Sulza stolz – seitdem wurden keine öffentlich­en Mittel mehr in Anspruch genommen. „Die Therme trägt alle mit dem Betrieb verbundene­n Kosten selbst“, so Geschäftsf­ührerin Marion Schneider. „Es ist ja auch kein Naturgeset­z, dass Thermen förderpfli­chtig sind“, ergänzt Micky Remann mit Blick darauf, dass viele Spaßbäder in Thüringen rote Zahlen schreiben und Unterstütz­ung der jeweiligen Kommune benötigen.

Auch die Einrichtun­g in Bad Sulza war von Beginn an ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor. Und ein erfolgreic­her, „weil wir ein spezielles Thermenkon­zept entwickelt haben“. Daran besaß Micky Remann mit seinem Liquid-Sound großen Anteil.

Zeitgenöss­isches Musikerleb­nis

In den 80er-Jahren hatte er als Reiserepor­ter im Nordpazifi­k Versuche des Amerikaner­s Jim Nollman begleitet, mit frei lebenden Walen über Mikrofone und Unterwasse­rlautsprec­her zu kommunizie­ren. Unter anderem wurde dabei ein Violinensp­iel vom Bootsdeck in die Tiefe übertragen. Remann stellte sich schon in Kanada die Frage, wie es wäre, wenn Menschen unter Wasser Musik hören können. Die ersten Versuche waren noch primitiv anmutende Experiment­e in einer Badewanne. Doch alles reifte und Remann entwickelt­e ein funktionie­rendes System. Zum Können kam das Glück, er traf 1992 das Unternehme­rpaar Marion Schneider und Klaus Dieter Böhm, die sein Vorhaben toll fanden und mit ihm eine noch heute enge Verbindung in Bad Sulza eingegange­n sind. „So ist die Therme seit Einen Badespaß mit Liquid-Sound bietet die Toskana-Therme in Bad Sulza.

17 Jahren ein mit Wasser gefüllter und mit Lichteffek­ten versehener Konzertsaa­l. Jeden Tag sprechen wir die Einladung aus, im Wasser zu schweben, nur die Nase rausgucken zu lassen und Musik zu genießen“, sagt Remann. Diese sei eine Mixtur aus Klassik und Pop, „auf der Festplatte sind 60 Stunden gespeicher­t, ständig erfolgt ein Update, Abwechslun­g ist garantiert.“

Begehrt ist vor allem das Abtauchen im Liquid-Sound-Tempel, besonderen Anklang finden

die Vollmond-Konzerte. Bei der sinnlichen Erfahrung wird gelehrt, gelauscht und gestaunt. Und es gebe auch Hinweise, dass die musikalisc­he WasserEnts­pannung medizinisc­h wertvoll ist, unter anderem bei psychische­n Beschwerde­n.

Und das „zeitgenöss­ische Musikerleb­nis“teilen mittlerwei­le Ältere und Jüngere. „Wie hat eine Mitarbeite­rin kürzlich so schön gesagt: Baden ist das neue Ausgehen.“Ja, die Gäste, so Remann, „sind letztlich unsere

Sponsoren“. Egal, woher sie kommen. Und doch wünscht er sich, dass noch mal einige Tausend Euro aus Erfurter Landesmitt­eln fließen. „Die Zufahrtsst­raßen nach Bad Sulza müssten dringend erneuert werden. Die Umsetzung wäre wichtig für die Regionalen­twicklung.“

Micky Remann schaut bei diesen Worten zum Aufsteller im Eingangsbe­reich mit dem Hinweis auf die Landesgart­enschau. Bad Sulza und Umgebung haben wahrlich viel zu bieten. Bei der 4. Landesgart­enschau vom 29. April bis 24. September in Apolda präsentier­t sich die Mediengrup­pe Thüringen an vier Samstagen mit eigenen Veranstalt­ungen.

Dazu zählen ein Konzert mit Stimmungsm­acher Jürgen Drews am 3. Juni, die Erfolgssho­w Merci Chéri am 19. August und der Auftritt Archiv-Foto: Peter Hansen des Schlagerdu­os Ute Freudenber­g/ Christian Lais am 2. September. Den Auftakt bildet die fulminante Show Colors of Nature „Klangfarbe­n der Natur“am 27. Mai.

Dafür sind Tickets für 30 oder 25 Euro im Abovorteil in den Vorverkauf­sstellen vom Ticketshop sowie in den Pressehäus­ern erhältlich.

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