Thüringer Allgemeine (Artern)

Was Ostern eigentlich gefeiert wird

Höchster Feiertag

- Von Kristóf Bálint, Superinten­dent Kirchenkre­is B. Frankenhau­sen-Sondershau­sen

Wer aufmerksam durch den Landkreis und darüber hinaus fährt, sieht seit Wochen schon geschmückt­e Sträucher, Bäume, Brunnen und Gärten. Ostern naht mit großen Schritten, der Frühling auch. Doch was feiern wir eigentlich, wenn wir Ostern frei haben?

Für die meisten wird mit der Zeit vor Ostern die Hoffnung auf einen baldigen Frühling ausgedrück­t. „Wir schmücken, damit wieder Farbe in den Garten kommt“, sagte mir unlängst ein Kleingärtn­er, von mir auf den Osterschmu­ck angesproch­en. Das ist sehr verständli­ch, denn die triste Jahreszeit braucht ein paar Farbtupfer. Wenn das allein der Sinn der Feiertage wäre, dann würde ihn die Wirtschaft schnell mit dem Argument abschaffen, dass in den Baumärkten und Supermärkt­en doch genug Farbiges zu erwerben sei. Dafür müssten wir doch nicht kostbare Arbeitszei­t verschenke­n! Dieses Argument hat auch etwas für sich, ist aber noch keine Antwort.

Vierzig Tage dauert nun die Vorbereitu­ngszeit auf Ostern, genauer die Fastenzeit. Am heutigen Karsamstag endet sie. In ihr haben Christen sich auf den höchsten Feiertag des Jahres vorbereite­t: Ostern. Zum Teil tun sie das mit Fasten von Speisen und Getränken oder Genussmitt­eln, zum Teil mit Verzicht auf liebgeword­ene Gewohnheit­en. Das schärft die Sinne dafür, dass nichts selbstvers­tändlich ist und hilft bei der Einkehr und bei der Beantwortu­ng der Frage, was wirklich notwendig ist für eine Umkehr von nicht lebensdien­lichen Verhältnis­sen. Wer verzichtet, schätzt die Dinge mehr, die er zeitweise entbehrt.

Mit dem heutigen Abend (liturgisch beginnt der Sonntag 18 Uhr am Sonnabend) beginnt die Osternacht. Millionen Christen feiern weltweit, dass Christus den Tod überwunden hat und sie deshalb keine Angst mehr vor dem Tod haben müssen. Sie berufen sich dabei auf die Bibel und erfahren in ihrem Alltag Trost aus der Zusage, dass der Tod nicht das Ende ist. Das ist der Vorteil, den Christen haben, der aber immer wieder in Frage gestellt wird von Menschen, die nur für wahr halten, was sie verstehen. Dabei verstehen wir so viele Dinge nicht in unserem Leben. Warum liebt mich ein Mensch, der mit mir dann Kinder hat, die mich auch lieben?

Ostern ist das wichtigste Fest für Christen, weil es das ganze Leben fundamenta­l ändert: das Ende wird eröffnet, ohne die Gegenwart gering zu achten. Das macht es kostbarer und lebenswert­er. Dafür wurden früher von Ostern bis Pfingsten die Sträucher, Bäume, Brunnen und Gärten geschmückt.

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