Tradition verpflichtet
Steigerwaldstadion? Nein, da wird nicht nur Fußball gespielt! Auch ohne den Drittliga-Kick herrscht dort nämlich täglich Betrieb, auch wenn das in der öffentlichen Wahrnehmung manchmal völlig untergeht. Die Leichtathletik machts möglich. Die bei den Fußball-Fans eher ungeliebte Tartanbahn um das Spielfeld herum ist der Garant dafür, dass im Sommer die lange Thüringer Tradition der olympischen Kernsportart auch in der umgebauten Arena eine Fortsetzung findet.
Mit Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler tritt als Lokalmatador sogar ein heimischer Weltklasseathlet an, wenn hier am 8./9. Juli die deutschen Meisterschaften ausgetragen werden. Rekordhalter Julian Reus als deutscher 100-m-Rekordhalter und damit der schnellste Deutsche ist ein weiteres Zugpferd. Hinzu kommt im Juli ja nicht nur das Brüder-Duell der Diskus-Olympiasieger Christoph und Robert Harting. Hürden-Europameisterin Cindy Roleder gehört ebenso zu Deutschlands Stars. Insofern braucht zu den Titelkämpfen niemand ein trostloses Wochenende zu fürchten. Im Drittliga-Alltag der Fußballer soll so etwas ja schon mal vorgekommen sein.
Wenn sich schon die Stadt Erfurt zu einer Arena mit Tartanbahn bekennt, dann sollten Kommune und Verband dies auch künftig mit Vehemenz unterstützen. Immerhin: 10 000 Tickets sind schon verkauft und sind der Beleg, dass die Leichtathletik keineswegs eine Randsportart ist.
Dennoch: In vielen Stadien ist die Leichtathletik schon verdrängt. Ein paar wenige Standorte gibt es noch in Deutschland. Wattenscheid, Nürnberg, Kassel oder Ulm – und Erfurt. Eine perfekt organisierte Meisterschaft im Juli wäre ein weiterer Baustein dafür, dass es auf in Zukunft so bleibt.