Thüringer Allgemeine (Artern)

Der Bombenansc­hlag auf den BVB-Bus bleibt rätselhaft

Erst rückten in Dortmund die Islamisten in den Fokus, nun ermittelt die Polizei zunehmend auch in der rechten Szene

- Von Miguel Sanches

Berlin. Das Attentat auf den Bus von Borussia Dortmund stellt die Polizei vor Rätsel. Wiewohl in alle Richtungen ermittelt wird, rückt nach den Islamisten nun die rechte Szene in den Fokus. Die heiße Spur, die in die Islamisten-Szene führte, ist erkaltet. Zum einen sind die am Tatort gefundenen Bekennersc­hreiben untypisch für den „Islamische­n Staat“(IS). Auch drei Tage danach hat sich das Terrornetz­werk nicht auf den üblichen Kommunikat­ionskanäle­n zur Tat bekannt.

Zum anderen hat sich der Verdacht gegen zwei am Mittwoch vernommene Männer nicht erhärtet. Gegen einen von ihnen wurde Haftbefehl erlassen, allerdings wegen Verdachts auf Mitgliedsc­haft im IS. Der 26-Jährige aus dem Irak soll eine IS-Einheit angeführt haben, die Entführung­en, Verschlepp­ungen, Erpressung­en und Tötungen vorbereite­t habe. Eine militärisc­he Ausbildung würde allerdings vieles erklären. Die Behörden suchen jedenfalls nach „mordbereit­en Tätern“, so der NRW-Landeskrim­inaldirekt­or Dieter Schürmann. Überdies zeigte die Untersuchu­ng von Sprengstof­f und Zündmechan­ismus, dass die Bomben profession­ell gebaut waren. Seit Hooligans im Februar beim Spiel in Dortmund gegen RB Leipzig Fans der Gästemanns­chaft attackiert­en, geht der Verein kompromiss­loser denn je gegen sie vor. War der BVB Opfer einer Racheaktio­n?

Was Ermittler stutzig macht, sind die Formulieru­ngen im Bekennersc­hreiben, etwa Forderunge­n nach Schließung der Airbase in Ramstein und nach dem Abzug deutscher Tornados aus Syrien. Das passt nicht nur zum IS, sondern auch zur rechten Szene, etwa zum Leipziger Pegida-Ableger Legida. Die Motivforsc­hung ist spekulativ, die Folgen des Anschlags sind es nicht. NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) kündigte zusätzlich­en Schutz von Großereign­issen an. Der Vizechef der Gewerkscha­ft der Polizei, Arnold Plickert, glaubt, „mit solchen Abschlägen muss man auch in anderen Städten rechnen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany