Was ist für Sie Zuhause,
Gerade sitze ich in meinem Ate- lier und schaue auf die Landschaft, die mich umgibt. Diese ostthüringische Landschaft rund um Gera besitzt eine einzigartige Linienführung. Sie bie- tet dem Blick Weite und zugleich klare Begrenzungen. Für mich ist es die schönste Landschaft der Welt.
Nach dem Kunststudium in Halle, Burg Giebichenstein, bin ich deshalb leichten Herzens wieder in meine Heimatstadt Gera zurückgekehrt. London oder Paris standen ja damals nicht zur Wahl, und Berlin oder Leipzig haben mich nicht gereizt. Anders als viele Kommilitonen hatte ich nie Angst vor der Provinz. Denn die sogenannte Provinzialität entsteht ja nur durch einen Mangel an Kultur. Und Kultur kann man als Künst- ler besonders gut in das soziale Leben hineintragen.
Dass ich heimatverbunden bin, bedeutet übrigens nicht, dass ich nicht gern unter egs bin. Ich genieße es zu reisen, ha- be auf Hiddensee und in der Toskana sogar zwei Landschaften gefunden, die mich beinahe ebenso begeistern wie die thüringische, aber Gera bleibt mein Hafen. Meine Heimatstadt ist zugleich Flucht- und Zielpunkt. An meinem Haus in Thränitz vor den Toren Geras gefällt mir, dass ich es nicht verlassen muss, um zu arbeiten. Im Büro kann ich all den Papierkram erledigen, den meine freiberuf iche Tätigkeit mit sich bringt, und abends um zehn trotzdem noch mal ins Atelier gehen und weiter arbeiten, oder morgens um sieben als allererstes zum Glasofen gehen. Das Haus ist mein Lebensmittelpunkt – und außerhalb des Ateliers ist die Küche mein Lieblingsraum. Ich koche gern. Das Kochen ist für mich auch ein kreativer Prozess, dessen Ergebnis Anlass bietet, mit Familie und Freunden kommunikativ Zeit zu verbringen.
65, ist Bildender Künstler mit den Spezialgebieten Glaskunst und Kunst am Bau. Er lebt und arbeitet in Thränitz bei Gera.