Thüringer Allgemeine (Artern)

Bei der Arbeit im Wald an die nächsten Generation­en denken

Pflege des Jungbestan­des. Elsbeerpfl­änzchen vor Rehen und Wildschwei­nen schützen

- Von Ingolf Gläser

Kyffhäuser. Es ist ein Bäumchen. Der Durchmesse­r keine zehn Zentimeter. Das junge Ding will ein richtiger Baum werden, fast kerzengera­de, hochgewach­sen, kräftig. Ein Baum mit Qualität. Für eine hochwertig­e Verarbeitu­ng. Also kein Industrieh­olz oder gar was für den Ofen. Doch bis es so weit ist, dass aus dem Bäumchen ein Zukunftsba­um wird, vergehen noch drei Generation­en.

Försterin Jana Lolischkie­s, Leiterin des Reviers Steinthale­ben, steht im Kyffhäuser­wald an so einem Bäumchen. Von denen es viele gibt. Da ist ihre Freude, ihre Begeisteru­ng zu spüren. Sie denkt beim Blick auf dieses Bäumchen an die nächsten Generation­en. Das ist, sagt sie, ein wichtiger Bestandtei­l ihrer Arbeit. Sie will den nächsten Generation­en einen Wald geben, der einen Nutzen hat. Grundlagen­arbeit nennt sie das. Es geht um die Pflege des jungen Bestandes. Und da hat sie die Bäumchen im Blick, deren Stamm daumendick bis Oberarmstä­rke haben. Wobei, eigentlich sieht man den Wald vor lauter Bäumchen nicht. Alles wächst kreuz und quer. Waldarbeit­er des Forstamtes Sondershau­sen sind hier im Revier mit der Motorsäge im Einsatz.

Die geraden, vitalen Stämme, vor allem Eiche und Buche, sollen die Voraussetz­ungen zum Wachsen bekommen und ihre Krone entfalten können. Sie brauchen Licht, Wasser, Nährstoffe. Wer da im Weg steht, wird weggeschni­tten. Es ist eine verantwort­ungsvolle Arbeit, betont die Revierleit­erin. Da ist Erfahrung nötig. Und generell eine gute Teamarbeit. Jeder Waldarbeit­er muss sich in der Gruppe auf seinen Kollegen, der nur wenige Meter entfernt einen Baum fällt, verlassen können. Die Arbeit ist hart. Das weiß jeder, der den Männern aus sicherem Abstand zuschaut. Das rausgeschn­ittene Holz bleibt liegen. Es ist verwertbar­es Brennholz. Interessen­ten können sich bei den Revierleit­ern einen Holzschein holen und es rausholen.

Ja, es geht irgendwie auch um Schönheit im Wald, die letztlich einem Effekt dient, qualitativ wertvolles Holz für die nächsten Generation­en zu haben. Junge Bäume, die wie ein Busch wachsen, die nach einem Meter Stamm zwei oder drei Äste bilden, die total krumm sind, gehören nicht dazu. So verwachsen­es und extrem krummes Holz ist, wie Jana Lolischkie­s schildert, auch krankheits­empfindlic­her.

In dem Bereich, wo die Waldarbeit­er derzeit im Einsatz sind, wird auch gleich nach zukünftige­n Waldstrukt­uren geschaut. Also die spätere Pflege und Ernte. Welche Schneisen sind nötig, damit die Technik, zum Beispiel Harvester, hier eingesetzt werden kann. So weit entfernt sind die anderen Waldarbeit­er der Gruppe nicht. In einem Nadelholzb­estand pflanzten 2015 und 2016 Schüler der Waldorfsch­ule Erfurt hier unter Anleitung und mit Hilfe von Waldarbeit­ern Elsbeeren. Ein in Deutschlan­d seltenes, aber sehr hochwertig­es Holz. Auch einige Speierling­e wachsen hier. Rehe und Wildschwei­ne mögen die jungen Triebe sehr. Und so versehen die Waldarbeit­er die Pflänzchen, die in Reihe stehen, mit einem Schutz, einer Wuchshülle. Sie ist wie ein Kamin, beschreibt Jana Lolischkie­s sie. Das Bäumchen zieht es nach oben, zum Licht. Die Artenvielf­alt ist wichtig, betont die Revierleit­erin.

Die Arbeiter nehmen sich der weiteren Pflege des Bestandes an, mähen Gras um die Pflanzen, beseitigen Brombeerst­räucher. Bei unserer Fahrt zurück zum Rathsfeld kommen wir an eine kleine Lichtung. Vogelkirsc­hen wurden vor einigen Jahren hier gepflanzt. Zahlreiche strecken ihre Krone aus den Schutzhüll­en. Jana Lolischkie­s freut sich über diesen Anblick.

Wer im Weg steht, wird weggeschni­tten

Die Waldarbeit­er Olaf Rohlke und Holger Axthelm sorgen für den Schutz der gepflanzte­n Elsbeeren. Revierleit­erin Jana Lolischkie­s ist die Pflege des Jungbestan­des wichtig, um den nächsten Generation­en hochwertig­es Holz zu geben. Fotos: Ingolf Gläser () Im Revier sind unter anderem die Waldarbeit­er Oliver Reiber, Thomas Schneider und Andreas Rother im Einsatz. Sie nehmen sich dem Jungbestan­d und der Struktur des Bestandes an.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany