Bei der Arbeit im Wald an die nächsten Generationen denken
Pflege des Jungbestandes. Elsbeerpflänzchen vor Rehen und Wildschweinen schützen
Kyffhäuser. Es ist ein Bäumchen. Der Durchmesser keine zehn Zentimeter. Das junge Ding will ein richtiger Baum werden, fast kerzengerade, hochgewachsen, kräftig. Ein Baum mit Qualität. Für eine hochwertige Verarbeitung. Also kein Industrieholz oder gar was für den Ofen. Doch bis es so weit ist, dass aus dem Bäumchen ein Zukunftsbaum wird, vergehen noch drei Generationen.
Försterin Jana Lolischkies, Leiterin des Reviers Steinthaleben, steht im Kyffhäuserwald an so einem Bäumchen. Von denen es viele gibt. Da ist ihre Freude, ihre Begeisterung zu spüren. Sie denkt beim Blick auf dieses Bäumchen an die nächsten Generationen. Das ist, sagt sie, ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Sie will den nächsten Generationen einen Wald geben, der einen Nutzen hat. Grundlagenarbeit nennt sie das. Es geht um die Pflege des jungen Bestandes. Und da hat sie die Bäumchen im Blick, deren Stamm daumendick bis Oberarmstärke haben. Wobei, eigentlich sieht man den Wald vor lauter Bäumchen nicht. Alles wächst kreuz und quer. Waldarbeiter des Forstamtes Sondershausen sind hier im Revier mit der Motorsäge im Einsatz.
Die geraden, vitalen Stämme, vor allem Eiche und Buche, sollen die Voraussetzungen zum Wachsen bekommen und ihre Krone entfalten können. Sie brauchen Licht, Wasser, Nährstoffe. Wer da im Weg steht, wird weggeschnitten. Es ist eine verantwortungsvolle Arbeit, betont die Revierleiterin. Da ist Erfahrung nötig. Und generell eine gute Teamarbeit. Jeder Waldarbeiter muss sich in der Gruppe auf seinen Kollegen, der nur wenige Meter entfernt einen Baum fällt, verlassen können. Die Arbeit ist hart. Das weiß jeder, der den Männern aus sicherem Abstand zuschaut. Das rausgeschnittene Holz bleibt liegen. Es ist verwertbares Brennholz. Interessenten können sich bei den Revierleitern einen Holzschein holen und es rausholen.
Ja, es geht irgendwie auch um Schönheit im Wald, die letztlich einem Effekt dient, qualitativ wertvolles Holz für die nächsten Generationen zu haben. Junge Bäume, die wie ein Busch wachsen, die nach einem Meter Stamm zwei oder drei Äste bilden, die total krumm sind, gehören nicht dazu. So verwachsenes und extrem krummes Holz ist, wie Jana Lolischkies schildert, auch krankheitsempfindlicher.
In dem Bereich, wo die Waldarbeiter derzeit im Einsatz sind, wird auch gleich nach zukünftigen Waldstrukturen geschaut. Also die spätere Pflege und Ernte. Welche Schneisen sind nötig, damit die Technik, zum Beispiel Harvester, hier eingesetzt werden kann. So weit entfernt sind die anderen Waldarbeiter der Gruppe nicht. In einem Nadelholzbestand pflanzten 2015 und 2016 Schüler der Waldorfschule Erfurt hier unter Anleitung und mit Hilfe von Waldarbeitern Elsbeeren. Ein in Deutschland seltenes, aber sehr hochwertiges Holz. Auch einige Speierlinge wachsen hier. Rehe und Wildschweine mögen die jungen Triebe sehr. Und so versehen die Waldarbeiter die Pflänzchen, die in Reihe stehen, mit einem Schutz, einer Wuchshülle. Sie ist wie ein Kamin, beschreibt Jana Lolischkies sie. Das Bäumchen zieht es nach oben, zum Licht. Die Artenvielfalt ist wichtig, betont die Revierleiterin.
Die Arbeiter nehmen sich der weiteren Pflege des Bestandes an, mähen Gras um die Pflanzen, beseitigen Brombeersträucher. Bei unserer Fahrt zurück zum Rathsfeld kommen wir an eine kleine Lichtung. Vogelkirschen wurden vor einigen Jahren hier gepflanzt. Zahlreiche strecken ihre Krone aus den Schutzhüllen. Jana Lolischkies freut sich über diesen Anblick.
Wer im Weg steht, wird weggeschnitten
Die Waldarbeiter Olaf Rohlke und Holger Axthelm sorgen für den Schutz der gepflanzten Elsbeeren. Revierleiterin Jana Lolischkies ist die Pflege des Jungbestandes wichtig, um den nächsten Generationen hochwertiges Holz zu geben. Fotos: Ingolf Gläser () Im Revier sind unter anderem die Waldarbeiter Oliver Reiber, Thomas Schneider und Andreas Rother im Einsatz. Sie nehmen sich dem Jungbestand und der Struktur des Bestandes an.