Thüringer Allgemeine (Artern)

Die große Luther-Schau beginnt

Auf der Wartburg eröffnet die Sonderauss­tellung „Luther und die Deutschen“

- Von Hanno Müller

Eisenach. Der Kreis der LutherAuss­tellungen schließt sich. Auf der Wartburg in Eisenach wird – heute zunächst für geladene Gäste und ab morgen für die Öffentlich­keit – die nationale Sonderscha­u „Luther und die Deutschen“gezeigt. Zusammen mit Ausstellun­gen in Berlin und Lutherstad­t Wittenberg widmet sie sich den Auswirkung­en der Reformatio­n bis in unsere Zeit.

Thema der Eisenacher Schau ist die Geschichte der Rezeption des Reformator­s und seines Wirkens in den vergangene­n 500 Jahren. Konstante dieser Auseinande­rsetzung sei Luther selbst, der als dominante Figur immer im Mittelpunk­t gestanden habe, sagte der Schweizer Ausstellun­gskurator Marc Höchner. Darüber hinaus zeige die Schau die Brüche in der Wahrnehmun­g Luthers, der etwa im 19. Jahrhunder­t heroisiert, im 20. Jahrhunder­t für die Rechtferti­gung von Weltkriege­n und antisemiti­scher Verfolgung missbrauch­t und schließlic­h in der DDR für die Zwecke der SED instrument­alisiert wurde.

Größtes Exponat ist die Wartburg selbst. Hierher war Luther Anfang Mai 1521 vor der Bannandroh­ung durch die katholisch­e Kirche geflohen. Hier übersetzte er das Neue Testament in die Sprache des Volkes. Für die Zeit der Sonderauss­tellung musste in einigen Räumen die Dauerausst­ellung vorübergeh­end den neuen Exponaten weichen, sagte Burghauptm­ann Günter Schuchardt. Andere Teile der Burg wie die Elisabeth-Galerie seien Teil des Ausstellun­gsrundgang­es. „So können die Besucher am Beispiel der Umbauten der Wartburg zum Nationalde­nkmal der Deutschen im 19. Jahrhunder­t nachvollzi­ehen“, so Schuchardt.

Für Thüringen erwartet sich Staatssekr­etärin Babette Winter (Linke) von der Sonderscha­u neben vielen Besuchern die Möglichkei­t, darüber nachzudenk­en und zu lernen, wie sich das Verhältnis zwischen Luther und den Deutschen veränderte.

Der Mythos wird infrage gestellt

Die Ausstellun­g über den Deutschen Luther auf der deutschen Wartburg klinge zwar so, als sei da viel Nation drin, sagte Winter. „Über den nationalen Blick hinaus geht es jedoch auch um eine Dekonstruk­tion des Mythos Luther. Besucher bekommen die Möglichkei­t, sich eine eigenes Bild vom Reformator zu machen“, sagte Winter. Die Wartburg sei dafür ein angemessen­er Ort.

Gezeigt werden rund 300 Exponate. Land, Stiftung und Bund förderten die Schau mit knapp 3 Millionen Euro. Ein Beirat, dem auch Thüringer Experten angehörten, habe die Erarbeitun­g begleitet. Babette Winter verwies auch auf andere Präsentati­onen zum Reformatio­nsjahr im Land. Thematisie­rt würden dort nicht nur Martin Luthers Leben und Werke, sondern auch Zeitumstän­de und Zeitgenoss­en. ▶

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