Thüringen lehnt generelles Tempo 30 in Städten ab
Umweltbundesamt sieht im langsamerer Geschwindigkeit die Zukunft des Straßenverkehrs. Länder und der Städtetag sind skeptisch
Schon jetzt muss auf vielen Durchgangsstraßen in Thüringer Städten Tempo gefahren werden, wie hier im Erfurter Dalbergsweg. Foto: Marco Schmidt Erfurt. Die Forderung des Umweltbundesamtes nach Tempo 30 überall in Städten findet im Erfurter Verkehrsministerium keine Unterstützung. „Generelle Tempo-30-Zonen befürworten wir nicht“, erklärte Verkehrsministerin Birgit Keller (Linke) auf Anfrage.
Die Fachleute ihres Hauses befürchteten, dass Autofahrer verstärkt den kürzesten Weg suchen und dazu von Haupt- auf Nebenstraßen durch Wohngebiete ausweichen würden. Auch könne es zu Frust bei ihnen führen, wenn sie auf Straßen, die für höhere Geschwindigkeiten ausgebaut wurden, nur 30 fahren dürfen. Vielmehr müssten die Strecken dann baulich an niedrigere Geschwindigkeiten angepasst werden.
Das Umweltbundesamt sieht dagegen etliche Vorteile, wenn Städte zur Tempo-30-Zone würden. „Tempo 30 bringt bessere Luft, flüssigeren Verkehr und weniger Unfälle – und man ist in der Regel genauso schnell unterwegs“, argumentierte Präsidentin Maria Krautzberger und forderte: „Tempo 30 sollte auf allen Straßen in der Stadt gelten.“Zwar könnten auf bestimmten Straßen auch höhere Geschwindigkeiten erlaubt werden, aber 30 Stundenkilometer sollten die Regel sein.
In einem Papier mit dem Titel „Stadt für Morgen“nennt die Behörde Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit bei den kurzfristigen Zielen bis 2020. Dafür müsse die Straßenverkehrsordnung geändert werden. Dort heißt es bisher, die zulässige Höchstgeschwindigkeit betrage in geschlossenen Ortschaften für alle Fahrzeuge 50 Kilometer pro Stunde.
Bundesweit gab es Kritik an dem Vorschlag. „Der Deutsche Städtetag hält es für geboten, eine solche Regelung erst einmal in einzelnen Städten zu erproben“, sagte der Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes, Helmut Dedy. Der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), argumentierte mit den Vorteilen des bestehenden Systems mit verschiedenen Tempo-Zonen. (dpa)