Saisonstart im Liebhabertheater
Sommerfestival auf Schloss Kochberg zum 275. Geburtstag der einstigen Schlossherrin Charlotte von Stein
Das Liebhabertheater Schloss Kochberg ist nicht nur zu Ostern, sondern das ganze weitere Jahr über Schauplatz für Konzerte und Kammerspiele. Kochberg. Wie in jedem Sommer erwacht auch in diesem Jahr das einzigartige historische Privattheater der Klassik Stiftung Weimar auf Schloss Kochberg erneut zum Leben. Von Mai bis Oktober lockt das Liebhabertheater Schloss Kochberg an den Wochenenden Tausende Besucher aus allen Teilen Deutschlands und den europäischen Nachbarländern auf den schönen Landsitz.
Der Start für diese Saison mit 35 Opern- und Schauspielaufführungen, Konzerten und Lesungen fällt auf den 6. Mai. Mit dem Thema „Glück ohne Ruh, Liebe bist du!“– einem Zitat aus Goethes Gedicht „Rastlose Liebe – ist es eingebunden in den Themenschwerpunkt der Klassik-Stiftung zum 275. Geburtstag der Kochberger Schlossherrin Charlotte von Stein. Das Schloss war einer der Schauplätze der Liebe zwischen Goethe und der hoch gebildeten, verheirateten Baronin von Stein. Diese Liebe und ihre Zeit stehen auch im Mittelpunkt des Sommerfestivals.
Doch schon das bevorstehende Osterfest bietet einen Vorgeschmack auf das Sommerprogramm. Am heutigen Donnerstag steht die Ostereiersuche für Kinder im Kochberger Schlosspark an, der zu der Jahreszeit übersät ist von einem Blütenflor. Anemonen, Primeln, Leberblümchen, Vergissmeinnicht und Osterglocken. Um 11.15 Uhr können die Besucher deshalb an einer Familienführung durch den Schlosspark mit Anemonen-Teppich teilnehmen.
Zum Ostersamstag, 15. April, wird um 14.30 Uhr eine Themenführung zu Charlotte von Stein durch das Schloss Kochberg und 15.30 Uhr eine weitere Schlossparkführung angeboten. Um 17 Uhr erklingt ein Osterkonzert im historischen Theater mit Werken von Niccolo Paganini, seinem Lehrer Alessandro Rolla und anderen Komponisten.
Drei Wochen nach Ostern, am
6. Mai, wird das Sommerfestival mit einer Lesung eröffnet: Der Schauspieler Jürg Wisbach liest aus Goethes über 1700 Briefen an seine Angebetete. Unter dem Titel „Öffne mir dein Herz“wird nach der Lesung um 18.30 Uhr eine Auswahl aus den Briefen als Buch mit CD vorgestellt – erschienen beim Proartes Verlag.
Die Liebe zwischen den beiden beschäftigt übrigens bis heute die Gemüter und hat zu einer Vielzahl von Geschichten und Romanen angeregt. Eine davon kommt am
27. Mai im Liebhabertheater Kochberg auf die Bühne, Peter Hacks‘ EinPersonen-Schauspiel „Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“. Ohne Ankündigung und Abschied ist Goethe nach Italien abgereist und hat die verheiratete Charlotte nach 10-jähriger enger Liebes- und Freundschaftsbeziehung tief gekränkt. Diese Situation hat Peter Hacks im 20. Jahrhundert in einem faszinierenden und scharsinnigen Monolog in Szene gesetzt. Es wurde sein größter Bühnenerfolg, er streift Frau von Steins Gefühlsschwankungen ebenso wie die Szene aus „Der Misanthrop“am Liebhabertheater. Links: Vorstandsvorsitzende und künstlerische Leiterin, Silke Gablenz-Kolakovic. Foto: Dieter Urban
Schwächen und Marotten Goethes.
Vor 40 Jahren feierte dieses Mono-Drama in Dresden seine Uraufführung und begann seinen Siegeszug auf deutschen Bühnen sowie in 20 weiteren Ländern. Nun hat Regisseur Helfried Schöbel das Erfolgsstück erneut inszeniert. In einer Koproduktion des Liebhabertheaters Schloss Kochberg mit Rolf Hoppes Hoftheater Dresden und dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt erlebt das Stück in Kochberg, also am Ort des Geschehens, seine Premiere. Barbara Schnitzler vom Deutschen Theater Berlin spielt die Rolle der Frau von Stein.
Bis Oktober stehen noch weitere Aufführungen und Konzerte an. So
wird wieder Goethes Singspiel „Erwin und Elmire“, das Herzogin Anna Amalia vertonte, wie zur Zeit seiner Uraufführung 1776 gezeigt. Molières Komödie „Der Misanthrop oder Der verliebte Melancholiker“wird auf der Bühne des Theaters aufgeführt – wie zu der Zeit des Weimarer Hoftheaters unter Goethes Leitung mit Kostümen aus dem Journal des Luxus und der Moden aus dem späten 18. Jahrhundert. Beide Aufführungen entsprechen der historischen Aufführungspraxis des späten 18. Jahrhunderts.
Obendrein erklingt in den Konzerten Musik aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, zumeist auf historischen Instrumenten gespielt, wie sie am Weimarer Hof der Goethezeit zu hören war. Foto: Maik Schuck
Zwei Klassik-Events ergänzen das diesjährige Programm auf Schloss Kochberg: das Gartenvergnügen am 20. Mai und der Kochberger Nikolausmarkt am 9. Dezember. Immer empfehlenswert ist zudem ein Besuch im Schlossmuseum, in dem es in vielen Räumen so aussieht, als wäre Frau von Stein gerade nur auf einem Spaziergang in dem herrlichen Landschaftspark und würde Goethe demnächst erwarten. Im Festsaal kann man zudem einer Auswahl von Goethes Briefen an seine Freundin lauschen, die Jürg Wisbach eingelesen hat.
▶ Den Spielplan finden Sie unter: www.liebhabertheater.com; Karten per Mail: theaterkasse@ liebhabertheater.com