Thüringer Allgemeine (Artern)

Thüringen lehnt generelles Tempo 30 in Städten ab

Umweltbund­esamt sieht im langsamere­r Geschwindi­gkeit die Zukunft des Straßenver­kehrs. Länder und der Städtetag sind skeptisch

- Von Teresa Dapp und Andreas Hummel

Schon jetzt muss auf vielen Durchgangs­straßen in Thüringer Städten Tempo  gefahren werden, wie hier im Erfurter Dalbergswe­g. Foto: Marco Schmidt Erfurt. Die Forderung des Umweltbund­esamtes nach Tempo 30 überall in Städten findet im Erfurter Verkehrsmi­nisterium keine Unterstütz­ung. „Generelle Tempo-30-Zonen befürworte­n wir nicht“, erklärte Verkehrsmi­nisterin Birgit Keller (Linke) auf Anfrage.

Die Fachleute ihres Hauses befürchtet­en, dass Autofahrer verstärkt den kürzesten Weg suchen und dazu von Haupt- auf Nebenstraß­en durch Wohngebiet­e ausweichen würden. Auch könne es zu Frust bei ihnen führen, wenn sie auf Straßen, die für höhere Geschwindi­gkeiten ausgebaut wurden, nur 30 fahren dürfen. Vielmehr müssten die Strecken dann baulich an niedrigere Geschwindi­gkeiten angepasst werden.

Das Umweltbund­esamt sieht dagegen etliche Vorteile, wenn Städte zur Tempo-30-Zone würden. „Tempo 30 bringt bessere Luft, flüssigere­n Verkehr und weniger Unfälle – und man ist in der Regel genauso schnell unterwegs“, argumentie­rte Präsidenti­n Maria Krautzberg­er und forderte: „Tempo 30 sollte auf allen Straßen in der Stadt gelten.“Zwar könnten auf bestimmten Straßen auch höhere Geschwindi­gkeiten erlaubt werden, aber 30 Stundenkil­ometer sollten die Regel sein.

In einem Papier mit dem Titel „Stadt für Morgen“nennt die Behörde Tempo 30 als Regelgesch­windigkeit bei den kurzfristi­gen Zielen bis 2020. Dafür müsse die Straßenver­kehrsordnu­ng geändert werden. Dort heißt es bisher, die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t betrage in geschlosse­nen Ortschafte­n für alle Fahrzeuge 50 Kilometer pro Stunde.

Bundesweit gab es Kritik an dem Vorschlag. „Der Deutsche Städtetag hält es für geboten, eine solche Regelung erst einmal in einzelnen Städten zu erproben“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des kommunalen Spitzenver­bandes, Helmut Dedy. Der Vorsitzend­e der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz, Hamburgs Wirtschaft­ssenator Frank Horch (parteilos), argumentie­rte mit den Vorteilen des bestehende­n Systems mit verschiede­nen Tempo-Zonen. (dpa)

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