Schwere Zeiten für den Osterhasen
Alle Jahre wieder warnt die Deutsche Stiftung Wildtiere vor ernsten Bedrohungen für die Feldhasen-Population. Landesjagdverband schafft Refugien zum Schutz der Art
Ein Feldhase sitzt auf einer Wiese. Foto: Jens Büttner, dpa Erfurt. Die Warnungen der Deutschen Stiftung Wildtiere gehören alljährlich zu Ostern wie gefärbte Eier und Frühlingsspaziergänge: Lebensraum und Existenz des Feldhasen sind mehr und mehr in Gefahr. Aktuell listet die Stiftung den langohrigen Sprinter auf Bedrohungsstufe 3 – heißt: Die Bestände sind erheblich zurückgegangen oder durch menschliche Einwirkung bedroht. Schlimmer ist nur Stufe 4, bei der von einem extrem hohen Risiko des Aussterbens einer Art ausgegangen wird.
Ohnehin haben es die als Osterhasen geschätzten Tiere im Frühjahr schwer. „Nur ein einstelliger Prozentsatz der Junghasen erlebt das erste Jahr“, sagt Andreas Kinser, Hasenexperte bei der Wildtier-Stiftung. Verantwortlich dafür sind natürliche Fressfeinde wie Greifvögel, Krähen, Füchse oder Dachse. Sei das Frühjahr zudem verregnet, erfriere der nasse Nachwuchs in der Sasse.
Mit „menschlichen Einwirkungen“sind vor allem die Auswirkungen durch Landwirtschaft und Straßenverkehr gemeint, die den Hasen den Lebensraum streitig machen. Vor allem wenn im Frühjahr die Vorbereitungen für die Aussaat begännen, würden Äcker und Wiesenflächen zu regelrechten Friedhöfen für die Feldhasen. „Niemand zählt die Opfer“, so Kinser. Zwar kompensiere die Art durch ihre sprichwörtliche Fruchtbarkeit die Verluste, so dass es derzeit in Deutschland noch rund 3 Millionen Tiere gibt. Allerdings könnten es laut Kinser doppelt so viele sein.
Auch Thüringen war einst Hasenland. Erreicht wurden Populationsdichten von bis zu 100 Tieren pro Hektar. Hasen waren ein beliebtes Jagdwild – übrigens auch bei den Staatsjagden zu SED-Zeiten, wie überlieferte Fotos Hunderter im Kreis drapierter Beutehasen belegen.
Diese Zeiten sind allerdings in jeglicher Hinsicht vorbei. „Von einigen Ausnahmeregionen abgesehen, gehen wir für Thüringen aktuell von durchschnittlich 5 Hasen pro Quadratkilometer aus“, sagt Frank Herrmann, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Thüringen (LJV). Der Trend sei auch hierzulande eher negativ. So hätten 2016 zu wenige der im Frühjahr zur Welt gekommenen Junghasen den Herbst überhaupt erreicht, so dass der Nachwuchs die Sterblichkeit nicht ausgleichen konnte. Auch für die Thüringer Jäger sei der Hase nur noch sehr regional eine lohnenswerte Jagdbeute. „In der sehr kurzen Jagdzeit von Oktober bis Dezember wurden 2016 auf 1,4 Millionen Hektar Jagdfläche 866 Hasen erlegt. Im gleichen Jahr fielen fast 1000 Hasen dem Straßenverkehr zum Opfer“, sagt Hermann.
Um den Hasen besser zu schützen, legte der LJV 2016 auf über 500 Hektar „Wildäcker“als besondere Refugien für die Tiere an. Außerdem würden natürliche Räuber wie Fuchs und Dachs intensiv bejagt.