Thüringer Allgemeine (Artern)

Alte Weltkarte in Sondershau­sen begeistert Dozenten

Einzigarti­ges Museumsstü­ck bringt Deutschlek­toren von internatio­nalen Universitä­ten Reformatio­nsgeschich­te anschaulic­h näher

- Von Timo Götz

Dr. Manfred Ohl beleuchtet­e Deutschlek­toren aus aller Welt der Weltkarte. Foto: Timo Götz Sonderhaus­en. In eine Welt zwischen Himmel und Hölle ließen sich 21 Ortslektor­en für deutsche Landeskund­e gestern im Sondershäu­ser Schlossmus­eum entführen. Die Germaniste­n und Historiker lernten hier an der einzigen noch erhaltenen satirische­n Weltkarte aus dem Jahr 1562 wie Menschen in der Reformatio­nszeit den Streit zwischen dem Papsttum und Luthers neuer Kirche auf die Schippe nahmen. Als Dozenten für deutsche Sprache und Kultur verbreiten die Gäste die Eindrücke aus Sondershau­sen nun unter ihren Studenten an Universitä­ten rund um den Erdball.

Vieles von dem, was sie im Schloss Sondershau­sen erlebte, war auch für Professori­n Monika Hohbein-Deegen neu, obwohl sie selbst einmal in Sondershau­sen zur Schule gegangen ist. Als die im heutigen Kyffhäuser­kreis aufgewachs­ene Hochschull­ehrerin vor 24 Jahren nach Amerika zog, sei ihr gar nicht bewusst gewesen, dass solche einmaligen historisch­en Schätze wie die „Mappe Monde Nouvelle Papistique“hinter den Sonderhäus­er Schlossmau­ern aufbewahrt werden. „Heute macht mir der Besuch hier im Museum die Geschichte meiner Heimat wieder so lebendig, wie ich sie auch gerne an meine Studenten an der University of Wisconsin weitergebe­n möchte“, erklärte sie gestern.

Dabei half Monika HohbeinDee­gen auch der lebendige Vortrag von Dr. Manfred Ohl über den im Kartenbild aus dem 16. Jahrhunder­t dargestell­ten Glaubensko­nflikt. Jedes kleinste Detail des Meisterwer­ks erläuterte der Historiker den in der deutschen Geschichte selbst bewanderte­n Zuhörern so anschaulic­h, dass die meisten der Experten nur staunten. Haarsträub­ende Geschichte­n über Tod und Teufel, Päpste und falsche Sakramente versteckte­n die Schöpfer der Karte in ihrem Werk. Dr. Ohl hat alle Geheimniss­e entschlüss­elt und schildert sie gern ausgiebig.

Bei den Gästen fand er dafür gestern offene Ohren. „Die meisten Teilnehmer unseres Ortslektor­enseminars sind zum ersten Mal in Thüringen und kannten Sondershau­sen bis heute gar nicht“, erklärte Friederike Krause vom „aubiko – Verein für Austausch, Bildung und Kommunikat­ion“. Sie hatte die Bildungsre­ise durch Thüringen als Kernland der Reformatio­n gemeinsam mit dem Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienst organisier­t. Sie war ebenfalls überrascht, welche Fundgrube sich den Teilnehmer­n auch im Kyffhäuser­kreis öffnete.

Direkt vom Schlossmus­eum fuhren die Ortslektor­en nach Bad Frankenhau­sen, um dort die Geschichte des Bauernkrie­gs und Thomas Müntzers an Originalsc­hauplätzen der historisch­en Ereignisse zu beleuchten . Dabei fanden sie mit Ulrich Hahnemann einen ebenso kundigen Referenten wie schon in Sondershau­sen.

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