Thüringer Allgemeine (Artern)

Auf dem Tiefpunkt

Die erste Reise von US-Außenminis­ter Tillerson nach Russland offenbart verhärtete Fronten – vor allem beim Konflikt-Thema Syrien

- Von Stefan Scholl und Dirk Hautkapp

Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow (M.) und sein US-Amtskolleg­e Rex Tillerson. Foto: rtr Moskau/Washington. Die russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n sind nach Darstellun­g von US-Außenminis­ter Rex Tillerson wegen des Syrien-Streits auf einem Tiefpunkt angelangt. Es gebe nur wenig Vertrauen, beklagte Tillerson am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem Kollegen Sergej Lawrow in Moskau. Der Antrittsbe­such Tillersons in Moskau war mit Erwartunge­n überfracht­et worden. Würde es eine Annäherung im Syrienkonf­likt geben? Kann nach dem Giftgasang­riff und dem US-Luftschlag in Syrien eine Eskalation verhindert werden?

Die Gespräche zwischen den Chefdiplom­aten dauerten fünf Stunden, danach saßen beide noch zwei Stunden im Kreml bei Wladimir Putin. Aber auch der russische Außenminis­ter musste hinterher einräumen, dass es noch zahlreiche Probleme gebe: „Wir sind Realisten, wir verstehen, dass ernsthafte Anstrengun­gen für eine Überwindun­g dieser Barrieren nötig sind.“Das Thema Syrien entzweit. Tillerson sagte, die USA seien überzeugt, dass die syrische Regierung rund 50 Mal Chemiewaff­en eingesetzt habe. Russland ist anderer Meinung. Zumindest einigten sich beide Seiten, den Giftgasein­satz von unabhängig­er Seite untersuche­n zu lassen. Und dann wurde es doch noch etwas versöhnlic­h: „Bei allen Problemen, das ist mein persönlich­er Eindruck, gibt es nicht wenige Perspektiv­en zum Dialog“, sagte Lawrow.

Fast zeitgleich aber blockierte Russland mit einem Veto eine Syrien-Resolution im UN-Sicherheit­srat. Der Entwurf hätte die mutmaßlich­e Attacke auf das Schärfste verurteilt und die syrische Regierung verpflicht­et, internatio­nalen Ermittlern Zugang zu gewähren.

Schon vor dem Treffen mit Tillerson hatte Russlands Präsident Wladimir Putin für einen Klimasturz gesorgt. Die Beziehunge­n zwischen Russland und Amerika hätten sich seit dem Amtsantrit­t von Donald Trump deutlich abgekühlt. „Man kann sagen, dass das Vertrauens­niveau auf Arbeitsebe­ne nicht besser geworden ist, sondern eher schlechter, vor allem auf militärisc­her Ebene“, sagte er dem TVSender Mir.

Russland ist einer der engsten Verbündete­n des syrischen Machthaber­s Baschar al-Assad. Forderunge­n des Westens, Assad fallen zu lassen, will Putin nicht nachgeben.

Zu dem Giftgasang­riff in der Provinz Idlib vergangene Woche sagte Putin, er sehe zwei mögliche Erklärunge­n. Entweder handele es sich um eine Inszenieru­ng, um die syrische Führung zu diskrediti­eren. Oder die syrische Luftwaffe habe eine geheime Chemiewaff­enfabrik getroffen. Russland verdächtig­t syrische Rebellen, über Chemiewaff­en zu verfügen.

Bei einer Pressekonf­erenz hatte der Kremlchef jüngst die Vorwürfe, syrische Regierungs­truppen hätten Giftgas gegen Zivilisten eingesetzt, mit den amerikanis­chen Behauptung­en von 2003 verglichen, der irakische Machthaber Saddam Hussein sei im Besitz von Massenvern­ichtungswa­ffen – eine Behauptung von US-Geheimdien­sten, die sich später als falsch herausstel­lte. Putin kritisiert­e, dass sich die Nato-Mitgliedsl­änder nach dem US-Angriff in Syrien hinter Trump gestellt hätten: „Sie nicken wie chinesisch­e Götzenbild­er.“

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