Neumodische Technik kommt an
Mit dem Scenic zur Tante nach Hamburg. Der Kompakt-Van fällt auf, nicht nur der 20-Zoll-Räder wegen
Mischung aus Van und SUV. Die -Zoller sind Serie und sichern dem Kompakt-Van einen extravaganten Auftritt. Gera. Tante Frieda gehört zur Generation Kittelschürze. Das ist nicht abschätzig gemeint, sie packt halt an, hat immer zu tun – und lässt sich bei allem nicht groß reinreden. Erst hat sie die Kinder großgezogen und wenn ihr Mann – von Montag bis Freitag auf Montage – am Wochenende im Sessel saß, da hatte sie noch ein großes Kind mehr zu betreuen. Sie nahm es hin, tat, was getan werden musste und freute sich an den kleinen Dingen. Mal schauen, wie sie heute drauf ist. In aller Frühe hat sie mich vor ihre Haustür bestellt.
Der alljährliche Besuch bei der Tante in Hamburg steht an. Und ich hab‘ ihr angeboten, sie hinzubringen. Auch mit über 80 ist Tante Frieda gut beieinander, winkt mir zu, reißt die Tür im ▶ Kompaktvan, Fünfsitzer ▶ 6-Gang-Handschaltung
▶ Vierzylinder-Turbodiesel ▶ Hubraum: 1598 cm3
▶ Leistung: 96 kW (130 PS) ▶ max. Drehmoment:
320 Nm bei 4000 U/min
▶ 0 auf 100 km/h: 11,4 s
▶ Spitze: 194 km/h
▶ Verbrauch, kombiniert Fond auf, wutsch ist die Reisetasche auf der Rückbank gelandet. Der nächste Ruck und sie sitzt neben mir, dank erhöhter Sitzposition kein Problem. Für die Fahrt nach Hamburg steht uns ein Renault Scenic zur Verfügung – dass er honiggelb ist, das Dach schwarz abgesetzt, schluckt der morgendliche Dunst.
Überhaupt: Renault hat Mut, der Scenic duckt sich, gleicht fast einem SUV, der hat was. Meine Tante sitzt, es kann losgehen. Den Mantel behält sie an, traut Klimaanlagen nicht, wie auch dem ganzen neumodischen Schnickschnack, den keiner braucht. Zu ihrer Zeit, da hätten sie alle abends zusammengehockt, einen Cognac geschlürft und über der Karte gebeugt, die beste Route ausgekundschaftet, dann die wichtigen
auf 100 km: 4,5 l
▶ CO2-Emission: 116 g/km ▶ Länge: 4407 mm. Breite: 1866 mm. Höhe: 1645 mm. Radstand: 2734 mm ▶ Gepäckraumvolumen:
506 bis 1554 l
▶ Leergewicht: 1615 kg
▶ Zuladung: 508 kg
▶ Preis: ab 26 790 Euro Punkte auf der Route notiert und der Beifahrer war der Co-Pilot. Wehe dem, es wurde sich verfahren. Den großen Touchscreen-Monitor, den Renault hochkant verbaut, beachtet sie nicht, dass ich das Navi laufen hab, sieht sie wohl – ich habe vorsorglich den Ton weggedrückt. Ich schiebe die Mittelkonsole nach hinten, zum Vorschein kommen zwei Kaffeebecher – das kommt an. Tante Frieda trinkt in kleinen Schlücken, schaut sich um. „Schön luftig“, meint sie. Variabel ist er auch, der Scenic, erwähne ich – für die praktischen Dinge kann sie sich erwärmen. Die Rücksitzbank lässt sich umklappen und längs um 16 Zentimeter verschieben – da kann auch mal ein bissel mehr mit auf die Reise gehen.
In dem französischen Kompakt-Van muss man nichts missen, vieles ist bereits aus dem größeren Espace bekannt. Auch der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung ist an Bord. Ich hoffe, wir kommen nicht in eine brenzlige Situation und die Technik greift ein. Tante Friedas Vorträge zum Thema „Wie fahre ich ordentlich Auto?“sind legendär und berüchtigt. Der Kaffee ist alle und sie fängt an zu meckern, über die Tante im Norden, die alles weiß, und das meist auch noch besser.
Doch den jährlichen Besuch lässt sie sich nicht nehmen. Viel Der hochkant gestellte Touchscreen-Monitor beherrscht den Innenraum.
los ist nicht auf den Straßen, also kommen wir zügig durch die Stadt, Richtung Autobahn. Den Tempomat stelle ich zu meiner Sicherheit auf 130 Stundenkilometer ein. Tante Frieda ist TrabiTempo gewohnt. Der 130-PSDiesel ist kaum zu hören Der Scenic, in vierter Generation auf dem Markt und vor 20 Jahren Begründer der europäischen Kompakt-Vans, rollt stets mit 20-Zoll-Rädern an. Die machen was her, doch bleibt der Komfort nicht auf der Strecke.
Tante Frieda erkundigt sich nach dem Fabrikat des Wagens: Ein Renault sei es, das Design stammt von einem Niederländer, Laurens van der Acker Fotos: Andreas Rabel
heißt er. Ah!, ein Holländer, das lässt meine Tante gelten, in Amsterdam war sie schon – mit dem Bus und gefallen hat es ihr auch. Dann fällt mir nichts mehr ein und dann ist es still. Sie ist eingeschlummert, hat wohl doch Vertrauen zur „neumodischen“Technik gefasst. Ich löse den Tempomat und beschleunige. Ruck zuck treffen wir in Hamburg ein. Tante Frieda erwacht, schaut auf ihre Uhr und schmunzelt: Sie weiß, dass wir schnell waren. Behände krabbelt sie aus dem Auto, ergreift ihre Reisetasche, umarmt die Verwandtschaft, winkt mir zu und ruft: Junge fahr sachte und sei am nächsten Sonnabend pünktlich.