Der Bombenanschlag auf den BVB-Bus bleibt rätselhaft
Erst rückten in Dortmund die Islamisten in den Fokus, nun ermittelt die Polizei zunehmend auch in der rechten Szene
Berlin. Das Attentat auf den Bus von Borussia Dortmund stellt die Polizei vor Rätsel. Wiewohl in alle Richtungen ermittelt wird, rückt nach den Islamisten nun die rechte Szene in den Fokus. Die heiße Spur, die in die Islamisten-Szene führte, ist erkaltet. Zum einen sind die am Tatort gefundenen Bekennerschreiben untypisch für den „Islamischen Staat“(IS). Auch drei Tage danach hat sich das Terrornetzwerk nicht auf den üblichen Kommunikationskanälen zur Tat bekannt.
Zum anderen hat sich der Verdacht gegen zwei am Mittwoch vernommene Männer nicht erhärtet. Gegen einen von ihnen wurde Haftbefehl erlassen, allerdings wegen Verdachts auf Mitgliedschaft im IS. Der 26-Jährige aus dem Irak soll eine IS-Einheit angeführt haben, die Entführungen, Verschleppungen, Erpressungen und Tötungen vorbereitet habe. Eine militärische Ausbildung würde allerdings vieles erklären. Die Behörden suchen jedenfalls nach „mordbereiten Tätern“, so der NRW-Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann. Überdies zeigte die Untersuchung von Sprengstoff und Zündmechanismus, dass die Bomben professionell gebaut waren. Seit Hooligans im Februar beim Spiel in Dortmund gegen RB Leipzig Fans der Gästemannschaft attackierten, geht der Verein kompromissloser denn je gegen sie vor. War der BVB Opfer einer Racheaktion?
Was Ermittler stutzig macht, sind die Formulierungen im Bekennerschreiben, etwa Forderungen nach Schließung der Airbase in Ramstein und nach dem Abzug deutscher Tornados aus Syrien. Das passt nicht nur zum IS, sondern auch zur rechten Szene, etwa zum Leipziger Pegida-Ableger Legida. Die Motivforschung ist spekulativ, die Folgen des Anschlags sind es nicht. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) kündigte zusätzlichen Schutz von Großereignissen an. Der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei, Arnold Plickert, glaubt, „mit solchen Abschlägen muss man auch in anderen Städten rechnen.“